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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Osnabrücker Friedensgespräch über Erinnerungskultur
Zwischenüberschrift:
Journalistin Beate Klarsfeld zu Gast im Osnabrücker Schloss
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Wie sollen sich die Deutschen heutzutage an ihre Geschichte, insbesondere die Zeit des Nationalsozialismus, erinnern? Diese Frage diskutierten eine bekannte Journalistin, ein Historiker und ein Politiker am Dienstagabend beim zweiten Friedensgespräch im Osnabrücker Schloss.

Viele Besucher waren gekommen, um die Journalistin Beate Klarsfeld zu sehen, sprachen vor Beginn des Gesprächs über die Ohrfeige, die Klarsfeld 1968 dem damaligen Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger verpasst hatte dessen frühere Tätigkeit im NS-Außenministerium hatte die Journalistin publik gemacht und verurteilt.

Zunächst widmeten sich die Gesprächsteilnehmer ihrem jeweils persönlichen Blick auf die deutsche Erinnerungskultur. Klarsfeld erinnerte an den Bundeskanzler mit der Nazivergangenheit″. Viel mehr als Gleichgültigkeit habe diese Personalie damals nicht hervorgerufen. Eine echte Zäsur musste her″, erinnerte sich Klarsfeld. Die Ohrfeige sei auf jeden Fall eine Gewalttat gewesen. Aber sie habe auf der anderen Seite ihr Leben für diese Aktion aufs Spiel gesetzt, sagte die Journalistin, die sich mit ihrem Mann jahrzehntelang für die juristische Verfolgung von NS-Verbrechern eingesetzt hatte. Zuletzt warnte sie vor der AfD. Wenn die AfD an die Macht kommt, wird es keine Gedenkstätten mehr geben.″

Der langjährige Bundestagsabgeordnete und ehemalige Pastor Markus Meckel blickte aus der Perspektive eines DDR-Bürgerrechtlers zurück. Meckel hatte 1989 mit anderen die Sozialdemokratische Partei in der DDR gegründet. Er knüpfte an Klarsfelds Vortrag an. Die Wiedervereinigung sei schließlich unter anderem deswegen akzeptiert worden, weil Deutschland sich so intensiv mit seiner Vergangenheit auseinandergesetzt habe. Er warb dafür, diese Erinnerungskultur auch auf kommunistische Verbrechen auszudehnen. Wenn es um NS-Verbrechen geht, haben wir einen Konsens, wenn es um den Kommunismus geht, sind wir weit entfernt davon″, kritisierte Meckel. Das liege daran, dass man in Deutschland mit der DDR nur einen kleinen Teil des Sozialismus im Blick habe. Stalin hat vor allem Menschen in der Sowjetunion ermordet. Das ging auch in die Millionen.″ Er halte diesen Vergleich für wichtig, sagte Meckel. Dabei dürften weder die Verbrechen der Nationalsozialisten relativiert noch diejenigen der Kommunisten bagatellisiert werden.

Zuletzt analysierte der Göttinger Historiker Bernd Weisbrod die Erinnerungskultur. Das viel beschworene Verschwinden der Zeitzeugen führt nicht zu einem Vergessen″, prognostizierte Weisbrod. Wir haben ihr Zeugnis in zahlreichen Lebensberichten, in Tausenden Videos.″ Dabei gehe es um diejenigen, die die Toten bezeugen konnten, nicht um Betroffenheitszeugen, die in fernsehgerechten Häppchen präsentiert würden. Dabei bestehe die Gefahr der Mythisierung und Banalisierung″ des Gedenkens.

In der anschließenden Gesprächsrunde hakte Politikwissenschaftler Roland Czada vor allem bei Details aus den Vorträgen nach. Im Anschluss daran dankte die ehemalige Osnabrücker Bürgermeisterin Karin Jabs-Kiesler dem Göttinger Historiker für seine Einschätzung zu den Zeitzeugen und verwies auf die umfangreiche Gedenkkultur in Osnabrück. Was all das für jüngere Generationen bedeutet, blieb dagegen weitgehend offen.

Weitere Berichte auf www.noz.de

Bildtext:
Vor allem die Aussagen des Historikers Bernd Weisbrod (rechts) stießen auf Interesse. Der Professor diskutierte mit Politikwissenschaftler Roland Czada, Journalistin Beate Klarsfeld und Politiker Markus Meckel (von links).

Foto:
Hehmann
Autor:
Stefanie Witte


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