23.03.2017

Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ

Ende März wird die Olle Use abgeschlossen

Final Countdown für Traditionskneipe in der Altstadt

Kehraus-Stimmung in der traditionsreichen Altstadtkneipe Olle Use: Ende März schließt die Gaststätte, und die bisherigen Pächter verabschieden sich. Nach mehrmonatiger Umbauphase wird die Walhalla GmbH hier eine „ moderne Interpretation″ einer Gastwirtschaft präsentieren.

Wir gehen aus

Osnabrück. „ Es neigt sich dem Ende zu″, informieren Betreiber Rainer Knoop und Gunilla Enochs, deren Mann Joe Enochs und Knopp Anfang März 2010 gemeinsam die Gaststätte nach dem Tod des Vorpächters Dieter Willmann übernommen haben, die Gäste auf kleinen Aushängen, dass „ schweren Herzens″ am Freitag, 31. März, geschlossen wird.

Die Bilder an den Wänden sind auch mit kleinen Preis-Aufklebern versehen: „ Wir haben unheimlich viele Nachfragen, ob es möglich ist, ein Erinnerungsstück zu erwerben″, machen die beiden deutlich, welchen Stellenwert das Lokal für die Osnabrücker hat.

Das bewegliche Inventar wird bis Ende März veräußert, und vor allem an den historischen Fotos gibt es großes Interesse. Olle Use steht für Altstadt und Tradition: Promis wie der 2006 verstorbene Exbundespräsident Johannes Rau oder der heutige Amtsinhaber Frank-Walter Steinmeier haben hier in uriger Atmosphäre ein Bier getrunken. Hier sind Wahlsiege gefeiert worden, wird von der Politik bis zum Sport alles an der Theke geklärt und bis heute leidenschaftlich über den VfL diskutiert – was bei ehemaligen Fußballern als frühere und Noch-Kneipenbesitzer natürlich auch seine Geschichten hat.

„ Früher war bei Willmann der Treffpunkt, und hier wurden mehr Geschäfte gemacht als im Rathaus″, blickt der 55-jährige Knoop, der vor 31 Jahren mit der Marktschänke das erste eigene Lokal übernommen hat, auf diese vergangenen Glanzzeiten des Gastrogeschäfts zurück.

Damals gehörte der Frühschoppen zum Sonntag wie früher für viele ein Korn zum Bier, und die Olle Use war nach den Gottesdiensten voll. Das ist lange her. Heute kommt keiner mehr – und der Wochenendausklang ist seit Langem als Ruhetag gesetzt.

Bis einschließlich Freitag nächster Woche wird normal geöffnet. Gunilla Enochs: „ Wenn am 31. März alle Fässer im Keller leer sind, war′s das.″

Dann geht für Rainer Knoop und Joe Enochs, die sich durch die gemeinsame VfL-Zeit seit mehr als 20 Jahren kennen und in Sutthausen auch direkt nebeneinander gebaut haben, mit der Abwicklung ihrer „ Olle Use GmbH″ auch die vor elf Jahren mit der „ Joe Enochs Sportsbar″ begonnene Gastropartnerschaft zu Ende. Vom Ursprungsstandort an der Heger Straße, zu dem auch das „ Osnabrücker Bier-Carree″ zählt, hat sich der Namensgeber, der sich ganz auf die Fußballtraineraufgabe konzentriert, bereits vor einem Jahr verabschiedet. Jetzt ist dann das Kneipenkapitel für Enochs endgültig abgeschlossen – die Freundschaft mit Knopp aber bleibt.

Theoretisch wäre es möglich gewesen, noch bis zum offiziellen Pachtende Ende März 2018 weiterzumachen, aber das hätte für Knopp wirtschaftlich keinen Sinn gemacht: „ Dann hätten wir noch einmal investieren müssen, und das lohnt für ein Jahr nicht.″

So hat er sich mit der Walhalla GmbH, die Mitte vergangenen Jahres die denkmalgeschützte Immobilie von der Stadt gekauft hat und eine Verbindung zwischen Hotel und dem direkt angrenzenden Kneipenbereich herstellen wird, auf eine vorzeitige Vertragsbeendigung geeinigt.

Für den Marktschänke-Wirt ist auch nach mehr als drei Jahrzehnten im Geschäft unverändert das Erfolgsrezept: „ In der Gastronomie steht und fällt alles mit dem Betreiber″, und da ist der 55-Jährige mit den beiden Standorten am Markt und in Heger-Tor-Nähe auch in Zukunft voll ausgelastet.

Mehr erleben: die Wochenendtermine der Region auf veranstaltungen.noz.de

Bildtexte:
Erinnerung an den „ Olle Use″-Start am 4. März 2010: Gunilla Enochs (rechts) und Rainer Knopp mit dem Plakat zur Wiedereröffnung nach dem Tod von Vorpächter Dieter Willmann vor sieben Jahren. Freitag, 31. März, ist letzter Tag.

Ab 1. April ist erst einmal für eine mehrmonatige Umbauphase geschlossen

Große Nachfrage: Bilder und bewegliches Inventar werden bis Ende März verkauft.

Fotos:
Jörn Martens

Wolfgang Elbers