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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
250-Kilo-Bombe entschärft
 
Hauseigentümer erleichtert
 
Middelberg: Der Staat sollte dafür einspringen
Zwischenüberschrift:
Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg im Schinkel entschärft – Amerikanische Fünf-Zentner-Bombe
 
Wer zahlt, wenn im Garten ein Blindgänger entdeckt wird?
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Wegen einer Bombenentschärfung mussten gestern rund 8000 Osnabrücker in Schinkel-Ost, Schinkel und Fledder ihre Wohnungen verlassen. Der Blindgänger konnte ohne größere Schwierigkeiten unschädlich gemacht werden.

Nach der geglückten Entschärfung der amerikanischen Fünf-Zentner-Bombe im Stadtteil Schinkel herrscht bei den Hauseigentümern Erleichterung. Der Blindgänger konnte ohne Komplikationen geborgen werden, trotz der widrigen äußeren

Osnabrück. Die Entschärfung ist problemlos gelaufen, was am guten Erhaltungszustand der Bombe lag″, erklärte Jürgen Wiethäuper, zuständiger Fachbereichsleiter der Stadt Osnabrück. Im Vorgarten eines Einfamilienhauses wurde der Blindgänger zu Jahresbeginn entdeckt und nun von Sprengmeister Clemens Stolte entschärft. Ungewöhnlicherweise stand die Bombe nahezu senkrecht in der Erde, mit dem Heck nach unten. Normalerweise schlägt die Bombe mit dem Kopf auf″, erklärte Stolte, der vermutete: Wahrscheinlich ist die Bombe ins Trudeln gekommen, falsch herum in die Erde gestoßen und hat sich dann nicht mehr gedreht wie sie es sonst tun.″

Die amerikanische Fünf-Zentner-Bombe war mit unterschiedlichen Zündmechanismen versehen. Einem Aufschlagzünder im Front- sowie einem Trägheitszünder im Heckbereich, wie Jürgen Wiethäuper erklärte. Als besonders schwierig erwies sich die unmittelbare Nähe der Bombe zur Hauswand sowie die unterschiedlichen Grundwasserschichten am Fundort, die eine zügige Entschärfung nötig machten. Dicht am oder unter dem Haus ist ein Bombenfund immer ein Problem. Wir mussten noch schneller sein als sonst″, sagte Sprengmeister Clemens Stolte.

Deutlich langsamer als die Entschärfung der Bombe lief hingegen die Evakuierung in den betroffenen Stadtteilen Schinkel, Schinkel-Ost und Fledder. Zahlreiche Anwohner mussten mithilfe der Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerkes (THW), der Feuerwehr sowie der Polizei aus Häusern und Wohnungen geholt werden. Erst gegen 13 Uhr, rund drei Stunden nach dem offiziellen Start der Absperrung, konnten die Einsatzkräfte grünes Licht geben und der Sprengmeister mit der Entschärfung der Bombe beginnen. Man schafft es nicht, im Vorfeld jeden Anwohner zu erreichen. Allerdings ist die Räumung problemlos verlaufen. Bei einigen wenigen mussten wir Überzeugungsarbeit leisten, weshalb es zu entsprechenden Verzögerungen gekommen ist″, so Wiethäuper.

Erleichterung herrschte auch bei den Eigentümern des Hauses, die eine unruhige Nacht hinter sich hatten. Wir sind alle mit einem mulmigen Gefühl ins Bett gegangen″, berichtete Omer Kosuta und fügte hinzu: Heute Morgen habe ich nur mein Handy mitgenommen, und meine Mutter hat unsere Pässe eingepackt.″ Alles andere habe die Familie zu Hause gelassen, weil man davon ausgegangen sei, dass alles gut gehen werde. In den kommenden Wochen will sich die Familie nun um die Neugestaltung des Vorgartens kümmern, der durch die Entschärfung sowie die zahlreichen Vorarbeiten in Mitleidenschaft gezogen wurde. Das ist für meine Mutter schon hart″, so Kosuta.

Im Evakuierungszentrum in der Gesamtschule Schinkel war von der Bombenentschärfung derweil nur wenig zu spüren. Rund 60 Einsatzkräfte kümmerten sich vor Ort um die Bedürfnisse der über 200 Besucher, die sich bei Gulaschsuppe, Kaffee und Keksen auf eine zügige Rückkehr in die eigenen vier Wände freuten. Wir sind das erste Mal hier und sind gut versorgt″, freute sich eine Anwesende, die in unmittelbarer Nachbarschaft des Fundortes wohnt. Die jüngeren Gäste nutzten die Gelegenheit, um Pingpong spielen oder mit dem Bobbycar zu fahren. Die älteren Gäste schwelgten in Erinnerung jüngerer Tage oder vertrieben sich die Zeit beim Kreuzworträtseln.

Bereits am Morgen wurden Anwohner zum Familien-Gottesdienst in die Pauluskirche eingeladen, die unter dem Motto Guckst du?!″ stand. Anschließend nahmen zwischen 80 und 100 Gemeindemitglieder am gemeinsamen Mittagessen teil, das aus hausgemachtem Eintopf und selbst gebackenem Brot bestand. Wenn bei uns sowieso gekocht wird, können wir die Leute auch zu uns einladen. Kirchliche Räume sind für die Menschen da″, so Pastor Karsten Kümmel.

Ein Video, weitere Bilder von der Evakuierung und der Live-Ticker zum Nachlesen auf www.noz.de/ os

Middelberg: Der Staat sollte dafür einspringen

Osnabrück. Grundstücksbesitzer, auf deren Besitz eine Weltkriegsbombe gefunden wird, müssen mit hohen Kosten rechnen, weil die öffentliche Hand nur Mittel für die Sondierung, Evakuierung und Räumung bereitstellt. Darüber sprachen wir mit dem Osnabrücker CDU-Bundestagsabgeordneten Mathias Middelberg.

Herr Middelberg, Sie haben darauf hingewiesen, dass der Bund 60 Millionen Euro in den kommenden vier Jahren für die Räumung alliierter Kriegsbomben zur Verfügung stellt, obwohl er das nicht müsste. Warum nimmt der Bund das Geld in die Hand?

Der Bund anerkennt, dass mit der Entschärfung von Kriegsbomben besondere Härten verbunden sein können. Deshalb gibt er außerhalb seiner Zuständigkeit dieses Geld, um die eigentlich zuständigen Bundesländer zu unterstützen und den betroffenen Hauseigentümern eine zusätzliche Hilfe zukommen zu lassen.

An wen kann sich ein betroffener Hausbesitzer wenden, um finanzielle Hilfe zu bekommen?

Das regelt das jeweilige Bundesland für uns also Niedersachsen. Die Bundesregierung kann aus verfassungsrechtlichen Gründen das Geld nicht direkt an die betroffenen Bürger zahlen. Wir können nur bis zur Länderebene zahlen. Wie Niedersachsen das Geld weitergibt, entscheidet das Land. Betroffene sollten sich an die Stadt wenden. Und die Kommunen wiederum müssen beim Land auf die vollständige Weitergabe der Gelder drängen.

Finden Sie die derzeitige Lastenverteilung gerecht? Es müsste doch eigentlich staatliche Aufgabe sein, die gefährlichen Altlasten des Krieges zu beseitigen, oder?

Für Kriegsbomben jedenfalls sehe ich das auch so. Davon konnte man beim Grundstückserwerb in der Regel nichts wissen. Deshalb sollte der Staat mindestens in den aufwendigeren Fällen einspringen. Und genau dafür sollte die Landesregierung das zusätzliche Geld jetzt einsetzen.

Bildtexte:
Omer Kosuta und seine Familie sind erleichtert, dass der Blindgänger ohne Probleme entschärft werden konnte. Nun steht die Neugestaltung des Vorgartens an.

Das ist die amerikanische Fünf-Zentner-Bombe, die gestern unschädlich gemacht wurde.

Einer Großbaustelle glich am Sonntag der Bombenfundort im Stadtteil Schinkell

Mathias Middelberg, CDU-Bundestagsabgeordneter.

Fotos:
Michael Gründel, Foto: Swaantje Hehmann,
Autor:
apo/sarr


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