User Online: 1 | Timeout: 14:42Uhr ⟳ | Ihre Anmerkungen | NUSO-Archiv | Info | Auswahl | Ende | AAA  Mobil →
NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Datensätze des Ergebnis
Suche: Auswahl zeigen
Treffer:1
Sortierungen:
Anfang der Liste Ende der Liste
1. 
(Korrektur)Anmerkung zu einem Zeitungsartikel per email Dieses Objekt in Ihre Merkliste aufnehmen (Cookies erlauben!)
Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Förster sprechen von „Anarchie im Wald″
Zwischenüberschrift:
Downhill-Fahrer fahren weiter abseits der Wege – Private Waldbesitzer setzen auf neue Gebietsmanager
Artikel:
Kleinbild
 
Kleinbild
Originaltext:
Im Teutoburger Wald herrscht Anarchie. Die Downhillfahrer scheren die Verbotsschilder nicht, sie fahren weiter abseits der Wege, und es ist auch kein Wille erkennbar, sich an die Gesetze zu halten″, rügt der Leiter des für den Staatswald zuständigen Forstamts in der Region Osnabrück, Ulrich Zeigermann.

Osnabrück/ GMhütte. Der Leiter des niedersächsischen Forstamts Ankum zeigt sich deprimiert: Obwohl vor zwei Jahren Verbotsschilder aufgestellt wurden, passiert nichts. Die Schilder werden übermalt, besprüht oder geklaut. Bislang sind alle Überlegungen zur Lösung des Problems gescheitert. Auch die Idee, nach dem Modell des legalen Parcours am Piesberg Pisten für die Downhill-Fahrer freizugeben, konnte nicht durchgesetzt werden. Es scheitert immer wieder daran, dass keiner bereit ist, die Haftung zu übernehmen.″ Die Sprungschanzen, die die Biker aufstellten, würden eine große Gefahr darstellen und seien nach dem Waldgesetz auch nicht zulässig. Den Förstern bleibe nur übrig, die Hindernisse zu entfernen, sobald sie entdeckt werden. Die Begegnungen mit den Bikern seien dabei eher zufällig, da die Revierförster etwa nicht nur für den Dörenberg, sondern für ein sehr viel größeres Gebiet zuständig seien.

Zeigermann spricht von einem Hase-und-Igel-Spiel″ mit den Downhill-Fahrern. Das Problem der Förster sei, dass sie nicht wissentlich dulden dürften, dass abseits der Strecken gefahren wird, weil man riskiere, bei einem Unfall in Haftung genommen zu werden. Hinzu komme die Gefahr von möglichen Kollisionen mit Wanderern oder Waldarbeitern und der nicht akzeptable Eingriff in die Natur. Schließlich würden die Biker große Hügel bauen, Äste absägen oder Holzbefestigungen anlegen.

Ludger Spiegelburg vom Zusammenschluss privater Waldbesitzer im Südkreis, der Waldschutzgenossenschaft Osnabrück-Süd kritisiert: Die Downhill-Fahrer und die Mountainbiker befahren auch in diesem Jahr über illegal angelegte Pisten das Landschaftsschutzgebiet am Dörenberg und Hüggel.″

Ranger für Rechtsfrieden

Zum Teil führten die Downhill-Strecken über ausgewiesene Wanderwege und zweigten dann immer wieder auf illegal angelegte Streckenabschnitte ab. Dadurch würden auch die Wanderer und Spaziergänger in hohem Maße gefährdet. Besonders im Frühjahr litten das Wild und die Vogelwelt unter diesem Verhalten. Es gebe keine sicheren Rückzugsmöglichkeiten mehr für Jungtiere und keinen Schutz für die Brut. Spiegelburg weist darauf hin, dass der Landkreis zum 1. März zwei Gebietsmanager eingestellt habe. Diese würden gegen das illegale Downhillfahren vorgehen und sogenannte Ranger″ ausbilden, um den Rechtsfrieden wiederherzustellen.

Vor allem den Dörenberg haben die Downhill-Biker als Hotspot ausgemacht. Der bei der Landesforst für den Bereich zuständige Revierförster Jens Kohlbrecher kritisiert: Der Landkreis als Ordnungsbehörde konnte auch nach dem Aufstellen der Verbotsschilder vor knapp zwei Jahren immer noch nicht durchsetzen, dass abseits der Wege am Dörenberg nicht gefahren wird.″ Nach dem Aufstellen der Schilder sei das Fahren abseits der legalen Pisten eher noch mehr als weniger geworden. Im vergangenen Jahr sei am Dörenberg von Frühjahr bis Herbst etwa von morgens um fünf bis nachts um halb eins abseits der Wege gefahren worden. Ein ähnliches Szenario befürchtet Zeigermann als Chef der Landesforsten in der Region auch in dieser Saison.

Der Sprecher des Landkreises Osnabrück, Burkhard Riepenhoff, sagt zu dem Vorwurf: Der Landkreis kann vor Ort keine ordnungsbehördlichen Maßnahmen wie etwa die Verhängung eines Bußgeldes treffen, da die Mitarbeiter des Landkreises nicht befugt sind, Personalien von Downhillern aufzunehmen. Hierzu ist nur die Polizei befugt.″

Auch die Polizei weist die Verantwortung von sich. Es habe zwar mehrere Kontroll- und Aufklärungsaktionen im Bereich Dörenberg, Hüggel und Musenberg unter Beteiligung von Landkreis, Waldbesitzern und Förstern gegeben, bei denen zahlreiche Radfahrer zwar ins Gebet genommen″ worden seien, ihnen laut Polizeisprecher Frank Oevermann aber kein unmittelbarer Verstoß nachzuweisen war. Die Problematik besteht ganz klar darin, dass, vom zeitlichen und personellen Aufwand einmal abgesehen, die Möglichkeiten effektiver Kontrollen im Wald sehr eingeschränkt sind. So ist es zum Beispiel sehr schwierig, jemandem nachzuweisen, dass er abseits der Wege gefahren ist. Das Fahren mit dem Bike auf den ausgewiesenen Waldwegen ist nämlich erlaubt″, erläutert Oevermann. Zudem bereite das präventive Ansprechen der Zielgruppe Schwierigkeiten, da diese kaum organisiert und entsprechend bekannt sei. Neben den Downhill-Fahrern aus Stadt und Landkreis Osnabrück würden die genannten Waldgebiete auch auffallend gerne von Radsportlern aus den Niederlanden genutzt, die möglicherweise nicht wissen, wie die rechtliche Seite für das Befahren des Waldes in Deutschland aussieht. Oevermann fordert: Ziel sollte es neben spezieller Öffentlichkeitsarbeit dabei auch sein, die Sportler auf ausgewählte legale Strecken hinzuweisen.″

Ein Themen-Spezial zum Thema Fahrrad finden Sie unter noz.de/ fahrrad

Bildtext:
Hier dürfen Downhill-Fahrer legal fahren: im Bikepark am Osnabrücker Piesberg. Es gab auch schon im Landkreis die Idee, Pisten für Downhill-Biker freizugeben, doch bislang scheiterte sie an der Haftungsfrage.

Foto:
Jörn Martens

Bildtext:

Bikeparks im Kreis wären die Lösung

Der Landkreis sollte die große Anziehungskraft des Dörenbergs und des Hüggels als Potenzial begreifen. Sogar aus den Niederlanden kommen die Downhill-Biker, um im Teutoburger Wald ihrem Sport nachzugehen.

Dabei sollte man bedenken, dass sie das machen, obwohl sie erst mühselig ihre Sprungschanzen und Hindernisse abseits der Pisten aufbauen müssen.

Wenn die Biker das schon auf sich nehmen, obwohl sie wissen, dass sie gegen geltendes Waldgesetz verstoßen, wie groß wäre die Anziehungskraft von Dörenberg und Hüggel erst, wenn man professionelle legale Pisten baut und den Dörenberg und den Hüggel als touristisches Biker-Potenzial begreift?

Im Osnabrücker Bikepark am Piesberg hat sich mit dem TuS Bramsche auch eine Lösung gefunden. Die Biker sind über eine Mitgliedschaft in dem Verein versichert. Warum ist so eine Lösung nicht auch für einen Bikepark am Dörenberg und am Hüggel möglich?
Autor:
Jean-Charles Fays


Anfang der Liste Ende der Liste