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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Milo ist offiziell der Einzige seiner Rasse
Zwischenüberschrift:
Warum in Osnabrück nur ein Staffordshire Bullterrier ordnungsgemäß angemeldet ist
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
In Osnabrück ist nur ein einziger Hund der Rasse Staffordshire Bullterrier angemeldet. Der Grund: Wer ein solches Tier halten will, muss tief in die Tasche greifen. 720 Euro Hundesteuer werden pro Jahr fällig.

Osnabrück. Für einen gefährlichen Hund″ wirkt Milo ziemlich harmlos. Der weiße Staffordshire Bullterrier beißt im Garten auf einer Plastikmaus herum und wirkt, als könne er keiner Fliege etwas zuleide tun. Er ist das einzige Exemplar seiner Rasse, das in Osnabrück offiziell angemeldet ist. Insgesamt sind 6134 Hunde bei der Stadt registriert.

Vor acht Jahren hat Sandra Hegge Milo als Welpen von einem Freund übernommen. Die Tiere seien sehr schmusebedürftig, sagt sie. In Foren werden sie auch Kampfschmuser genannt.″ Die Stadt sieht das allerdings anders, und deshalb zahlt Hegge statt 119 Euro Hundesteuer 720 Euro pro Jahr. Außerdem musste Hegge einen Eignungstest absolvieren, damit sie den Hund überhaupt halten darf.

In Osnabrück werden Staffordshire Bullterrier oder deren Kreuzungen als eine von vier sogenannten gefährlichen Rassen″ geführt, neben dem verwandten American Staffordshire Terrier, dem Bullterrier und dem Pitbull-Terrier. Jede Kommune entscheidet selbst, welche Hunde auf der Liste landen. In Osnabrück sind dort derzeit 32 Tiere aufgeführt. Sieben von ihnen sind gesetzt, weil sie aufgrund ihrer Rasse als gefährlich gelten, die anderen sind durch aggressives Verhalten aufgefallen.

Dass der Staffordshire als gefährlich gilt, hat er unter anderem dem Umstand zu verdanken, dass er im England des 19. Jahrhunderts für Hundekämpfe eingesetzt worden ist. Wenn sie kämpfen, beißen sie sich fest″, sagt Hegge, die als Krankenschwester im Kinderhospital arbeitet. Auf der anderen Seite werden die Tiere als intelligent und familienfreundlich beschrieben. Ich habe überhaupt keine Bedenken, ihn von fremden Kindern streicheln zu lassen″, sagt Hegge.

So ganz ohne ist aber auch Milo nicht. Nach zwei Beißvorfällen mit anderen Hunden musste Hegge mit dem damals noch jungen Tier zum Veterinäramt. Für ein halbes Jahr musste ich ihm einen Maulkorb anlegen, danach wurde er als , nicht aggressiv′ eingestuft.″

Parallel besuchte sie mit Milo zwei Jahre eine Hundeschule. Um kein Risiko einzugehen, lässt Hegge ihn seitdem nicht mehr mit fremden Hunden spielen. Hegge sieht es so: Man kann aus jedem Hund einen Kampfhund machen, auch aus einem Dackel oder einem Schäferhund.″

Nicht immer ist jedenfalls ganz klar auszumachen, warum ein Hund für die Stadt als gefährlich gilt oder warum nicht. Der Rottweiler zum Beispiel ist im benachbarten NRW als gefährlich″ gelistet, in Osnabrück hingegen zahlt der Besitzer den normalen Hundesteuersatz von 119 Euro. Eine Erklärung dafür bleibt die Stadt schuldig.

Zumindest scheint sich das positiv auf das Meldeverhalten der Besitzer auszuwirken: Gleich 27 Rottweiler sind in Osnabrück ordnungsgemäß registriert. Anders sieht es bei den Staffordshire Bullterriern aus. Neben Milo gibt es zwar durchaus noch eine ganze Reihe anderer Tiere dieser Rasse, die durch die Stadt laufen nur dass sie nicht als solche gemeldet sind. Viele Halter ziehen es angesichts des erheblich erhöhten Hundesteuer-Satzes vor, ihr Tier entweder gar nicht anzumelden oder es gegenüber der Stadt als Mischling auszuweisen. In den Computern der Stadt führt der Mischling dann auch die Liste der angemeldeten Hunde an: 1700 Tiere sind als solche registriert. Theoretisch kann die Stadt natürlich kontrollieren, ob Hunde korrekt gemeldet wurden. Solange das Tier nicht auffällig wird, dürfte das aber eher selten der Fall sein.

Nicht wenige Halter sparen nicht nur bei der Steuer, sondern auch bei der Anschaffung. Ein Exemplar von einem offiziellen Züchter kostet immerhin gut 1500 Euro, je nach Abstammungslinie können es über 3000 Euro werden. Es geht aber auch billiger: Hunde werden zwecks Paarung unter der Hand herumgereicht. Die Welpen werden dann ohne Papiere weitergegeben und kosten um die 500 Euro, wie ein Insider unserer Redaktion berichtet.

Eine Praxis, die Katharina Weiss scharf verurteilt. Sie züchtet im niedersächsischen Twistringen seit 13 Jahren Staffordshire Bullterrier und ist im VDH organisiert, dem größten Dachverband von Hundezüchtern in Deutschland. Die Tiere, die auf solche Art und Weise gepaart werden, wurden weder einem Wesenstest unterzogen noch gesundheitlich geprüft.″

Weiss kritisiert aber auch Städte wie Osnabrück, die ganze Rassen als gefährlich″ einstufen und damit Haltern einen Grund geben, ihre Tiere nicht anzumelden. Man sollte das individuelle Tier prüfen und nicht eine ganze Rasse vorverurteilen.″

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Bildtext:
Sandra Hegge und Hund Milo sind seit acht Jahren ein Team. Hegge hat ihn ordnungsgemäß bei der Stadt angemeldet als einzige Staffordshire-Bullterrier-Halterin in Osnabrück.

Foto:
Jörn Martens
Autor:
Sven Kienscherf


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