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1.
Erscheinungsdatum:
08.03.2017
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Alle Proteste waren vergebens
Zwischenüberschrift:
Die traditionsreiche Ludwigshalle im Schinkel wurde 1983 abgerissen
Artikel:
Originaltext:
Dass
sich
eine
Bürgerinitiative
für
den
Erhalt
eines
Gasthauses
gründet,
dürfte
in
der
Geschichte
der
Bürgerbewegungen
nicht
allzu
oft
vorgekommen
sein.
So
geschehen
1982,
als
der
Stern
der
Ludwigshalle
Hehmann
an
der
Belmer
Straße
im
steilen
Sinkflug
war.
Osnabrück.
Initiator
Gerhard
Lange
–
er
vertrat
den
regelmäßig
bei
Hehmann
tagenden
Sparclub
–
hatte
eine
stattliche
Riege
von
Vereinsvorsitzenden
und
interessierten
Bürgern
aus
Schinkel,
Gretesch,
Lüstringen
und
Belm
für
die
Initiative
gewonnen.
Chöre,
Sportvereine,
Schützen,
Jäger,
aber
auch
Pastor
Schürmann
von
der
evangelischen
Petrus-
Gemeinde
Gretesch,
versicherten
spontan,
ihre
Feste
wieder
in
der
Ludwigshalle
feiern
zu
wollen.
Wenn
nur
wieder
ein
vernünftiger
Wirt
die
Regentschaft
am
Zapfhahn
übernähme,
hieß
es.
Denn
der
derzeitige
Besitzer
hätte
die
Gäste
zunehmend
verprellt.
Harmlose
Biertrinker
an
der
Theke
oder
Jugendliche,
die
lediglich
eine
Portion
Pommes
bestellen
wollten,
seien
hinausgeekelt
worden.
Der
MGV
„
Sängerlust″
klagte,
der
Übungsraum
würde
nicht
geheizt,
und
das
Klavier
sei
geklaut
worden.
Als
der
Gastwirt
und
Bäckermeister
Heinrich
Hehmann
1974
seinen
85.
Geburtstag
feierte,
war
die
Welt
noch
einigermaßen
in
Ordnung.
Eine
familieninterne
Nachfolge
war
allerdings
gescheitert,
Sohn
Ludwig
(Lutz)
Hehmann
und
Schwiegersohn
Werner
Bergmann
waren
beide
früh
verstorben.
In
den
späten
Siebzigern
verkaufte
Tochter
Inge
den
Betrieb
an
einen
erfahrenen
Hotelier.
Für
die
Ludwigshalle
verfolgte
dieser
große
Pläne.
Entlang
der
Belmer
Straße
sollte
auf
Stützen
oberhalb
der
Kegelbahn
ein
„
Sporthotel″
mit
„
zunächst
100
Betten″
errichtet
werden.
„
Sporthotel″
deshalb,
weil
Kegelbahnen
und
Schießanlage
reaktiviert
und
ein
Hallenbad
und
eine
Reitanlage
integriert
werden
sollten.
Der
vorhandene
Saal
sollte
so
erweitert
werden,
dass
900
Personen
an
Tischen
Platz
hätten,
und
zusätzlich
sollten
drei
Tagungsräume
neu
geschaffen
werden.
In
gewisser
Konkurrenz
zur
Stadthalle
wollte
der
neue
Inhaber
größere
Tagungen
und
Kongresse
in
das
Anwesen
weit
außerhalb
des
Stadtzentrums
locken.
Indes,
die
Pläne
scheiterten.
Der
defizitäre
und
mittlerweile
hoch
verschuldete
Betrieb
kam
unter
den
Hammer.
Gerüchte
machten
die
Runde,
dass
die
Diskothek
„
Hyde
Park″
hierhin
verlegt
werden
sollte,
nachdem
ihr
der
Pachtvertrag
im
Schweizerhaus
an
der
Rheiner
Landstraße
gekündigt
worden
war.
Diese
Gerüchte
waren
es,
die
die
Bürgerinitiative
zusammenschweißten.
Unter
dem
Motto
„
Wir
wollen
die
Ludwigshalle
behalten!
″
klemmten
sie
sich
hinter
die
Politik.
Ohne
die
Ludwigshalle
würde
das
gesellige
Leben
im
Schinkel,
in
Gretesch
und
Lüstringen
sterben,
lautete
ihre
Befürchtung.
Verschiedene
Vereine
waren
bereit,
dem
Erwerber
eine
schriftliche
Garantie
zu
geben,
dass
sie
ihre
Feierlichkeiten
wieder
in
der
traditionellen
Saalgaststätte
abhalten
würden.
Aber
es
half
nichts.
Den
Zuschlag
erhielt
ein
Frankfurter
Bauunternehmen,
dem
an
einer
Wohnbebauung
des
13
000
Quadratmeter
großen
Areals
gelegen
war.
Das
Aus
für
den
Saalbetrieb
war
besiegelt,
der
Abriss
ging
im
Dezember
1983
über
die
Bühne.
Für
die
eigentliche
Gaststätte
an
der
Ecke
Belmer
Straße/
Strothmannsweg
gab
es
noch
eine
kleine
Gnadenfrist,
weil
sie
als
Nachbarschafts-
oder
Eckkneipe
erhalten
bleiben
sollte.
Der
Investor
meinte
es
aber
nicht
sonderlich
ernst
damit
und
ließ
das
Stammhaus
verfallen.
1985
wurde
es
ebenfalls
eingeebnet
und
machte
der
durchgehenden
Reihenhausbebauung
Platz.
Eine
90
Jahre
lange
Geschichte
ging
damit
zu
Ende.
1895
hatte
Ludwig
Hehmann
die
bestehende
kleine
Landgaststätte
gekauft.
Sie
lag
direkt
an
einer
Wegegeld-
Hebestelle.
Das
eingenommene
Wegegeld
musste
Hehmann
zum
größten
Teil
abführen,
da
es
dem
Straßenunterhalt
diente,
aber
die
am
Schlagbaum
haltenden
Fuhrleute
nutzten
gern
und
regelmäßig
die
Gelegenheit
zu
einem
Erfrischungstrunk.
Noch
bis
April
1914
hatte
die
Wegezoll-
Regelung
Bestand.
Bereits
1903
baute
Ludwig
Hehmann
eine
Kegelbahn
und
einen
Saal
an.
Den
Saal
nannte
er
nach
seinem
Vornamen
„
Ludwigshalle″.
In
den
folgenden
Jahrzehnten
bewiesen
Ludwig
und
Sohn
Heinrich
ein
sehr
geschicktes
Händchen,
indem
sie
weite
Teile
des
aufblühenden
Vereinslebens
in
ihr
Haus
holten.
Ein
großer
Kaffeegarten
lud
die
Spaziergänger
zum
Verweilen
ein.
Die
wirtschaftliche
Basis
des
Betriebs
wurde
verbreitert
durch
die
angeschlossene
Bäckerei
und
später
durch
ein
Lebensmittelgeschäft
gegenüber
auf
der
anderen
Seite
des
Strothmannswegs
–
heute
befindet
sich
dort
eine
Filiale
der
Bäckerei
Wieking.
Zwei
Kühe
und
vier
Schweine
wurden
bis
in
die
Nachkriegszeit
gehalten.
Für
die
Schweine
fielen
genug
Altbrot
und
die
steinharten
Schwarzbrot-
Knuste
an.
Das
frische
Brot
wurde
früher
mit
Pferd
und
Wagen,
in
den
1950ern
mit
zwei
Goliath-
Dreirädern
ausgefahren.
Heinrich
Hehmann
hatte
auch
ein
Herz
für
den
Sport.
Im
Bereich
der
heutigen
Siedlung
„
Schinkeler
Esch″
ließ
er
einen
Sportplatz
anlegen,
auf
dem
die
Sportler
der
TSG
07
Burg
Gretesch
üben
konnten.
Im
Winter
wurde
im
Saale
geturnt.
Geschirr
und
Gläser
mussten
weit
weggeräumt
werden,
wenn
der
Radfahrverein
„
Edelweiß″
auf
seinen
„
Saalmaschinen″
Radball
trainierte.
Das
traditionsreiche
Radrennen
„
Rund
um
Burg
Gretesch″
hatte
Start
und
Ziel
bei
der
Ludwigshalle.
Angestellte
der
Papierfabrik
Schoeller
kamen
regelmäßig
zum
Mittagstisch.
Heimatvertriebene
und
Kriegsversehrte
hielten
ihre
Versammlungen
ab,
die
Kirchenchor
der
Rosenkranzgemeinde
übte,
die
Blaskapelle
Bissendorf-
Holte
spielte,
für
die
Jugend
gab
es
Filmvorführungen.
„
Wenn
die
Züchter
ihren
Bullenball
feierten,
dann
war
richtig
was
los″,
erinnert
sich
der
in
der
Nachbarschaft
groß
gewordene
Egon
Bode.
Am
Wochenende
spielten
beliebte
Kapellen
für
jedermann
zum
Tanz
auf,
etwa
die
„
Fredo′s″
mit
Alfred
Timm,
die
Kapelle
Rattey,
die
Kapelle
Liebig
oder
das
Medium-
Terzett,
das
in
den
1950er-
Jahren
noch
„
Welfen-
Trio″
hieß.
Wenn
der
Männergesangverein
zu
Theateraufführungen
wie
etwa
der
Operette
„
Im
weißen
Rössl″
lud,
war
der
Saal
an
mehreren
Abenden
ausverkauft.
Wenn
Schützenfest
war,
ließen
Hehmanns
ein
Kettenkarussell
aufstellen.
Egon
Bode
weiß
noch:
„
Da
wurden
die
‚
Fischerin
vom
Bodensee′
und
‚
Ich
möchte
gern
dein
Herz
klopfen
hören′
in
Dauerschleife
gespielt,
bis
wir
alle
den
Text
auswendig
kannten.″
Und
so
manch
ein
Gretescher
oder
Schinkeler
Junge
interessierte
sich
eingehender
für
das
Herzklopfen
seiner
Dame.
Unzählige
Bekanntschaften
wurden
auf
den
Festen
gestiftet.
Auch
Egon
Bode
lernte
hier
seine
spätere
Frau
Gisela
kennen.
Im
April
1958
wurde
Hochzeit
gefeiert.
Wo?
Natürlich
in
der
Ludwigshalle.
Die
Stadtgeschichte
im
Blick:
Lesen
Sie
mehr
auf
www.noz.de
/
historisch-
os
Bildtexte:
Kurz
vor
der
Zwangsversteigerung
im
Januar
1983
machte
die
Ludwigshalle
Hehmann
im
Schinkel
mit
dem
Saaleingang
(links)
und
dem
Gaststätteneingang
(rechts)
einen
verlassenen
Eindruck.
Eine
Reihenhaussiedlung
ist
nach
1985
auf
dem
Hehmann′schen
Areal
entstanden.
Schinkeler
Schützen
nach
dem
Adlerschießen
vor
Hehmanns
Schießanlage
(Foto
entstanden
um
1938)
.
Fotos:
Archiv/
Klaus
Lindemann,
Joachim
Dierks,
Archiv
Egon
Bode/
Koltzenburg
Autor:
Joachim Dierks