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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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(Korrektur)Anmerkung zu einem Zeitungsartikel per email Dieses Objekt in Ihre Merkliste aufnehmen (Cookies erlauben!)
Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Nachdenken ja, umbenennen nein
Zwischenüberschrift:
Leserbrief
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Zur Diskussion um eine Namensänderung für das Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium, u. a. zum Artikel Eine Schule, ein Name, ein Problem″ (Ausgabe vom 7. Februar).

Als im Frühjahr 1959 der Verfasser dieser Zeilen sich bei dem damaligen Direktor des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums zum Dienstantritt meldete, erhielt er von ihm die knappe Erläuterung: Er verstehe den Namen Ernst Moritz Arndt als Gewissensbefragung. Für das dritte Jungengymnasium schien diese Namensgebung (neuere Sprachen, sogar später mit Russisch) vertretbar. Man bedenke: Der Wiederaufbau war in vollem Gange, die Deutschen suchten nach einer Neubesinnung in dieser Zeit der Teilung und des Kalten Krieges. Das Schulwesen würde viel leisten müssen.

Wer aber war Ernst Moritz Arndt? Der Sohn einer gerade der Leibeigenschaft entkommenen Familie auf Rügen studierte Theologie, wurde Universitätsprofessor. Als Vielschreiber nahm er Stellung zum politischen Leben seiner Zeit, der Freiheitskriege. Leider liegt heute von ihm keine kritische Ausgabe seiner Schriften vor, wie das federführende Institut in Bonn bestätigt. Aber es gibt eine Menge Einzelausgaben, die man mühsam zusammensuchen muss.

Daraus lässt sich in sehr knapper Form ableiten: Er bezog, als Deutschland als europäischer Nationalstaat noch gar nicht geboren war, Stellung, unter anderem gegen Napoleon nicht aber gegen Frankreich, über und gegen die Juden nicht als Antisemit. Weder Sache noch Begriff waren im damaligen Deutschland kaum bekannt, wenn sie auch als Ausfälle aus heutiger Sicht kaum zu entschuldigen sind.

Das Zinsverbot gegen Christen hatte zu einer Einwanderung der Juden nach Europa geführt, wo sie , als Fremde′ wirtschaftliche Erfolge erzielten, bei den Einheimischen Missgunst ernteten, aber auch viele Steuern zahlten. Heinrich Heine spottete über Arndt, eine Verbrennung der Schriften dieses Dichters oder gar einen Holocaust konnte niemand voraussehen.

Ernst Moritz Arndt schrieb also aus dem geschichtlich gewachsenen Zusammenhang, nicht aus einer nicht existierenden menschenverachtenden Ideologie. Die Nachwelt hat ihn unterschiedlich behandelt, selbst die Nazis versuchten ihn zu vereinnahmen, mit wenig Erfolg. Und die Bildungsinstitute, die sowohl im Inland als auch Ausland deutschen Namen tragen? Der Verfasser darf feststellen: Auch der Namensträger der Schule in Osnabrück wurde und wird kritisch hinterfragt, der problemorientierte Unterricht Tagewerk, die Zeit der Verehrung des Namensträgers ist tot, er trägt, je nach Situation, zur Erziehung bei. Man hört noch heute schmunzelnd den Namen , EMA′ trotz des Umzugs. Treffen mit ehemaligen Schülern und deren Veröffentlichungen bestätigen dies. Deshalb: Ja zu einer Diskussion über den Namen, Nein zu einer unreflektierten und aus Mode angeregten Abschaffung des Namens dieses Gymnasiums. […]″

Manfred Oertel

Osnabrück
Autor:
Manfred Oertel


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