User Online: 3 | Timeout: 11:12Uhr ⟳ | Ihre Anmerkungen | NUSO-Archiv | Info | Auswahl | Ende | AAA  Mobil →
NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Datensätze des Ergebnis
Suche: Auswahl zeigen
Treffer:1
Sortierungen:
Anfang der Liste Ende der Liste
1. 
(Korrektur)Anmerkung zu einem Zeitungsartikel per email Dieses Objekt in Ihre Merkliste aufnehmen (Cookies erlauben!)
Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Gewalt: Immer mehr Flüchtlingsfrauen suchen Hilfe
Zwischenüberschrift:
Osnabrücker Frauenberatungsstelle schlägt Alarm und fordert mehr Personal
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Immer mehr geflüchtete Frauen, die Opfer von Gewalt sind, wenden sich in Osnabrück Hilfe suchend an die Frauenberatungsstelle. Doch die arbeitet bereits am Limit und hat nun bei Verwaltung und Rat eine zusätzliche volle Personalstelle beantragt mit wenig Aussicht auf Erfolg.

Die Betroffenen stehen einfach vor der Tür des Hauses in der Spindelstraße und klingeln, berichten Maria Meyer und Katharina Wittenbrink. Für die Mitarbeiterinnen der Frauenberatungsstelle beginnt ein schwieriges Herantasten mit massiven Sprachbarrieren und organisatorischen Hürden: Gibt es Flüchtlingshelfer, die die Frau kennen? Hat sie Familie oder ist die Familie das Problem? Wo bekommt die Beratungsstelle eine Dolmetscherin her? Wer übernimmt dafür die Kosten? Wie ist der Aufenthaltsstatus? Ist die Frau krankenversichert? Und, und, und.

Geschlagen, vergewaltigt

Die Flüchtlingsfrauen sind Opfer von häuslicher Gewalt und von Vergewaltigung, sie sind traumatisiert. Über die Probleme mittels eines Dolmetschers zu sprechen sei noch schwieriger als ohnehin schon, sagt Meyer. Und wie übersetzt man Begriffe wie Gewaltschutzgesetz?

In ihrem Antrag auf eine zusätzliche Stelle rechnet die Frauenberatungsstelle vor, dass sich der Arbeitsaufwand 2016 um 30 Prozent erhöht hat. 60 geflüchteten Frauen haben die Mitarbeiterinnen der Frauenberatungsstelle im vergangenen Jahr geholfen. Ja, das klinge nach nicht viel, sagt Katharina Wittenbrink, aber bei 640 persönlichen Beratungen insgesamt seien das zehn Prozent – „ und das sieht man an den Überstunden″, so Wittenbrink.

Abgewiesen werde niemand. Diese Frauen sind in großer Not″, betont Maria Meyer. Frauen sind auf der Flucht hoch gefährdet aufgrund ihres Geschlechts.″ Und zwar nicht nur auf der Flucht, sondern auch in Deutschland, wo manche von Männern, denen sie sich auf der Flucht angeschlossen haben, fortan unterdrückt werden. Im vergangenen Jahr, als Hunderte Geflüchtete in Osnabrück ankamen, seien es noch überwiegend Flüchtlingshelfer gewesen, die den Kontakt zur Frauenberatungsstelle hergestellt haben, sagen Meyer und Wittenbrink. Auch die Flüchtlingssozialarbeit oder die Beratungs- und Interventionsstelle bei häuslicher Gewalt (BISS) verweisen betroffene Frauen an die Frauenberatungsstelle. Doch mittlerweile kommen immer mehr Flüchtlingsfrauen autonom zur Spindelstraße, in der Hand einen Internetausdruck mit der Adresse. Sie haben sich eingelebt in der Stadt und organisieren ihr Leben selbst.

Zum Stichtag 1. Januar 2017 lebten 3750 Flüchtlinge in Osnabrück, davon 1096 Mädchen oder Frauen. Die Stadt rechnet damit, dass ihre Zahl im Zuge des Familiennachzuges wächst.

Für Flüchtlinge gebe es in Osnabrück schon sehr viele Unterstützungsangebote, betonen die beiden Sozialpädagoginnen und nennen als Beispiele den Exilverein und das Café Mandela, die auch Angebote nur für Frauen haben. Aber der spezielle Bereich Geflüchtete Frauen mit Gewalterfahrung′ ist unterversorgt″, so Meyer. Acht Teilzeitkräfte, alle mit sozialpädagogischer Ausbildung, arbeiten in der Frauenberatungsstelle. Wir haben das Fachwissen und hätten gern die Kapazität, da mehr zu machen″, betont Katharina Wittenbrink. Vor einigen Jahren hatten sie schon einmal muttersprachliche Beratung für Migrantinnen angeboten, doch damit war es vorbei, als das entsprechende Förderprogramm auslief.

Die Frauenberatungsstelle ist ein eingetragener Verein und finanziert sich durch Zuschüsse von Stadt und Landkreis, vom Land Niedersachsen und durch Spenden. Geld für eine zusätzliche Stelle hat die Frauenberatungsstelle im Zuge der Beratungen über den städtischen Nachtragshaushalt beantragt.

Vollzeitstelle beantragt

Zwar unterstützt die Frauenbeauftragte der Stadt, Katja Weber-Khan, in einer Stellungnahme den Antrag in vollem Umfang″, aber die Verwaltung spricht sich in ihrer Beschlussvorlage gegen eine über die bereits erfolgte Bewilligung hinausgehende Förderung″ in diesem Jahr aus. Sie will stattdessen schauen, welche Angebote es für Flüchtlingsfrauen mit Gewalterfahrung bereits gibt, wie der Bedarf und wie die Fördermöglichkeiten aussehen. Für Maria Meyer und Katharina Wittenbrink stellt sich die Situation so dar: Alle sind inhaltlich voll dafür, allein es fehlt das Geld.″ Eine abschließende Entscheidung trifft der Rat am 14. März.

Bildtext:
Das Risiko, Opfer von Gewalt zu werden, ist für Frauen auf der Flucht enorm hoch.

Foto:
Monika Skolimowska/ dpa
Autor:
Sandra Dorn


Anfang der Liste Ende der Liste