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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Osnabrücks älteste Volksschule
Zwischenüberschrift:
Die Altstädter Volksschule wurde 1884 am Natruper Tor eröffnet
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Den Titel älteste Volksschule″ hatte sich die Altstädter Schule zugelegt, weil sie sich in der Tradition der Kirchspielschule an St. Marien sah. Ihre Neugründung am 1. Mai 1884 erfolgte im Ergebnis der Neuordnung des evangelischen Volks- und Bürgerschulwesens.

Osnabrück. Die Altstädter Marienschule emanzipierte sich sozusagen, trat aus dem Schatten der Marienkirche heraus und rückte vor an den Platz am Natruper Tor (nach 1931: Rißmüllerplatz). Der Neubau von 1884 ist ein dreigeschossiger, typisch preußischer Schulbau. Die durch Mittel- und Seitenrisalite streng gegliederte Fassade lässt an die preußischen Tugenden Ordnung und Sparsamkeit denken. Einziger architektonischer Zierrat ist das von konsolenartigen Kragsteinen gestützte Traufgesims.

In Würdigung der Tradition lautete bis 1927 die offizielle Bezeichnung Evangelische Volksschule I″. Erster Schulleiter war Johann Christoph Nikolaus Backhaus (1826–1897), der zugleich das Amt des Schulinspektors in Osnabrück bekleidete. Seine Schriften für die Bürger- und Volksschulen″ galten als richtungsweisend für die Entwicklung eines moderneren Schulwesens. Ihm zu Ehren trug die 1915 in der Hackländerstraße eröffnete Mittelschule seinen Namen.

An der Altstädter Volksschule folgten ihm als Rektoren die Herren Brakschmidt 1895–1907, Strauß 1907–1915, Röhrs 1915–1934, Stoßmeister 1934–1945, Wulfetange 1945–1949, Koch 1949–1950, Monsöhr 1950–1951 und danach bis in die 1960er-Jahre Kurt Bartelt.

Zwischen den Kriegen bekam die Altstädter Volksschule eine Außenstelle am Westerberg. 1937 hatte die Stadt dem Drängen der stark angewachsenen Elternschaft im Musikantenviertel nachgegeben und die Lieneschwegschule″ in einer hölzernen Baracke ins Leben gerufen. Die Eltern wollten ihren Kindern nicht den weiten Weg zum Rißmüllerplatz zumuten. Deshalb kam es zur Gründung der Außenstelle mit drei Klassenräumen und einem kleinen Lehrerzimmer an etwa der Stelle, die heute der St.-Marien-Kindergarten Flohrstraße einnimmt.

1944 zerstörten Fliegerbomben die Altstädter Volksschule weitgehend, sodass der Schulbetrieb aufgegeben werden musste. Ein Wiederaufbau als Schule wurde nicht in Betracht gezogen, denn das benachbarte Stadtkrankenhaus meldete erheblichen weiteren Raumbedarf an. Schon in einem Generalplan von 1936 hatte der Leipziger Krankenhausexperte Dr. Hubert Ritter ein Auge auf das Schulgebäude geworfen und darin die Patientenaufnahme, die Direktion und das Gesundheitsamt vorgeschlagen. Eine neue Zufahrt vom Wiener Wall (heute Natruper-Tor-Wall) aus sollte direkt neben dem Schulgebäude auf das Krankenhausgelände führen und die bestehende Zufahrt über die Bergstraße entlasten. Tatsächlich wurde in den Nachkriegsjahren hierhin die Hauptzufahrt verlegt. Viele Osnabrücker werden sich an das kleine pfannengedeckte Pförtnerhäuschen südlich des Schulgebäudes und den beleuchteten Ausleger Städtische Krankenanstalten″ erinnern.

Am 12. August 1947 wurde die beschleunigte Baufreigabe für die frühere Volksschule am Rißmüllerplatz″ beantragt, die nach einmütigem Beschluss der Ratsgremien nun den Städtischen Krankenanstalten zugewiesen wurde. Der Wiederaufbau sah ein zusätzliches Dachgeschoss unter einem steilen Satteldach vor. Nach ersten Überlegungen sollten die Hauptverwaltung, das Chemische Untersuchungsamt und das Städtische Gesundheitsamt dort unterkommen. Dann wurde umgeplant und 1949 das Schwesternhaus darin untergebracht. Vorübergehend zog 1950 die dermatologische Abteilung im Dachgeschoss ein.

Bis zum Herbst 1991, als das Krankenhaus seinen neuen Standort am Finkenhügel bezog, diente das wiederaufgebaute Schulgebäude als Schwesternwohnheim. Im November 1991 ebneten die Abrissbagger das Gebäude ein. In den Folgejahren richteten sich städtische Dienststellen und das Steigenberger-Hotel Remarque auf dem ehemaligen Krankenhausareal ein. Wo früher die Schule stand, sind heute der Zugang zur Tiefgarage und die Auffahrtrampe zum Hotel.

Die Altstädter Volksschule führte nach dem Krieg ein bewegtes Leben. Sie wurde ab Herbst 1945 zunächst provisorisch im Zwei- und teilweise Drei-Schicht-Betrieb in der Möser-Mittelschule an der Hakenstraße untergebracht. 1949 war das ausgebrannte Hauptgebäude des Stadtkrankenhauses (heute Stüve-Haus der Volkshochschule) so weit wiederhergerichtet, dass die Altstädter Schule dort einziehen konnte. Groß war die Freude, als 1960 ein neues modernes Schulgebäude an der Hakenstraße bereitstand. Die Freude währte jedoch nur bis 1976. Dann beanspruchte das Gesundheitsamt den Komplex. Bislang letzter Umzug: in das Altgebäude des EMA-Gymnasiums an der Lotter Straße.

Serie Zeitreise So war es früher:

Berichte aus dem alten Osnabrück auf noz.de/ historisch-os

Bildtexte:
Die Altstädter Volksschule am Rißmüllerplatz vor 1944. Über dem linken Gebäudeflügel ist das oberste Geschoss des Bettenhochhauses erkennbar.

Der Nachkriegs-Wiederaufbau für Zwecke des Krankenhauses beinhaltete ein Satteldach mit ausgebautem Dachgeschoss, hier der Zustand im Jahr 1990.

Die Parkgarage des Stadthauses und die Auffahrtrampe zum Remarque-Hotel nehmen heute in etwa den Standort der alten Schule ein.

Fotos:
NOZ, G. Resing, Joachim Dierks
Autor:
Joachim Dierks
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