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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
„Nicht mit dem Kopf durch die Wand″
Zwischenüberschrift:
Ministerpräsident Weil bei Religionskongress der Uni Osnabrück
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Wo Vertreter von Christentum, Judentum und Islam aufeinandertreffen, steht die Rolle des Islam in der Gesellschaft oft im Mittelpunkt der Gespräche. So auch bei einer Podiumsdiskussion mit Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) beim Religionskongress der Uni Osnabrück.

Osnabrück. Die Menschen befänden sich laut Weil durch Globalisierung und Digitalisierung in einer Ära der Entgrenzung″, erklärte der Politiker in einem einführenden Vortrag. Diese biete viele Chancen, Menschen durch den Zugang zu Informationen und Kommunikation näher zusammenzubringen. Jedoch gingen damit auch große Risiken einher etwa der Verlust von Orientierung und Bindung. Ich möchte nicht schwarzmalen, aber es ist sträflich, die Augen vor den Risiken und Nebenwirkungen zu verschließen″, sagte Weil. Religion würde Sinn stiften und anbieten, Teil einer Gemeinschaft zu werden.

Unter der Fragestellung Was erwarten Politik und Gesellschaft von den Religionen? Was erwarten Religionen von Politik und Gesellschaft?″, erläuterte Weil das Verhältnis von Politik und Glaubensgemeinschaften. Der Staat selbst solle sich neutral gegenüber den Religionen verhalten und umgekehrt, sagte Weil und erklärte in diesem Zusammenhang die ausgesetzten Gespräche über einen Staatsvertrag mit Muslimen. Konkret bezog er sich auf den türkischen Moscheenverband Ditib, der als Religionsgemeinschaft ebenso unabhängig vom türkischen Staat sein müsse. Dem Verband wird eine Nähe zur türkischen Regierung vorgeworfen.

Muslime nicht akzeptiert

Eine gesellschaftliche Akzeptanz von Muslimen ist in Deutschland nicht gegeben″, sagte Recep Bilgen, Vorsitzender der Schura Niedersachsen, als Vertreter für den Islam in der anschließenden Gesprächsrunde. In einem vorbereiteten Statement richtete dieser sich bisweilen direkt an den anwesenden Ministerpräsidenten. Demnach bedauerten die Muslime in Niedersachsen, dass die Regierung einem angestrebten Staatsvertrag bisher nicht zugestimmt hat. Mit den jüdischen Gemeinden gebe es schließlich einen solchen Vertrag . Dem entgegnete Weil: Es ist nicht klug, mit dem Kopf durch die Wand zu wollen.″

Michael Fürst, Präsident der jüdischen Gemeinden von Niedersachsen, forderte derweil von den muslimischen Gemeinschaften, sich stärker gegen Antisemitismus zu positionieren. Er würde einen Dialog mit Muslimen nicht scheuen, aber solange die Gemeinden das Thema nicht aufgriffen, habe ich ein Problem damit″, so Fürst. Aus Angst vor Anfeindungen würden sich Juden in diversen Städten nicht mit einer Kippa bekleidet durch muslimisch geprägte Viertel wagen. Das habe sich bis heute nicht gebessert.

Bilgen seien solche Fälle in Niedersachsen nicht bekannt. Allerdings verwies Moderator Reinhold Mokrosch (Runder Tisch der Religionen) auf konkrete Fälle in Osnabrück. Gemeinsam mit Martina Blasberg-Kuhnke von der Katholischen Theologie der Uni Osnabrück leitete er das Gespräch. Wir sind natürlich gegen jede Art von Antisemitismus und Diskriminierung″, sagte daraufhin Bilgen.

Birgit Klostermeier, Superintendentin des Sprengels Osnabrück, äußerte die Sorge, dass die Religionssensibilität″ in Staat und Regierung abnimmt. Laut der Theologin braucht der Staat die Religion. Gleichzeitig stellte sie die Frage, wie viel Neutralität der Staat ihr gegenüber tatsächlich aufbringen sollte.

Wir können aus der Ökumene der Religionen Spannungen konstruktiv gestalten″, sagte Theo Paul, Generalvikar des Bistums Osnabrück. Religionen könnten viele Erfahrungen einbringen, um den Menschen zu Vielfalt und Einheit″ zu verhelfen.

Anlässlich von 500 Jahren Reformation veranstaltete die Uni Osnabrück einen zweitägigen Kongress zum Thema Religionen, Reformen und gesellschaftlicher Wandel in Politik, Wirtschaft und Bildung″.

Im Interview: Michael Fürst über muslimischen Antisemitismus auf noz.de

Bildtext:
Was erwarten Religion, Gesellschaft und Politik voneinander? Eine Podiumsdiskussion beim Religionskongress der Universität Osnabrück wurde von Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) eingeführt.

Foto:
Hermann Pentermann
Autor:
David Hausfeld


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