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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Ernst Moritz Arndt: Franzosenhasser oder verdienter Demokrat?
Zwischenüberschrift:
Leserbriefe
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Zum Artikel Eine Schule, ein Name, ein Problem″ und dem Kommentar Der falsche Patron″ von Dietmar Kröger (Ausgabe vom 7. Februar).

Im Jahre 1813 schrieb Ernst Moritz Arndt, der pikanterweise schwedischer Staatsbürger war: , Ich will den Haß gegen die Franzosen, nicht bloß für diesen Krieg, ich will ihn für lange Zeit, ich will ihn für immer. […] Dieser Haß glühe als Religion des deutschen Volkes, als ein heiliger Wahn in allen Herzen und erhalte uns immer in unserer Treue und Redlichkeit und Tapferkeit. […] … der Name Franzos muß ein Abscheu werden in deinen Grenzen, und ein Fluch, der von Kind auf Kindeskind erbt. […] Geschieden werden das Fremde und Eigene auf ewige Zeit, geschieden werde das Französische und Deutsche, nicht durch Berge, nicht durch Ströme, nicht durch chinesische und kaukasische Mauern, nein, durch die unübersteigliche Mauer, die ein brennender Haß zwischen beiden Völkern aufführt! (Ernst Moritz Arndt: Geist der Zeit, 4. Teil, Leipzig o. J.; S. 148 ff).

Diese und andere rassistische beziehungsweise nationalistische Aussagen von Arndt sind seit mehr als 200 Jahren bekannt. Trotzdem wurde Arndt Namengeber für das Osnabrücker Gymnasium. Welche politischen Einschätzungen der damaligen Namensgeber lassen sich aus dieser Entscheidung ableiten?! Alles mit dem , historischen Kontext′ von 1957 zu erklären und heute zu entschuldigen ist zu einfach. Dietmar Kröger ist einschränkungslos beizupflichten, wenn er eine Namensänderung fordert. Arndt als Namensgeber steht immer im Zusammenhang mit seinen ideologischen Einschätzungen. Ich denke, dass der Schulleiter Herr Bruns dieses zu sehr unterschätzt.″

Rudolf Meyer

Belm

Als ehemaliger Schüler des EMA (Abi 1968) gestatte ich mir ein paar Anmerkungen zur (erneuten) Diskussion über den Namensgeber der Schule. Wenn ich auf meinen Lebenslauf nach dem Besuch dieses Gymnasiums zurückblicke, kann ich nicht behaupten, dass der Name der Schule in irgendeiner Weise auf mich abgefärbt hätte. Für uns Schüler (Schülerinnen gab es an dieser Schule erst, als ich das Abitur schon in Sichtweite hatte) war der Name der Schule nicht von Bedeutung, wir gingen , aufs EMA′.

Für die heute an allen Schulen übliche Lyrik in Schulprogrammen und ähnlichen Papieren, die mit viel Zeitaufwand produziert werden, weil sich das heute so gehört, die aber für den Alltag der Schule kaum eine Bedeutung haben, sondern eher für die Homepage und die Öffentlichkeitsarbeit geschrieben werden, ist ein solcher Namensgeber sicher eher ungünstig, wenn man die Hoffnung teilt, dass es in der Elternschaft noch solide Geschichtskenntnisse gibt. Ich teile diese Hoffnung nicht! Für die Qualität einer Schule ist nach meiner Ansicht neben der materiellen Ausstattung einzig und allein die Qualität der Lehrkräfte entscheidend, das heißt fundiertes Wissen und die Fähigkeit, die Persönlichkeit der jungen Menschen, orientiert an wirklich wichtigen Werten, zu entwickeln. […]

Was den Namensgeber angeht: Der Schule wie der Stadt Osnabrück täte es gut, wenn man mal über den Namen Erich Maria Remarque als Namensgeber nachdächte. Wenn das mit der Verpflichtung einherginge, dass alle Schülerinnen und Schüler bis zum Abitur , Im Westen nichts Neues′ als Pflichtlektüre behandelt haben müssten, wäre in einer brutaler, respektloser und menschenverachtender werdenden Welt ein zentraler Beitrag zur Werteerziehung geleistet […].″

Helmut Schneebeck

Belm

„, Alles mit Maß, sagte sonst der mäßige und bedächtige Deutsche. Jetzt fällt er nur zu häufig in das Unmaß und in die Albernheit hinein, indem er sich den Schein des Billigen und Gerechten gibt.′ Beim Lesen des Kommentars fühlte ich mich an diese Worte E. M. Arndts erinnert, die dieser uns Deutschen bereits 1848 zum , Polenlärm und Polenbegeisterung′ ins Stammbuch schrieb. Die Unaufgeregtheit, die Gelassenheit des derzeitigen Schulleiters Hartmut Bruns ist geradezu wohltuend. , Man kann einen Namen nicht wechseln wie eine Unterhose.′ Damit wäre alles gesagt, sollte man meinen, leider nicht. […] Der amerikanische Militärhistoriker und Publizist William S. Lind hat diese schleichende Ideologisierung als Frage in den Raum gestellt und für uns Deutsche beantwortet: , Alle großen Kulturen der Weltgeschichte ehren ihre Vorfahren bis heute! Warum die Deutschen nicht?′ , Sitzt die Gegenwart über die Vergangenheit zu Gericht wie im aktuellen Fall im Kommentar –, dann offenbart das im Grunde den grenzenlos hochmütigen Anspruch zu glauben, dass man klüger ist als sämtliche Generationen vor uns.′ Diese Denke hat derzeitig Hochkonjunktur, ist doch das vordringliche Ziel einer jeden Ideologie, den Menschen von seinen Bindungen abzutrennen. Dazu gehört in erster Linie die Trennung von der Wahrnehmung der Vergangenheit. Ohne Bezug zur Vergangenheit aber haben die Menschen keine Grundlage, um die Gegenwart beurteilen zu können. […]″

Friedel Wallenhorst

Osnabrück

In Sachen Umbenennung kann das EMA dem Carolinum getrost den Vortritt lassen. Denn dessen Namenspatron überzog das Gebiet des heutigen Niedersachsens und Westfalens zwecks Unterwerfung und Zwangschristianisierung seiner Bewohner mit einem 32-jährigen Angriffskrieg und scheute sich nicht, wohl Tausende unserer Vorfahren im Jahr 782 an der Aller brutal ermorden zu lassen.

Arndt dagegen sorgte früh für die Aufhebung der Leibeigenschaft in Teilen Pommerns, beteiligte sich erfolgreich aber nur mit Wort und Schrift an der Befreiung Deutschlands vom napoleonischen Joch und war aktives Mitglied der Nationalversammlung, die die Paulskirchenverfassung von 1849 als Vorläuferin unseres Grundgesetzes erarbeitete. Ernst Moritz Arndt hat sich um Deutschland und die Demokratie verdient gemacht. Warum fordern die Vollstrecker des Zeitgeistes eigentlich nicht die Aufgabe der Namen aller Schulen, um sie sodann konsequent durchzunummerieren? Das Carolinum hieße dann immerhin , Gymnasium Nr. 001′.″

Dr. Holger Schwarzlose

Osnabrück

Mit seinem Appell an politisch-ideologische Hygiene bei der Namensgebung öffentlicher Einrichtungen am Beispiel des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums in Osnabrück liegt Herr Kröger falsch. Ich möchte nur daran erinnern, dass unzählige Straßen, Plätze und anderes mehr in Deutschland Karl Marx gewidmet sind. Niemand kann bestreiten, dass Karl Marx einer der entscheidenden, wenn nicht der entscheidende Wegbereiter des Kommunismus war. Im Namen dieser politischen Ideologie sind weltweit mit Sicherheit mehr Kriege geführt und noch mehr Menschen umgebracht worden als im Namen des Nationalsozialismus, dessen entsetzliche Un- und Gräueltaten jedoch in keinster Weise verglichen oder gar verharmlost werden sollen. Im Übrigen gibt es eine Vielzahl weiterer historischer Namensgeber, deren Angedenken unter heutigen, leider häufig verengten Blickwinkeln kritisch zu betrachten wäre.

Wo fangen die Hygienemaßnahmen zur politischen Reinhaltung an, wo hören sie auf? Es wird in einer Hexenjagd enden. Zugleich verbietet sich eine einfache Herleitung der Ideologie Hitlers vom Nationalismus Arndts. Man darf die zweite Hälfte des Wortes , Nationalsozialismus′ nicht vergessen: Hitlers Gesellschafts- und Wirtschaftspolitik leitete sich unmittelbar von sozialistischen Ideen ab. Diese jedoch haben mit Arndt nichts zu tun. Arndt stellte die Freiheit des Individuums heraus, und zwar sowohl in Bezug auf seine Unabhängigkeit von fremder (Feudal-) Herrschaft als auch auf seine Meinungsfreiheit. Wenn Arndt wie viele andere Figuren der deutschen Geschichte von den Nazis zu ihren Zwecken missbraucht worden ist, ist das nicht seine Schuld. […]″

Joachim Kellermann von Schele

Bissendorf

Was soll das denn schon wieder? Da sind grüne und sozialdemokratische Jungspunde auf einmal in ihrem kulturpolitischen Wolkenkuckucksheim aufgewacht, und es fällt ihnen nichts anderes (kulturpolitisch) ein, als sich an diesem Thema abzuarbeiten. Als ehemaliger Schüler des Gymnasiums kann ich bestätigen, dass hierüber schon in den späten 50er-, frühen 60er-Jahren immer wieder mit allen Pros und Kontras zu Ernst Moritz Arndt diskutiert wurde mit dem bis heute bekannten Ergebnis. Meinen diese Bilderstürmer wirklich, sie könnten damit bei der Bundestagswahl punkten und die rechten Parteien/ Gruppierungen/ Personen beeindrucken und von der politischen Landschaft fegen?

Gibt es keine anderen kulturpolitischen Themen in Osnabrück? Wie wäre es mal mit dem Gesamtkomplex Museum (Liebeskind/ Schlicker-Villa)? Sich da mit kompetenten Leuten zusammenzusetzen würde Sinn machen. Im Übrigen beantrage ich in diesem Zusammenhang gleich die Arndtstraße und den Arndtplatz umzubenennen das wäre eine durchgehende Strategie. Haben diese Leute sich auch schon mal mit Martin Luther beschäftigt? Was dieser Herr über und gegen die Juden (belegbar man muss nur lesen können) gesagt und geschrieben hat also: Lutherkirche gleich mit umbenennen.″

Hans-Jürgen Kuhn

Westerkappeln

Sie werden zwar kontinuierlich weniger, aber auf Straßenschildern, als Orts-, Schul- und Institutsnamen sind sie weit und nah und auch im Osnabrücker Umland noch anzutreffen: Ernst Moritz Arndt, Agnes Miegel, Hindenburg, Carl Diem, Lettow-Vorbeck etc. vormals glorifizierte, nach heutiger Sichtweise jedoch höchst zweifelhafte , Ehrenhafte′ der Nazizeit und der vorgehenden deutschnationalen sowie Kolonialvergangenheit. Selbstverständlich gibt es Befürworter und genauso Gegner der Vorgenannten, an ihnen entzünden sich im besten Fall hitzige Diskussionen um die Sache. Im schlechten Fall gibt′s ein Achselzucken (, hieß hier doch immer schon so′, , kostet nur Geld, so eine Umbenennung′) und im schlechtesten die entlarvende Frage: , Arndt? Kenn ich nicht!

Im Fall des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums dessen Vorstand laut NOZ-Bericht sich immerhin der Brisanz der Namensgebung bewusst ist wird vom Schulleiter Bruns ausgeführt, dass eben dieser Vorstand einstimmig für die Namensbeibehaltung votierte, obwohl sich die Schule , Integration′ besonders engagiert auf die Fahne geschrieben hat. Den Namensgeber sähe man als mahnendes Negativ-Vorbild und als Beispiel, wie man die Welt nicht agitieren solle. So weit, so verwunderlich!

Besonders befremdlich in diesem abstrusen Zusammenhang aber ist, dass laut Bruns′ Ansage das EMA auch nicht auf von außen herangetragene Anstöße zur weiteren Diskussion des Schulnamens reagiere, das sei doch allein Sache der Schule und ihrer Lehrer und Schüler, quasi private Interna. Er vergisst: Die Schule ist kein privates Refugium, in dem nur der selbst gekochte Saft zählt. Schule ist immer öffentlich. Und das ist gut so.

Jeder Innen- und Außenstehende hat das Recht, Missstände anzuprangern, Vorschläge zu unterbreiten, Kommentare abzugeben. Auch, ob die Namens-Diskussion von innen oder außen erwächst, ist letztlich nachrangig. Hauptsache, sie wird geführt. Sicher wäre es begrüßenswerter gewesen, wenn die Schule selbst zu diesem Thema aktiv geworden und öffentlich vorangegangen wäre. Aber wenn das nicht geschieht, hat der Außenstehende, hat jeder das Recht, ja die Pflicht, hier den Fragefinger zu heben.″

Klaus Schafmeister

Georgsmarienhütte

Bildtext:
Die mögliche Namensänderung des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums bewegt die Gemüter der Leser.
Foto:
Michael Gründel
Autor:
Rudolf Meyer, Helmut Schneebeck, Friedel Wallenhorst, Dr. Holger Schwarzlose, Joachim Kellermann von Schele, Hans-Jürgen Kuhn, Klaus Schafmeister
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