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1.
Erscheinungsdatum:
22.02.2017
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Die Saat ging auf
Zwischenüberschrift:
Am Westerberg begründete Stahn & Finke den Weltruf der „Samen aus Osnabrück″
Artikel:
Originaltext:
Am
Nordhang
des
Westerbergs
machte
sich
früher
nicht
nur
das
Militär
breit.
Der
Saatzuchtbetrieb
Stahn
&
Finke
beherrschte
das
Karree
zwischen
Sedan-
,
Albrecht-
,
Barbarastraße
und
dem
Kammweg
bei
der
Musenburg
–
heute
ein
Teil
des
Hochschulcampus.
Osnabrück.
Als
Erinnerungsposten
ist
nur
noch
die
Eigentümer-
Villa
der
Familie
Ludwig
an
der
Sedanstraße
4
übrig
geblieben.
Sie
ging
kürzlich
durch
Presse
und
Immobilienportale,
weil
sich
das
Land
Niedersachsen
–
seit
1976
Eigentümer
–
von
ihr
trennen
will.
Der
altprächtige
Bau
von
1905
steht
unter
Denkmalschutz.
Er
wird
dem
Erwerber
mit
edlen
Holzverkleidungen,
Textiltapeten,
einem
Marmorbad
und
2100
Quadratmeter
Park
viel
Freude
bereiten,
aber
auch
erheblichen
Sanierungsaufwand
abverlangen.
In
den
vergangenen
30
Jahren
nutzten
Universität
und
(Fach-
)
Hochschule
das
Gebäude
als
Sitz
des
Asta,
für
studentische
Initiativen
und
mit
Seminarräumen
für
die
Fachschaften
Philosophie
und
Cognitive
Science.
Sonst
ist
von
der
Firma
Stahn
&
Finke
nichts
mehr
zu
sehen.
Das
fünfgeschossige
Lager-
und
Kontorgebäude
aus
der
Vorkriegszeit,
die
weiteren
Betriebsgebäude
aus
den
Fünfziger-
und
Sechzigerjahren
sowie
die
ausgreifenden
Anbauflächen
für
die
Saatzucht
haben
den
Hochschulen
Platz
gemacht.
Die
Uni-
Institute
für
Biologie,
Chemie,
Physik,
Mathematik
und
Informatik,
das
AVZ
mit
Rechenzentrum,
ein
großer
Parkplatz
und
Grünanlagen
sind
an
die
Stelle
von
Radieschen
„
Delikat″,
Markerbsen
„
Siegerin″,
Buschbohnen
„
Friesenfreund″,
Steckrübe
„
Gelbe
Hoffmannsche
Riesen″
und
Hausgurke
„
Beste
von
allen″
getreten.
Die
Geschäftsgründung
geht
in
das
Jahr
1899
zurück.
Ludwig
Stahn
machte
eine
kleine
Samenhandlung
in
der
Innenstadt
auf.
Der
Betrieb
wuchs.
Für
die
beabsichtigte
Saatzucht
war
innerhalb
der
Stadtmauern
kein
Platz.
Deshalb
verlegte
Stahn
den
Betrieb
nach
weit
außerhalb
des
Natruper
Tors
an
den
unbebauten
Atterschen
Weg,
der
erst
nach
1906
im
Gefolge
der
Kasernenbauten
den
Namen
Sedanstraße
bekam.
Der
wachsende
Betrieb
brauchte
frisches
Kapital.
Deshalb
nahm
Stahn
mit
Ernst
Finke
einen
Kompagnon
auf.
Die
Firma
wurde
nun
unter
dem
Namen
„
Osnabrücker
Central-
Saatstelle
L.
Stahn
&
Finke″
bekannt.
Noch
vor
Beginn
des
Ersten
Weltkriegs
übernahm
der
Berliner
Kaufmann
Carl
Ludwig
die
Geschäftsanteile
von
Ludwig
Stahn
und
setzte
seinen
Sohn
Alfred,
einen
ausgebildeten
Samen-
Kaufmann,
als
Mit-
Geschäftsführer
ein.
Die
Spezialisierung
auf
die
Züchtung
hochwertiger
Samen
für
den
Gemüseanbau
begann.
Probe-
und
Versuchsfelder
wurden
auf
dem
Nordhang
des
Westerbergs
angelegt.
Geduld
ist
Samenzüchters
erste
Pflicht,
weil
man
der
Natur
für
die
Generationenabfolge
der
Veredelung
ihre
Zeit
lassen
muss.
Rund
acht
Jahre
dauert
es
von
der
ersten
Auswahl
ausgesuchter
Einzelpflanzen
bis
zum
verkaufsfähigen
Produkt.
Immer
wieder
werden
die
gewonnenen
Saatgutpartien
auf
Reinheit
und
Keimkraft
untersucht,
für
bestimmte
Zuchtziele
wie
Ertragsmenge
oder
Witterungsunempfindlichkeit
klassifiziert,
nochmals
wieder
nur
die
besten
der
„
ersten
Elite″
weiter
vermehrt
und
dann
eigenen
sowie
staatlichen
Qualitätsprüfungen
unterworfen.
Für
die
Mengenproduktion
waren
die
Ländereien
am
Westerberg
zu
klein.
Hier
beschränkte
man
sich
auf
Weiterentwicklungen
und
„
Rückstellmuster″
der
in
den
Verkehr
gebrachten
Ware.
Für
das
Mengengeschäft
sorgten
die
„
Vermehrer″,
vertraglich
verpflichtete
landwirtschaftliche
Betriebe
in
unterschiedlichen
Klimazonen
in
vielen
Ländern
der
Erde.
„
Wir
haben
eine
Sorte
meistens
in
drei
verschiedenen
Regionen
vermehren
lassen,
um
das
Risiko
von
Missernten
gering
zu
halten″,
erläutert
der
letzte
Geschäftsführer
Peter
C.
Ludwig,
ein
Enkel
von
Alfred
Ludwig.
In
Osnabrück
liefen
die
Erntemengen
aus
aller
Herren
Länder
wieder
zusammen.
An
der
Sedanstraße
wurden
die
Samen
gereinigt,
getrocknet
und
verpackt.
Automaten
füllten
die
kleinen
bunten
Tütchen,
leimten
und
verschlossen
sie
und
stempelten
das
Datum
auf.
Millionenfach
wanderten
die
bunten
Portionstüten
dann
in
die
Verkaufsständer
der
Einzelhandelsgeschäfte,
Supermärkte
und
Landhandels-
Genossenschaften.
Stahn
&
Finke
lieferte
nur
an
Wiederverkäufer,
teils
in
großen
Partien.
Ein
Verkauf
an
Endverbraucher
fand
nicht
statt.
„
Das
hatte
einen
gravierenden
Nachteil:
Im
Samenhandel
ist
es
üblich,
auf
Kommission
zu
liefern
und
erst
am
Ende
der
Saison
abzurechnen″,
erläutert
Peter
Ludwig,
„
wir
mussten
uns
eine
ordentliche
finanzielle
Puste
zulegen″.
Gelegenheiten
dazu
gab
es
–
paradoxerweise
–
gerade
in
Jahren
allgemeiner
Not.
Als
Teil
des
„
Reichsnährstandes″
kam
die
Firma
relativ
unbeschadet
durch
den
letzten
Krieg.
Es
wurden
nur
wenige
Mitarbeiter
eingezogen.
Die
Produktion
von
Gemüsesamen
war
essenziell
für
die
Nahrungsmittelversorgung
und
damit
„
kriegswichtig″.
Ähnlich
ging
es
nach
dem
Krieg
weiter:
Die
Engländer
taten
alles,
um
die
Samenproduktion
zu
fördern
und
Plünderungen
zu
vermeiden.
Sie
stellten
die
ihnen
benachbarten
Felder
zwischen
Albrecht-
und
Barbarastraße
unter
militärische
Bewachung.
Die
Geschäfte
liefen
auf
Hochtouren.
Bis
zu
180
Mitarbeiter
fanden
bei
Stahn
&
Finke
Lohn
und
Brot.
Die
Deutschen
waren
in
den
Hungerjahren
ein
Volk
der
Klein-
und
Gemüsegärtner
geworden
und
rissen
den
Händlern
die
Tüten
förmlich
aus
den
Händen.
Der
Boom
hielt
bis
in
die
Siebzigerjahre
an.
Der
Gesellschafterstamm
Finke
war
inzwischen
ausgeschieden.
Familie
Ludwig
ergriff
die
Möglichkeit
beim
Schopf,
als
sich
die
Möglichkeit
einer
Betriebsverlagerung
aus
den
beengten
Verhältnissen
an
der
Sedanstraße
hinaus
nach
Atter
an
die
Leyer
Straße
ergab.
Baron
Ostman
von
der
Leye
hatte
zwölf
Hektar
guten
Ackerlandes
angeboten,
die
nun
für
die
Versuchs-
und
Probefelder
direkt
hinter
dem
neuen
Betriebsgebäude
hergerichtet
wurden.
Allzu
lange
währte
das
Glück
dort
jedoch
nicht.
In
den
Achtzigern
ging
die
Nachfrage
nach
Tütensämereien
stark
zurück.
Es
gab
immer
weniger
Privatleute,
die
Gemüse
anbauten.
Grüner
Rasen
und
Hollywood-
Schaukel,
das
wollte
der
deutsche
Wohlstandsbürger,
und
keine
Stangenbohnen.
Um
dennoch
für
Exportmärkte
eine
Führungsrolle
in
der
Samenzucht
zu
behalten,
wären
„
Millionen-
Investitionen
in
die
neue
Gentechnik″
erforderlich
gewesen,
so
Peter
Ludwig.
Dazu
waren
die
Gesellschafter
jedoch
nicht
bereit.
So
leitete
er
die
geordnete
Geschäftsaufgabe
in
die
Wege,
zumal
sich
mit
Dieter
Staperfelds
„
DK-
Berufsmoden″
bald
ein
solventer
Käufer
für
die
Immobilie
fand.
Serie
Zeitreise
So
war
es
früher:
Berichte
aus
dem
alten
Osnabrück
auf
noz.de/
historisch-
os
Bildtexte:
Über
Musterkulturen
mit
Astern
geht
der
Blick
zwischen
Albrechtstraße
(rechts)
und
Barbarastraße
(links)
zum
Betriebsgebäude
der
Firma
Stahn
&
Finke
im
Jahr
1934.
Im
Hintergrund
links
ist
der
Piesberg
zu
erkennen.
Die
Villa
an
der
Sedanstraße
erscheint
heute
aus
etwa
gleicher
Perspektive
unverstellt
durch
Gebäude
und
–
zumindest
im
Winter
–
den
grünen
Sichtschirm
der
Bäume.
Mit
dieser
Lithografie
des
Betriebsgeländes
in
idealisierter
Form
machte
die
Firma
ab
1905
auf
ihren
Briefbögen
Werbung.
Unten
die
Sedanstraße
mit
der
Villa.
Blick
aus
nordöstlicher
Richtung
auf
die
Betriebsgebäude
und
Versuchsfelder
um
1973.
Links
die
Albrechtstraße,
unten
die
Sedanstraße
und
rechts
die
Barbarastraße
mit
Anlagen
der
britischen
Garnison.
Foto:
Archiv
Peter
Ludwig,
J.
Dierks,
Archiv
Peter
Ludwig/
Herholz
Autor:
Joachim Dierks