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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Waschen, Legen, Frönen
Zwischenüberschrift:
Was bei der Kreisarchäologie mit den historischen Funden aus Hesepe passiert
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Die archäologischen Grabungen am Stapelberger Weg in Hesepe stehen kurz vor dem Abschluss. Ein Großteil der Funde wird derweil bereits in den Räumen der Stadt- und Kreisarchäologie in Osnabrück weiterbearbeitet.

Osnabrück/ Bramsche. Osnabrück, Lotter Straße 2, im Keller: Hier werden archäologische Funde aus der Stadt und dem Landkreis Osnabrück gelagert. Das ist unser Magazin″, erklärt Archäologe Axel Friederichs. Die Steine und Scherben aus längst vergangenen Jahrhunderten werden zumeist in Schachteln und Kartons verwahrt, Friederichs zieht sie aus den Regalen heraus und kann mit traumwandlerischer Sicherheit benennen, woher sie stammen: Das ist alles genau notiert: Anhand von Ziffern lässt sich feststellen, aus welcher Stadt und welcher Grabungsstelle die Stücke stammen″, erklärt er. Selbst die Fundstücke, die er im Rahmen seiner Diplomarbeit untersucht hat, sind hier gelagert. Friederichs erkennt sie schon an der Verpackung.

Die Fundstücke aus Hesepe haben es bis hierhin noch nicht geschafft. Schließlich werden sie noch bearbeitet. Also lagern sie zwar im selben Haus, aber dort im vierten Stockwerk, direkt über dem Osnabrücker Emma-Theater. Hier hat die Stadt- und Kreisarchäologie ihre Büros, die Restauratorin ihr Reich. Unglaublich viel″ sei in Hesepe gefunden worden, meint Friederichs. Sortiert und kategorisiert werden die Fundstücke von der Fachfirma denkmal 3 D″ bereits vor Ort, dann werden sie nach Osnabrück gebracht. Was nun auf Friederichs und seine Kollegen wartet, lässt sich in Kürze so beschreiben: Waschen, Legen, Frönen.

Reinigen mit Zahnbürste

Tatsächlich also werden die historischen Funde zuerst unter den Wasserhahn gehalten, um sie zu reinigen. In aller Vorsicht natürlich sogar eine Zahnbürste liegt bereit wird von den Keramikstücken der anhaftende Schmutz vieler Jahrhunderte entfernt. Zum Glück ist der Heseper Sand recht locker. Bei Lehmanhaftungen wäre es viel schwieriger″, sagt Friederichs. Nach dem Waschen werden die Stücke in einem Regal in Kästen zum Trocknen gelegt, auch hier penibel beschriftet. Es darf nichts durcheinandergeraten. Wenn das Regal hier mal zusammenbrechen sollte, haben wir ein Problem″, lacht Friederichs.

Wiederum anschließend schlägt die Stunde der Restauratorin: Ihre Aufgabe ist es, die Fundstücke zusammenzufügen. Möglichst viele, aber nicht alle. Dafür sind es sicherlich zu viele″, glaubt Friederichs. Ziel aber sei es, beispielsweise aus einzelnen Keramikstücken ganze Vasen oder Töpfe zu rekonstruieren oder zumindest nachzeichnen zu können. Anhand der Bearbeitung können wir die Stücke einzelnen Epochen zuordnen in manchen wurde recht aufwendig mit Fischgrätmustern beispielsweise gearbeitet, in anderen nahezu schmucklos″, erklärt der Archäologe weiter. Schon auf dem Grabungsfeld in Hesepe hatte sich Friederichs vor einiger Zeit festgelegt: Wir können eine Besiedlung vom ausgehenden Zeitalter der Völkerwanderungen im 5. Jahrhundert bis hinein in das 11. Jahrhundert belegen.″ Später wurden noch Spuren von Einzelgräbern gefunden, die sogar aus einer Zeit von 2800 bis 2000 vor Christus stammen sollen. So sicher sich der Kreisarchäologe ist: Es muss auch anhand der zusammengetragenen Fundstücke wirklich belegt und dokumentiert werden können.

Um das erreichen zu können, gilt es der Lektüre zu frönen. Durch Vergleiche mit anderen Funden lassen sich unsere konkreter einordnen″, so Friederichs. Diese Aufgabe, so ist zumindest derzeit angedacht, soll im Rahmen einer Masterarbeit an Studenten vergeben werden. Danach eine umfangreiche Dokumentation erstellt.

Auf das fertige Werk, auch wenn es noch einige Zeit dauern wird, freut Friederichs sich schon heute: Was wir in Hesepe gefunden haben, das ist wirklich außergewöhnlich in seiner Qualität und auch in der Quantität″, sagt er zum wiederholten Mal.

Fast wie auf Bestellung piept bei Melanie Müller das Handy. Per SMS erfährt die Mitarbeiterin von denkmal 3 D″, dass ihre Kollegen in Hesepe gerade das insgesamt schon 60. Grubenhaus entdeckt haben. Wahnsinn″, sagt Müller nur.

Nach ihren Angaben wird ihre Firma voraussichtlich noch bis Ende nächster Woche am Stapelberger Weg beschäftigt sein wenn denn das Wetter mitspielt. Bislang allerdings hat es nur kurze winterbedingte Unterbrechungen gegeben. Der Schnee hat uns kaum gestört″, berichtet Müller. Denn der habe dafür gesorgt, dass darunter der Boden nicht so tief zufriere. Das ist nämlich für uns ein viel größeres Problem.″

Nach dem Abschluss der Arbeiten wird das Grabungsfeld wieder zu dem, was es eigentlich sein soll: ein Baugebiet. Es werde wohl Sommer, bis Bauherren hier ihre Arbeit für das neue Eigenheim aufnehmen können, schätzt Cornelis van de Water vom Bauamt der Stadt Bramsche. Die Verzögerungen, die es durch die historischen Funde gegeben habe, mussten wir hinnehmen.

Aber das haben wir auch gerne getan. Denn dass in Hesepe so viel in solcher Güte gefunden wurde, das betrachten auch wir in der Verwaltung als etwas ganz Besonderes. Und es bildet ja auch ein Stück Geschichte unserer Stadt ab.″

Weitere Infos und Bilder zum Thema auf noz.de/ bramsche

Bildtexte:
Kreisarchäologe Axel Friederichs am Regal, in dem die Heseper Fundstücke nach dem Reinigen getrocknet werden. Diese sind einzeln beschriftet, um sie zuordnen zu können. Wenn dieses Regal einmal zusammenbrechen sollte, dann haben wir ein Problem″, scherzt Friederichs. Seinen Arbeitsplatz hat der Bramscher in der Lotter Str. 2 in Osnabrück, direkt über dem Emma-Theater.

Zuvor waren die Scherben und Keramikteile in einem schnöden Waschbecken gereinigt worden. In aller Vorsicht wurde, teilweise mit einer Zahnbürste, der anhaftende Schmutz vieler Jahrhunderte entfernt

Anschließend werden einzelne Teile zusammengelegt und - gesetzt. Das zeigt Axel Friederichs Melanie Müller von der Firma denkmal 3 D″, im Hintergrund Cornelis van de Water von der Stadt Bramsche.

Fotos:
Björn Dieckmann
Autor:
Björn Dieckmann
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