User Online: 2 | Timeout: 06:40Uhr ⟳ | Ihre Anmerkungen | NUSO-Archiv | Info | Auswahl | Ende | AAA  Mobil →
NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Datensätze des Ergebnis
Suche: Auswahl zeigen
Treffer:1
Sortierungen:
Anfang der Liste Ende der Liste
1. 
(Korrektur)Anmerkung zu einem Zeitungsartikel per email Dieses Objekt in Ihre Merkliste aufnehmen (Cookies erlauben!)
Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Geschichte einer Integration gegen alle Widerstände
Zwischenüberschrift:
Iranische Brüder Mojtaba und Masoud Sadinam lesen aus ihrem Buch „Unerwünscht″
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Zwei der drei Brüder Sadinam haben am Freitagabend im Stadtgalerie-Café Osnabrück aus ihrem Buch Unerwünscht″ gelesen. Darin erzählen sie von ihrer Flucht aus dem Iran und den Hürden der Integration in Deutschland. Eingeladen zur Lesung hatte der Verein Exil Osnabrücker Zentrum für Flüchtlinge″.

Mojtaba (32), Masoud (32) und Milad (30) sind ein Paradebeispiel gelungener Integration. Nachdem sie mit ihrer Mutter 1996 aus politischen Gründen aus dem Iran geflohen waren, mussten sie in Deutschland über Jahre hinweg aber erst zahlreiche Barrieren überwinden. Es gelang ihnen, sie absolvierten ein erstklassiges Abitur und bekamen die exklusivsten Studienstipendien. Dennoch fühlten sie sich nie wirklich willkommen.

Flucht passiert schlagartig. Man kann sich vorher nicht auf das Land vorbereiten″, betonten Mojtaba und Masoud Sadinam während ihrer Lesung. Gebannt lauschte das Publikum ihren unterhaltsamen, berührenden und teils erschreckenden Berichten. Wir mussten damals Schlepper bezahlen, um überhaupt aus dem Iran herauszukommen″, so die Brüder. Und auch heute noch gebe es für Flüchtlinge in der Regel keinen anderen Weg. Man müsse zuerst illegal in ein Land einreisen. Erst dort könne man dann Asylantrag stellen.

1996 brachte der Schlepper Familie Sadinam nach Deutschland. Sie wurden nach Münster und dann nach Lengerich geleitet, wo die damals elfjährigen Brüder zur Schule gingen zuerst, ohne ein Wort Deutsch sprechen zu können. Augenzwinkernd erzählten Mojtaba und Masoud am Freitag von Missverständnissen und Überraschungen in der Schule. Zum ersten Mal drückten wir die Schulbank zusammen mit Mädchen. Und zum Gemeinschaftskochen brachten wir fälschlicherweise Frankfurter Würstchen mit, weil wir dachten, das sei typisch deutsch.″

Ihr Buch endlich mal in Osnabrück vorstellen zu können sei für sie etwas Besonderes, freuten sich die Sadinams. Obwohl sie lange Zeit in Lengerich lebten, nur 20 Kilometer entfernt von Osnabrück, waren sie als Asylbewerber von der Residenzpflicht betroffen. Die verbot ihnen, ihre Freunde zu begleiten, wenn es ins Kino oder in die Disco nach Osnabrück ging. So habe Osnabrück eine symbolische Bedeutung von Freiheit für sie.

Neun Jahre lang waren die Sadinams Asylbewerber. Nach ihrem ersten Jahr wurde ihr Asylantrag vom Bundesamt abgelehnt. Sie legten Widerspruch ein und mussten mündliche Verhandlungen vor Gericht über sich ergehen lassen. Der Gerichtstermin ließ vier Jahre auf sich warten″, berichtete Masoud Sadinam. Nach langer Zeit der Unsicherheit und dem Gang durch viele Instanzen bekam die Familie 2005 schließlich ihre erste Aufenthaltserlaubnis für drei Jahre.

Durch ihre persönliche Geschichte und deren glücklichen Ausgang haben die Brüder heute wertvolles Wissen rund um Ausländerpolitik. Die Leute müssten endlich anfangen, sich mit Fluchtursachen auseinanderzusetzen, betonten sie. Dann merke man schnell, dass das Thema Flucht komplizierter sei als gedacht. Die Sicht auf das Thema verändere sich dann zumeist und eine ablehnende Haltung werde schwieriger zu rechtfertigen.

Der Exil-Verein kündigt weitere Veranstaltungen an: Am Samstag, 18. März, findet um 19.30 Uhr die Premiere des Exil-Projekts Revolutzajam″ (ein Chor aus Geflüchteten und Einheimischen singt Revolutions- und Friedenslieder aus aller Welt) in der Aula der Hochschule Osnabrück statt.

Am Sonntag, 30. April, um 11.30 Uhr wird im Cinema-Arthouse der Dokumentarfilm Alles gut″ gezeigt. Der Film handelt von einer mazedonischen Familie, die in Deutschland Asyl sucht. Nach dem Film gibt es eine Diskussion.

Bildtext:
Die Brüder Mojtaba (links) und Masoud Sadinam stellten ihr Buch Unerwünscht″ im Stadtgalerie-Café vor.

Foto:
Hlawatsch
Autor:
hla


Anfang der Liste Ende der Liste