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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Reformator, Pietist und Aufklärer
Zwischenüberschrift:
Lutherbilder-Ausstellung im Forum am Dom
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. 34 Lutherporträts aus fünf Jahrhunderten zeigt die Ausstellung Von Cranach zur Bild-Zeitung″ im Forum am Dom, die dort bis zum 26. Februar zu sehen ist. Schautafeln erklären, wie sich die Sichtweise von Künstlern auf den Reformator über die Zeit gewandelt hat. Zur Eröffnung am Mittwochabend sprach der Osnabrücker Theologieprofessor Albrecht Geck über den Wandel des Lutherbildes und das Verhältnis des Protestantismus zu Bildern allgemein. Bilderfeindlichkeit gehört zu den sorgsam gepflegten Klischees, die einem beim Stichwort Protestantismus in den Sinn kommen″, so der Professor. Tatsächlich aber sei die protestantische Tradition keineswegs arm an Bildern.

Die Legende von der Bilderfeindlichkeit gehe auf die Schrift Von abtuhung der Bylder″ des Zeitgenossen Luthers Andreas Rudolf Bodenstein, genannt Karlstadt, zurück, der darin die Darstellung des Göttlichen in der Kunst als Ausdruck menschlicher Hybris geißelt. Luther selbst habe diese Position abgelehnt, Bilder seien weder gut noch schlecht, entscheidend sei der Umgang mit ihnen: Zu didaktischen Zwecken seien sie durchaus sinnvoll, nicht aber zu kultischer Verehrung oder im Sinne der Werkgerechtigkeit″ als Gaben reicher Stifter, die sich damit von Sünden freikaufen wollen.

Auch den Bildnissen, die Künstler seiner Zeit von ihm schufen, stand Luther sehr gelassen gegenüber. In Briefen lehnte er es aber ab, die Porträts von Lucas Cranach zu signieren. Er wollte sie damit nicht aufwerten und so der Heiligenverehrung Vorschub leisten″, so Geck. Im Lauf des 16. Jahrhunderts stilisierten verschiedene Künstler ihn dennoch immer mehr zum Heiligen: Das Bildnis vom einfachen Augustinermönch zierten schon bald Heiligenschein und Taube als Insignien des Göttlichen.

Im 16. Jahrhundert habe man Luther erst als kühnen Reformator und dann als gesetzten Kirchenvater gesehen. Im frühen 17. Jahrhundert habe sein Bildnis die Züge eines gestrengen Konfessionalisten angenommen, später dann die eines selig lächelnden Pietisten, erklärte Geck anhand von Beispielen aus der Kunstgeschichte. Im 18. Jahrhundert habe man ihn als Aufklärer mit skeptischem Blick dargestellt, im frühen 19. Jahrhundert als kraftstrotzendes Genie und im späten 19. Jahrhundert schließlich als visionären Monarchisten.

Diese einseitigen Instrumentalisierungen seines Bildnisses habe Luther ebenso wenig vorausahnen können wie die Entwicklungen, die die Reformation schließlich genommen habe.

Bildtext:
Domkapitular Reinhard Molitor, Albrecht Geck und Diözesanmuseum-Direktor Hermann Queckenstedt eröffneten die Lutherbilder-Ausstellung im Forum am Dom.

Foto:
Elvira Parton
Autor:
Regine Bruns


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