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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
KME will 86 Stellen streichen
 
KME will weitere 86 Stellen abbauen
Zwischenüberschrift:
Folge des niedrigen Ölpreises – Betriebsrat kritisiert „unüberlegtes Vorpreschen″
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Neue Krisenmeldung vom Osnabrücker Kupferverarbeiter KME: Das Unternehmen will 86 Stellen in der Sonderfertigung abbauen. Hintergrund sind nach Angaben der Geschäftsführung der niedrige Ölpreis und die dadurch sinkende Investitionsbereitschaft der Öl- und Gasindustrie. Das wirke sich auf den Auftragseingang bei KME aus, teilte die Geschäftsführung während einer Betriebsversammlung am Donnerstag mit. Betriebsrat und Gewerkschaft kritisierten die Entscheidung als vorschnell″ und unüberlegt″. Es sollten zunächst andere Möglichkeiten zur Beschäftigungsanpassung wie Kurzarbeit ausgeschöpft werden. Im Osnabrücker Werk arbeiten 2000 Menschen. 2015 und 2016 hatte KME 340 Stellen abgebaut und das Rohrwerk an den Standort Menden verlegt.

Der Osnabrücker Kupferverarbeiter KME streicht 86 Stellen. Das teilte die Geschäftsführung der Belegschaft am Donnerstag in einer Betriebsversammlung mit.

Osnabrück. Betroffen ist der Sonderfertigungsbau, der Teile für Öl- und Gasförderanlagen produziert. Wegen des niedrigen Ölpreises habe sich die Investitionsbereitschaft in dieser Branche sehr abgeschwächt, wie eine Unternehmenssprecherin erklärte. Darauf habe KME reagieren müssen. Betroffen seien alle Bereiche von der Produktion bis zur Verwaltung. Über Details des geplanten Arbeitsplatzabbaus konnte die Sprecherin nichts sagen. Das sei Gegenstand der Verhandlungen zwischen der Geschäftsführung und der Arbeitnehmervertretung.

Betriebsrat und IG Metall halten den Stellenabbau für den falschen Weg und fordern die Unternehmensleitung auf, andere Lösungen zu suchen. Die Nachricht habe in der Belegschaft große Betroffenheit″ ausgelöst, sagte der 2. Bevollmächtigte der IG Metall, Stefan Deeters. Die Restrukturierung vor eineinhalb Jahren steckt uns ja allen noch in den Knochen″, so Deeters. Und nun der nächste Schlag.

Weniger Investitionen

Die Arbeitnehmervertreter räumen in einer Stellungnahme ein, dass sich der betroffene Bereich in einer angespannten Situation″ befinde. Der Betriebsratsvorsitzende André Lücke bestätigte, dass aufgrund des niedrigen Ölpreises im Offshore-Bereich aktuell nicht großartig investiert wird und es deshalb zu einer Schieflage in diesem Sektor gekommen ist″.

Aus Sicht der IG Metall ist das Vorgehen der Geschäftsleitung aber der falsche Weg. Es ist aus unserer Sicht überhaupt nicht geprüft, inwieweit andere Möglichkeiten angewendet werden können″, äußerte sich Stefan Deeters. Das Tarifwerk der Metall- und Elektroindustrie biete genau für solche Situationen passende Instrumente als Lösung an, so der Unternehmensbeauftragte. Auch das Thema Kurzarbeit müsse als eine mögliche Alternative geprüft werden. Deeters kritisierte das Vorpreschen″ der Geschäftsführung als vorschnell und unüberlegt″.

Weiter heißt es in der Stellungnahme der Arbeitnehmervertreter: Entlassungen sind für uns als Interessenvertretung immer die schlechteste Lösung eines Problems. Wir werden im Rahmen der Gespräche in den nächsten Wochen jede auch nur denkbare Möglichkeit prüfen und auch bei der Unternehmensleitung einfordern.″ Der Betriebsratsvorsitzende André Lücke kündigte an, um jeden einzelnen Arbeitsplatz″ zu kämpfen. Ich hoffe doch sehr, dass wir möglichst viele retten können″, sagte er unserer Redaktion. Lücke bekräftigte seine schon früher geäußerte Kritik an der italienschen Konzern-Geschäftsführung: Diese inkompetenten Vorstände″ hätten keine Ahnung von den Märkten″.

Trotz der schwierigen Marktlage sieht Lücke, der Mitglied des Aufsichtsrates ist, Anlass zur Hoffnung″. Die Geschäftsführung habe in der Betriebsversammlung Perspektiven aufgezeigt, KME auf eine breitere und sichere Finanzbasis zu stellen. Details wollte Lücke nicht preisgeben. Auch die KME-Geschäftsführung war zu einer weitergehenden Stellungnahme nicht bereit.

Die KME Germany GmbH & Co. KG ist eine hundertprozentige Tochter der italienischen Intek Group Spa mit Sitz in Mailand. An weltweit 15 Produktionsstandorten sind 4700 Mitarbeiter beschäftigt. Im Hauptsitz an der Klosterstraße in Osnabrück arbeiten zurzeit etwas mehr als 2000 Menschen.

Der Kupferverarbeiter befindet sich seit Jahren in einem schmerzhaften Anpassungsprozess. 2012 vereinbarten Betriebsrat und Geschäftsführung eine Arbeitsreduzierung für einen Teil der Belegschaft, die mit Gehaltseinbußen von bis zu zehn Prozent verbunden war. Im Mai 2015 kündigte das Unternehmen den Abbau von 340 Stellen an, zum Teil durch betriebsbedingte Kündigungen. Betroffen waren alle Betriebsbereiche von der Produktion bis zur Verwaltung. Die Rohrproduktion und die damit verbundenen 40 Arbeitsplätze wurde in das Werk Menden verlegt.

2016 keimten plötzlich Hoffnungen auf, es könnten an der Klosterstraße 130 neue Arbeitsplätze entstehen, weil eine KME-Tochter in Italien von heute auf morgen aus Sicherheitsgründen schließen musste. Diese Hoffnung hat sich aber nicht erfüllt.

Aus den Betrieben der Region: noz.de/ wirtschaft-regional

Bildtext:
Neuer Aderlass bei KME: 86 Beschäftigte aus dem Bereich Sonderfertigung sollen gehen.

Foto:
Michael Gründel

Kommentar:

Große Sorgen

Osnabrücks zweitgrößter industrieller Arbeitgeber gibt Anlass zur Sorge. Zu großer Sorge. Trotz unbestreitbar hoher Kompetenz sind die Kapazitäten seit Jahren nicht ausgelastet. Jetzt hat es auch einen Teil des Sonderbereichs erwischt, der stets ein verlässlicher Gewinnbringer war, während andere Segmente schwächelten.

Der Betriebsrat zeigt mit dem Finger auf das Management des italienischen Mutterkonzerns, das auf Marktveränderungen zu spät oder gar nicht reagiert habe. Doch wichtige Rahmenbedingungen kann auch das Management nicht beeinflussen, wie den Kupferpreis zum Beispiel. Mit dem rasanten Preisanstieg wuchs der Druck etwa in der Baubranche, nach alternativen Materialen zu suchen. Man sah, Kupfer lässt sich ersetzen, und wo das geschehen ist, ist der Markt verloren.

Der Anpassungsprozess verlief bei KME bisher ziemlich eindimensional: Stellenstreichung und Kapazitätsabbau. Gelingt es KME nicht, neue Märkte zu erschließen, könnte sich die Spirale weiter nach unten drehen.

Wie ernst die Lage ist, zeigt das Testat einer Wirtschaftsauskunftei, die bei KME Zielüberschreitungen″ festgestellt haben will. Das heißt im Klartext: Die Rechnungen wurden nicht pünktlich bezahlt.
Autor:
hin


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