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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Dieselautos sorgen für dicke Luft in den Städten
Zwischenüberschrift:
Umweltbundesamt verzeichnet immer noch zu hohe Schadstoffwerte
Artikel:
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Originaltext:
Dicke Luft in etlichen niedersächsischen Städten und auch in Bremen: An vielen Straßen ist die Belastung mit gesundheitsgefährdenden Schadstoffen am oberen Limit oder liegt über den Grenzwerten, wie die Messwerte für 2016 ergeben haben.

Berlin. An 57 Prozent der Messstationen an stark befahrenen Straßen überschritten die Stickstoffdioxid-Werte 2016 im Jahresmittel den Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter, wie das Umweltbundesamt (UBA) ermittelte. In Osnabrück lag der Jahresmittelwert an einer von zwei Messstationen bei 47 Mikrogramm pro Kubikmeter. Im Emsland war der ermittelte Wert deutlich niedriger: In einem vorstädtischen Gebiet wurden 16 Mikrogramm pro Kubikmeter gemessen.

Dies geht aus vom Umweltbundesamt ausgewerteten Daten sowie den Messungen der Gewerbeaufsicht in Niedersachsen hervor. Deutlich zu hoch sind die Werte unter anderem in Bremen, Braunschweig, Göttingen, Hameln, Hannover, Hildesheim, und Oldenburg. Die gute Nachricht: Die Feinstaubbelastung, die vor einigen Jahren noch Grund zur Sorge gab, liegt überall unter den Grenzwerten.

Luftreinhaltepläne

Als Ursache hoher Stickstoffdioxidbelastung in den Städten gilt vor allem der Autoverkehr, insbesondere verursacht durch alte Diesel-Autos, wie das Umweltbundesamt mitteilte. Schon seit Längerem arbeiten die betroffenen Städte in Niedersachsen daher an Luftreinhalteplänen, die teils zu Verbesserungen geführt haben. Im Fokus stehen insbesondere Maßnahmen, die den Verkehrsfluss verbessern und steuern.

Wie ein Sprecher des für die Messungen in Niedersachsen zuständigen Gewerbeaufsichtsamtes in Hildesheim erklärte, ging die Belastung in Hannover und Osnabrück zurück, Braunschweig und Göttingen sei es 2016 erstmals gelungen, die Grenzwerte exakt einzuhalten.

Mit sieben Städten hat das Umweltministerium in Hannover bereits vereinbart, dass die Pläne nun überarbeitet werden. Unabhängig davon haben Hannover, Bremen und Osnabrück bereits vor Jahren eine Umweltzone ausgewiesen, nur noch Wagen mit grüner Plakette dürfen in die City, alte Dieselstinker müssen draußen bleiben. Nicht jeder hält sich daran so gab es in Hannover im vergangenen Jahr 7806 Anzeigen, der Trend ist spürbar rückläufig.

Drastischere Schritte für sauberere Luft, Fahrverbote wie sie etwa für Hannover in die Überlegung gerieten oder eine Blaue Plakette″ für besonders saubere Autos sind bisher auf Widerstand gestoßen. Allerdings will Niedersachsen bald einen mehrjährigen Modellversuch mit Tempo 30 auf innerstädtischen Hauptverkehrsstraßen starten, unter anderem, um die Luftverschmutzung zu verringern. Welche Straßen in welchen Städten betroffen sind, steht noch nicht fest.

In anderen Ländern greifen die Behörden zu drastischeren Mitteln: China schreckt die Autobranche mit einer E-Auto-Quote für Hersteller auf. Die Pariser Bürgermeisterin will Diesel-Fahrzeuge bis 2020 komplett aus der Stadt haben. Norwegen will über Steuern Diesel und auch Benzin teurer machen, um den Verkauf von E-Autos anzukurbeln. In Oslo dürfen Diesel schon nicht mehr fahren, wenn die Luft schlecht ist.

Fragen und Antworten zu gesundheitsgefährdenden Schadstoffen auf noz.de/ politik

Bildtext:
Atemlos durch die Stadt: Greenpeace-Aktivisten haben der Statue auf der Siegessäule in Berlin am Montag eine Atemschutzmaske übergezogen.

Foto:
dpa

Kommentar:

Die faulen Deutschen

Bei der Verbesserung der Luft in Deutschlands Städten fehlt es der Politik an Elan. Warum eigentlich, es geht doch um die Gesundheit der Bürger. Weil Fortschritte nur mit Einschnitten in das Leben eines Großteils genau dieser Menschen zu erreichen wären: Diesel-Fahrverbote oder Tempolimits sind Reizwörter in der Autofahrernation Deutschland.

Viele Betroffene bedeuten auch immer viel Ärger. Und mutmaßlich weniger Wähler. Denn diese von der Sinnhaftigkeit einer Maßnahme zu überzeugen ist gerade dann schwer, wenn das Problem wie im Fall von Stickstoffdioxid weder zu sehen noch unmittelbar zu spüren ist.

Weil nun in Deutschland Wahlen anstehen, ist in nächster Zeit auf Bundes- und auf Länderebene kein Durchbruch zu erwarten. Gegen die Autofahrerlobby ist keine Wahl zu gewinnen. Das scheinen alle zu wissen. Bis auf die Grünen und Bundesumweltministerin Hendricks von der SPD.

Am Ende ist es bequemer, auf die böse EU-Kommission zu schimpfen, wenn diese die Rechnung in Form saftiger Strafzahlungen präsentiert, weil Deutschland mit Grenzwertüberschreitungen fortlaufend gegen geltendes EU-Recht verstößt. Und damit die Gesundheit seiner Bürger aufs Spiel setzt. Aber das merken die ja eh nicht, scheinen sich Lobbyisten und Regulierer hierzulande zu denken.
Autor:
johl/dpa/AFP
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