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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Welche Potenziale bietet die Re-Migration?
Zwischenüberschrift:
Rahmenbedingungen für Migrationsbewegungen müssen stimmen
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Jung, gut und unerwünscht″ oder Exodus von Mustermigranten: Abschied aus Almanya″ Medienberichte über die Abwanderung hoch qualifizierter Türkeistämmiger aus Deutschland haben seit 2008 immer wieder für Aufsehen gesorgt. Der Verlust für die deutsche Volkswirtschaft wird dabei besonders thematisiert. Tatsächlich ist dies ein sogenannter Brain-Drain (wörtlich übersetzt Gehirnabfluss), weil gut ausgebildete Fachkräfte Deutschland verlassen. Dass Re-Migration aber auch Potenziale für deutsche Unternehmen im Ausland und damit für die deutsche Wirtschaft hat, haben wir in dem deutsch-türkischen Projekt (Re-) Migranten im deutsch-türkischen Innovationsnetzwerk″ gezeigt.

Re-Migranten bleiben Deutschland nach ihrer Abwanderung meist verbunden. In der Türkei nutzen sie ihre Netzwerkbeziehungen und ihre Kenntnisse von Deutschland sowie der deutschen Sprache. Viele arbeiten dort für deutsche Unternehmen. Dabei ist auffällig, dass deutsche Unternehmen mittlerweile gibt es über 6200 deutsche Unternehmen und türkische Unternehmen mit deutscher Kapitalbeteiligung in der Türkei häufig Türkeistämmige aus Deutschland im Management einsetzen. Dies erleichtert die Kommunikation zwischen den Unternehmensstandorten in beiden Ländern erheblich.

Gleiches gilt für Ingenieure und IT-Fachleute, die sich leichter mit Kollegen in Deutschland austauschen können oder sogar Dienstleistungen für den deutschen Markt erbringen. Sie sind menschliche Brücken, die Deutschland und die Türkei miteinander verbinden. Die Abwanderung ist dabei keine Einbahnstraße: Wiederholte Wohnortwechsel zwischen beiden Ländern sind bei Hochqualifizierten keine Seltenheit. Zum Teil findet die Re-Migration unter Beibehaltung des Arbeitgebers statt; türkeistämmige Mitarbeiter werden sowohl an deutschen als auch an türkischen Standorten eingesetzt. So entstehen neue transnationale Lebens- und Arbeitsweisen. Durch die gegenwärtigen politischen Entwicklungen und die Sicherheitslage in der Türkei verliert ein solcher Lebensstil aktuell allerdings an Anziehungskraft.

Vor dem Hintergrund der aktuellen Zuwanderung aus arabischen Staaten stellt sich die Frage, ob derartige Effekte langfristig auch zwischen Deutschland und Ländern wie Syrien zu erwarten sind, wenn sich dort die Situation wieder bessert. Eindeutig beantworten lässt sich dies nicht. Eine Studie von Ökonomen aus London, Toulouse und Chicago zur Migration in die USA in den letzten 130 Jahren hat herausgestellt, dass die Immigration von Menschen aus fremden Ländern eine positive Langzeitwirkung auf lokale Firmen hat. Denn durch die wirtschaftlichen Kontakte mit dem Herkunftsland der Migranten können Unternehmen ihre eigene Wettbewerbsfähigkeit erhöhen. Die Effekte, die wir bei der Bedeutung der Deutschtürken für deutsche Unternehmen beobachten konnten, sind also keine Ausnahme. Wichtig scheint nur zu sein, dass die Rahmenbedingungen stimmen: Dazu gehören eine wirtschaftliche und gesellschaftliche Situation, die einen solchen Austausch interessant macht, sowie ein Einwanderungsrecht, das es Menschen ermöglicht, transnationale Wohnortswechsel vorzunehmen.

Beim 9. Osnabrücker Wissensforum im November 2016 haben 33 Professoren auf Einladung der NOZ und der Uni Osnabrück Fragen unserer Leser beantwortet. Alle Antworten werden in dieser Serie abgedruckt. Alle Beiträge sind als Video abrufbar auf www.uni-osnabrueck. de/ wissensforum.

Serie Wissensforum

Bildtext.
Martin Franz ist Professor für Humangeografie mit dem Schwerpunkt Wirtschaftsgeografie.

Foto:
S. Hehmann
Autor:
Martin Franz


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