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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Schockierende Schärfe und Aggression
Zwischenüberschrift:
Wanderausstellung in St. Katharinen beleuchtet die Judenfeindlichkeit Martin Luthers
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Die in St. Katharinen eröffnete Wanderausstellung Ertragen können wir sie nicht. Martin Luther und die Juden″ informiert über die Judenfeindlichkeit des Reformators.

Was wollen wir Christen nun tun mit diesem verworfenen, verdammten Volk der Juden? [...] Ich will meinen treuen Rat geben.″ Es folgen sieben Empfehlungen″, in denen zu Verbrennungen von Synagogen ebenso aufgerufen wird wie zu Lehrverboten für Rabbiner oder tätlicher Gewalt gegen Juden. Sie stammen aus der Schrift Von den Juden und ihren Lügen″, die 1543 von Martin Luther verfasst wurde und durch ihre Schärfe und Aggression schockiert.

Anlässlich des Reformationsjubiläums 2017 fordert die Wanderausstellung Ertragen können wir sie nicht. Martin Luther und die Juden″ zur kritischen Auseinandersetzung mit dieser Seite des Reformators auf. Am Freitag wurde die Ausstellung als Kooperation von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Osnabrück e. V. und der Evangelisch-lutherischen Katharinenkirchengemeinde im Südschiff von St. Katharinen eröffnet.

Bis zum 17. Februar sind auf insgesamt 18 Bildertafeln Leben und Wirken Luthers ebenso dokumentiert wie die Blütezeit des Judentums im Frühmittelalter bis zu deren Vertreibung im Spätmittelalter. Konzipiert von Pastorin Hanna Lehming vom Hamburger Zentrum für Mission und Ökumene der Nordkirche, zeigt die Ausstellung zudem zentrale Aussagen Luthers über Juden und Judentum. Die lesen sich anfangs durchaus freundlich. Dass Jesus Christus ein geborener Jude sei″, gab Luther etwa in der gleichnamigen Schrift von 1523 zu bedenken. Zwanzig Jahre später verstieg er sich zu Von den Juden und ihren Lügen″, in der er die kleine Minderheit der Juden als Bedrohung darstellt. Ob derlei Ausfälle auf Luthers Enttäuschung ob der bekehrungsunwilligen″ Juden zurückzuführen oder eine Reaktion auf die christlich-mährische Gruppe der Sabbater″ waren sie bleiben abstoßend und zeigen die Wichtigkeit einer kritischen Auseinandersetzung mit der Person Martin Luther.

Dass die Eröffnung der Ausstellung in Osnabrück auf den Holocaust-Gedenktag fiel, ist Teil dieser Auseinandersetzung. Das wurde auch im vorangehenden ökumenischen Gottesdienst deutlich mit Pastor Otto Weymann (St. Katharinen), Angela Müllenbach-Michel (Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Osnabrück e. V.), Pastor Thomas Stühlmeyer (St. Johann) und Kirchenhistoriker Martin Jung (Institut für evangelische Theologie der Universität Osnabrück). Darin kam der Beschluss der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland über die Absage an die Judenmission ebenso zur Sprache wie die im Zuge des Zweiten Vatikanischen Konzils entstandene Erklärung Nostra aetate″ über die Haltung der Kirche zu nichtchristlichen Religionen. Passende Worte fand auch Superintendent Joachim Jeska: Mögen viele Menschen die Ausstellung ansehen und sich einen differenzierten Blick angewöhnen.″

St. Katharinen: Die Ausstellung ist bis zum 17. Februar bei freiem Eintritt wochentags von 10.30 bis 16.30 Uhr geöffnet.

Bildertext:
Mit einem Gottesdienst wurde die Ausstellung „, Ertragen können wir sie nicht′ Martin Luther und die Juden″ in der Katharinenkirche in Osnabrück eröffnet, die dazu anregt, sich kritisch mit Martin Luthers judenfeindlichen Aussagen auseinanderzusetzen.

Fotos: David Ebener
Autor:
Uta Biestmann-Kotte


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