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1.
Erscheinungsdatum:
30.01.2017
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Stimme der Vernunft bleibt ungehört
Zwischenüberschrift:
Eine Welt in der Nacht des Vorurteils: Harsche Version von Lessings „Nathan″ am Theater Osnabrück
Artikel:
Originaltext:
Das
Theater
Osnabrück
zeigt
den
Aufklärungs-
Klassiker
„
Nathan
der
Weise″
als
Kampf
der
Kulturen.
Regisseur
Dominique
Schnizer
versetzt
das
Stück
in
ein
Flüchtlingslager.
Eine
Versöhnung
der
Religionen
gibt
es
nicht.
Osnabrück.
Ein
paar
Mal
atmet
er
hörbar
durch.
Dann
spricht
Nathan
(Ronald
Funke)
die
berühmte
„
Ringparabel″
wie
ein
Ernüchterter,
der
genug
hat
vom
endlosen
Zwist
der
Religionen.
Nathan
weiß,
dass
er
um
sein
Leben
redet.
Sultan
Saladin
setzt
ihn
doppelt
unter
Druck.
Der
Herrscher
fordert
von
dem
jüdischen
Kaufmann
Geld
und
die
Antwort
auf
die
heikelste
aller
Frage:
Welche
Religion
ist
die
einzig
wahre?
Die
Antwort
auf
diese
Frage
kann
tödliche
Konsequenzen
haben,
erst
recht
in
jener
Welt,
die
Schnizer
und
Bühnenbildnerin
Christin
Treunert
auf
die
Szene
des
Osnabrücker
Theaters
gestellt
haben.
Dieser
„
Nathan″
spielt
in
einem
Flüchtlingscamp,
das
dem
im
Herbst
2016
geräumten
„
Dschungel″
bei
Calais
bedrückend
ähnelt.
Hier
beharken
sich
die
Angehörigen
unterschiedlicher
Religionen
unentwegt.
Auf
die
„
Allahu
akbar″-
Rufe
der
Muslime
antworten
Christen
mit
einem
genervten
„
Gut
jetzt″.
Vor
dem
Juden
Nathan
wird
ausgespuckt,
kleine
Streitigkeiten
entladen
sich
in
plötzlichen
Gewalttumulten.
Nur
eines
hat
in
diesem
Mikrokosmos
der
Verrohrung
seine
allerbeste
Ordnung:
Jede
Religion
bewohnt
ihre
eigene
Hütte.
Christen,
Moslems
und
Juden
übertönen
sich
gegenseitig
mit
ihren
Gottespreisungen.
Deutsche
und
Flüchtlinge,
in
der
Mehrheit
aus
Syrien,
von
der
„
Projektgruppe
Nathan″
bringen
die
konfliktträchtige
Atmosphäre
drängend
dicht
auf
die
Bühne.
Verständigung
kann
in
dieser
Umgebung
nicht
gedeihen.
In
der
Osnabrücker
Version
bleibt
vom
milden
Humanitätspathos
in
Gotthold
Ephraim
Lessings
Klassiker
„
Nathan
der
Weise″
nichts
mehr
übrig
–
auch
deshalb,
weil
Dramaturg
Jens
Peters
den
Text
halbiert
und
stellenweise
modernisiert
hat.
In
gerade
einmal
eindreiviertel
Stunden
ohne
Pause
wird
der
Klassiker
als
atemloser
Schnelldurchlauf
absolviert.
Die
scharfkantige
Osnabrücker
Version
stellt
Konflikte
heraus.
Sprache
ist
hier
eine
Waffe
in
Rededuellen,
zu
denen
Schnizer
seine
Darsteller
an
der
Rampe
antreten
lässt.
Sprache
verliert
dabei
jene
Qualität,
die
Lessing
ihr
in
seinem
Text
gegeben
hatte
–
zum
Medium
einer
Verständigung
zu
werden,
die
Spannungen
nachhaltig
zu
vermitteln
vermag.
Schnizers
Regieentscheidung
fordert
so
ihren
Preis.
Ihr
Vorteil:
Dieser
„
Nathan″
steht
auf
der
Höhe
einer
Zeit,
die
von
Terrorgefahr,
religiösem
Fundamentalismus
und
eiferndem
Rechtspopulismus
vergiftet
ist.
Entsprechend
hat
auch
Versöhnung
keine
wirkliche
Chance.
Nathans
„
Stimme
der
Vernunft″
bleibt
ungehört.
Lessings
Regieanweisung
sieht
für
den
Schluss
die
„
Wiederholung
allseitiger
Umarmungen″
vor.
In
der
Osnabrücker
Version
ruft
am
Ende
jede
Religionsgruppe
wieder
nur
ihr
jeweiliges
„
Gott
ist
groß″
wie
einen
Schlachtruf.
Dann
wird
es
dunkel.
Finsternis
statt
Licht:
234
Jahre
nach
der
Uraufführung
von
„
Nathan
dem
Weisen″
scheint
die
Welt
für
den
Frieden
immer
noch
nicht
bereit
zu
sein.
Lessings
„
Nathan″
als
Skript
eines
Kampfes
der
Kulturen:
Die
Darsteller
setzen
das
harsche
Regiekonzept
engagiert
um
–
allen
voran
Ronald
Funke,
der
Nathan
als
traumatisiertes
Opfer
gibt,
das
sich
Versöhnung
schmerzhaft
abringen
muss.
Andreas
Möckel
porträtiert
den
Saladin
als
verunsicherten
Potentaten
mit
Neigung
zu
Gewaltausbrüchen.
Zweiter
im
Bunde
der
insgeheim
Radikalisierten
ist
der
Tempelherr,
den
Niklas
Bruhn
als
schroffen
Menschenfeind
spielt.
Dazu
passen
der
ebenso
boshafte
wie
opportunistische
Patriarch
in
der
Verkörperung
durch
Klaus
Fischer
wie
auch
der
kleinmütige
Klosterbruder
Johannes
Busslers
und
der
lavierende
Al-
Hafi
Oliver
Meskendahls.
Scharf
gezeichnet
erscheinen
auch
die
Frauenfiguren.
Elaine
Cameron
als
aufbrausende
Recha,
Marie
Bauer
als
hochfahrende
Sittah,
Cornelia
Kempers
als
eigennützige
Daja
–
sie
alle
haben
religiösen
Streit
und
gegenseitige
Diskriminierung
so
sehr
verinnerlicht,
dass
die
„
von
Vorurteilen
freie
Liebe″
große
Zukunftsaufgabe
bleiben
muss.
Dieser
Osnabrücker
„
Nathan″
ist
nichts
für
Puristen
hehren
Klassikerkultes.
Dafür
liefert
er
Stoff
für
kontroverse
Diskussionen.
Nächste
Aufführungen:
4.,
14.,
18.und
22.
Februar.
Kartentel.
0541/
7600076.
Bildergalerie
und
Hintergründe
zum
Osnabrücker
„
Nathan″
auf
noz.de
/
kultur
Bildtexte:
Klassiker
im
Camp:
Al-
Hafi
(Oliver
Meskendahl,
links)
mit
Nathan
(Ronald
Funke)
,
hinten
Mitglieder
der
„
Projektgruppe
Nathan″.
Foto:
Marek
Kruszewski
Autor:
Stefan Lüddemann