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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Helmpflicht auf E-Fahrrädern?
Zwischenüberschrift:
Zahl der Unfälle steigt – Verkehrsgerichtstag debattiert auch Fahrverbote für Straftäter
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Radler haben ein neues Fortbewegungsmittel entdeckt: das Fahrrad mit elektrischem Hilfsmotor. Mit 25 Stundenkilometern radelt es sich flott über jeden Hügel und gegen den Wind. Wenn der Radfahrer in die Pedale tritt, unterstützt ihn der E-Motor beim Treten. Allerdings ist die Zahl der Unfälle laut Statistischem Bundesamt drastisch gestiegen. Von Januar bis September 2016 kam es zu 3214 Unfällen mit sogenannten Pedelecs, 39 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Zahl der Toten stieg von 26 auf 46.

Der Vorsitzende des Verkehrsausschusses im Bundestag, Martin Burkert (SPD), fordert deshalb eine Helmpflicht für das Fahren von Elektrorädern. Fahrradhelme sind Lebensretter″, sagte Burkert in einem Gespräch mit unserer Redaktion. Nach Einschätzung von Experten könnten Helme rund 80 Prozent aller schweren Hirnverletzungen bei Radfahrern vermeiden.

Nach Angaben der Bundesanstalt für Straßenwesen sind die Deutschen allerdings Helm-Muffel. Auch wenn der Anteil steigt, griffen 2015 erst 18 Prozent aller Radfahrer freiwillig zum Helm. Bei Kindern ist der Anteil mit 76 Prozent deutlich höher. Für schnelle Flitzer (E-Bikes) bis zu 45 Stundenkilometer ist der Helm bereits vorgeschrieben.

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) führt die Zunahme der Pedelec-Unfälle nicht auf die neue Technik zurück, sondern schlicht auf den Boom bei den Elektro-Rädern. Der Verband lehnt eine Helmpflicht strikt ab. ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork sagte unserer Redaktion: Durch ein Helmgesetz würde die Zahl der Fahrradnutzer sofort zurückgehen.″ Das Phänomen sei aus Australien bekannt, wo das Radfahren nach Einführung der Helmpflicht Anfang der 1990er-Jahre schlagartig unpopulär geworden sei. Wichtiger sei, im Straßenverkehr mehr für die Sicherheit von Fahrradfahrern zu tun. Stork fordert den Ausbau von Radwegen, breite und geschützte Radfahrstreifen sowie geeignete Ampelschaltungen. Er sagte: Wir fordern Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit innerorts.″ Gerade ältere Menschen schätzen die Elektro-Räder. Der Bundesvorsitzende der CDU-Seniorenunion, Prof. Otto Wulff, sagte unserer Redaktion: Eine Tragepflicht sowie einen eigens einzuführenden Führerschein halten wir für unangemessen.″

Die Sicherheit von Radfahrern ist Thema bei dem am Mittwoch beginnenden Verkehrsgerichtstag in Goslar mit 2000 Experten. Dort geht es auch um verpflichtende Fahreignungsprüfungen für Senioren sowie die Frage, ob ein Fahrverbot auch für Straftaten wie Steuerhinterziehung oder Diebstahl nebenbei verhängt werden sollte. Der Deutsche Richterbund hält davon nichts. Deren Vorsitzender Jens Gnisa sagte unserer Redaktion, solche Fahrverbote seien ungerecht und kaum zu kontrollieren. Das Fahrverbot stellt eine Sondersanktion für Inhaber eines Führerscheins dar.″ Es gebe Menschen, die aus beruflichen oder gesundheitlichen Gründen auf das Auto angewiesen seien. Für sie kann ein Verbot drastische Folgen haben″, warnte Gnisa. Eine solche Strafe sei auch sozial ungerecht: Gerade Vermögende, die die Koalition mit einem Fahrverbot unter anderem treffen will, können die Sanktion leicht unterlaufen.″ Bislang wird der Führerschein nur bei Verkehrsdelikten entzogen.

Zweirad-Mobilität: noz.de/ fahrrad

Bildtext:
Elektrofahrräder werden immer beliebter. Wegen höherer Unfallzahlen wird wieder über eine Helmpflicht debattiert.

Foto:
dpa

Kommentar:

Keine Zwangsfürsorge

Helmpflicht für Radler, für Ski-Fahrer, für Reiter kommt danach die Helmpflicht für Senioren am Rollator? Der Staat traut dem Bürger immer weniger zu, gerade im Verkehr. Da wird der Deutsche allenthalben gegängelt und soll das auch noch gut finden. Der Helm ist ein gutes Beispiel, weil er zeigt, dass der Staat eine einmal eingeführte Regel immer mehr ausweitet. Erst für Motorradfahrer, nun vielleicht für Radler auf Elektrorädern.

Keine Frage: Helme sind sinnvoll, sie können bei einem Unfall schwere Kopfverletzungen vermeiden. Aber es ist eine Zwangsfürsorge, die der Staat da betreibt. Wie man sieht, bekommen die Deutschen das auch alleine hin. Fast jeder fünfte Radler trägt inzwischen Helm, sogar drei von vier Kindern. Für die Kontrolle bräuchte man übrigens mehr Polizisten die werden aber nun wirklich für wichtigere Dinge benötigt, etwa die Terrorbekämpfung.

Auch Fahrtüchtigkeitstests für Senioren am Steuer sind überflüssig. Viele Ältere sind extrem vorsichtig, Senioren sind unterdurchschnittlich für schwere Unfälle verantwortlich. Auch 30-Jährige brauchen vielleicht eine Brille, auch 20-Jährige müssen mal Medikamente nehmen und können nicht fahren. Dass sie alle dann das Auto stehen lassen, sollte der Staat seinen Bürgern einfach mal zutrauen.
Autor:
Marion Trimborn


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