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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
„Missachtung trifft Landwirte bis ins Herz″
Zwischenüberschrift:
Der Streit um die Landwirtschaft: Die Demonstrationen „Wir machen euch satt″ und „Wir haben es satt″
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Die Grüne Woche hat sich gewandelt: Von der Leistungsschau der Ernährungswirtschaft ist sie zum Basar der widerstreitenden Meinungen um die Zukunft der Branche geworden. Zwei Demos bringen diesen Streit heute auf die Straße: Die einen haben es satt, die anderen machen satt.

Berlin. Aktuell ist es ein Artikel aus dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel″, der die Bauern umtreibt. Vielen Tierhaltern scheint die Empathie für die Kreatur verloren gegangen zu sein″, steht da. Und: Landwirte betrachteten den Grund und Boden als ihr privates Ausbeutungsgebiet″. In der Quintessenz wirft die Autorin den Bauern vor, durch ihr Handeln das Überleben der Menschheit zu gefährden.

Die Branche mag in den vergangenen Jahren gelernt haben, kritischen Stimmen zumindest zuzuhören . Mit solcher Fundamentalkritik kann sie aber nach wie vor nicht umgehen. In den Internetforen der Bauern tobt der Agrarmob. Lügenpresse″ oder verklagen″ heißt es.

Nadine Henke ist Sauenhalterin und Tierärztin aus Bruchhausen-Vilsen im Landkreis Diepholz. Sie sagt: Die Missachtung trifft viele Familienbetriebe und die Menschen in der Landwirtschaft bis ins Herz.″ Bauern hätten das Gefühl, sie seien zum Spielball von Parteien und Nichtregierungsorganisationen geworden. Nur selten werden wir Landwirte in den Diskurs eingebunden. Unsere Kompetenz und unser Fachwissen sind nicht gefragt.″ Und die Kritik an der Branche sei streckenweise außer Kontrolle″.

Die Kritik bündelte sich in den vergangenen Jahren in der Demonstration Wir haben es satt″, die durch die Straßen von Berlin zog. Am Samstag ist es wieder so weit. Tausende Teilnehmer werden erwartet. Da läuft dann schon einmal der alternative Schweinemäster neben dem überzeugten Veganer, aber jeder für seine Sache. Es ist ein Potpourri der Agrarkritiker.

Es gehe gar nicht um den einzelnen Landwirt, sagt Demo-Organisator Jochen Fritz . Es soll vielmehr die Systemfrage gestellt werden: Müssen deutsche Bauern wirklich für den Export produzieren? Müssen Kühe immer mehr Milch geben oder Schweine immer schneller schlachtreif werden? Die Kritik ist sehr grundsätzlich und stellt infrage, was jahrzehntelang selbstverständlich war. Sie unterscheidet aber auch: in gute und in schlechte Landwirtschaft.

Genau das stört Bäuerin Henke, die von einem ideologischen Dauerstreit″ spricht, der viele Menschen verunsichere. Viel Falsches habe sich bei den Debatten um Glyphosat oder Massentierhaltung in den Köpfen festgesetzt. Es ist schwierig, hier sachlich und fachlich zu argumentieren″, sagt Henke. Und doch versucht sie es gemeinsam mit weiteren Mitstreitern. Ihr Anspruch: Wir möchten von der Gesellschaft akzeptiert werden für das, was wir tun nämlich gesunde Lebensmittel in ausreichender Menge zu bezahlbaren Preisen erzeugen.″ Der Anspruch manifestiert sich in dem Namen der Gegenaktion, die Henke gemeinsam mit dem emsländischen Landwirt Bernhard Barkmann und Marcus Holtkötter aus dem Münsterland organisiert: Wir machen euch satt.″

Dieses Jahr zum dritten Mal. Während die Agrarkritiker um Jochen Fritz durch Berlin ziehen, versammeln sich Landwirte um Henke vor dem Hauptbahnhof, um hier für ihre Sache zu werben. Aus allen Teilen Deutschlands kommen Bauern angereist. Parallel dazu finden republikweit regionale Veranstaltungen statt.

Der Streit um die Landwirtschaft ist zwar laut, er soll aber zivilisiert ablaufen. Demo-Organisator Fritz sagt, es werde vorher ganz genau geschaut, was für Banner bei Wir haben es satt″ mitlaufen. Die große Mehrheit der Demo-Teilnehmer lehnt nicht die Tierhaltung grundsätzlich ab und diffamiert keine Bauern.″

Bildtext:
Proteste gehören zu jeder Grünen Woche: Aktivisten wischen am Rande der Demonstration Wir haben es satt″ 2015 eine gülleähnliche Substanz vom Boden vor dem Bundeslandwirtschaftsministerium auf.

Foto:
dpa
Autor:
Dirk Fisser


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