User Online: 2 | Timeout: 12:07Uhr ⟳ | Ihre Anmerkungen | NUSO-Archiv | Info | Auswahl | Ende | AAA  Mobil →
NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Datensätze des Ergebnis
Suche: Auswahl zeigen
Treffer:1
Sortierungen:
Anfang der Liste Ende der Liste
1. 
(Korrektur)Anmerkung zu einem Zeitungsartikel per email Dieses Objekt in Ihre Merkliste aufnehmen (Cookies erlauben!)
Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Toleranz für Homosexuelle oft nur oberflächlich
Zwischenüberschrift:
„Gay in May″-Chef Marc Langer sieht Fortschritte, erlebt aber auch in Osnabrück schiefe Blicke und Pöbeleien
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
In Osnabrück hat sich die Akzeptanz gegenüber Homosexuellen verbessert, sagt Gay in May″-Chef Marc Langer. Händchenhalten in der Öffentlichkeit werde manchmal aber trotzdem noch mit Pöbeleien quittiert.

Osnabrück. Die große Mehrheit der Deutschen ist für die Homo-Ehe. Gleichzeitig wäre den meisten ein schwuler Sohn unangenehm: Zu dieser Erkenntnis ist jetzt eine Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes gekommen. Bei Fragen zur rechtlichen Gleichstellung zwischen homo- und heterosexuellen Paaren sind die Befragten damit der Politik weit voraus: Sie zeigen sich sehr tolerant, was die Ehe zwischen zwei Männern oder Frauen und das Adoptionsrecht für Schwule und Lesben angeht. 83 beziehungsweise 76 Prozent äußerten ihre Zustimmung.

Marc Langer, erster Vorsitzender des Osnabrücker Vereins Gay in May, sieht die eigenen Forderungen durch die Statistik bestätigt: Die Politik müsste endlich eine Gleichstellung zwischen Homo- und Heterosexuellen Paaren herstellen. Wir glauben, dass das dem heutigen Stand der Lebenswirklichkeit und Akzeptanz in der Bevölkerung entspricht.″

Die Einstellung der Deutschen ist laut Studie stark vom Kontext abhängig. So wäre ein homosexueller Kollege lediglich rund zwölf Prozent der Befragten unangenehm. Beim eigenen Sohn oder der eigenen Tochter sieht das anders aus: Sind die Kinder homosexuell, ist das für rund 40 Prozent der Befragten unangenehm.

Für Marc Langer sind die Zahlen wenig überraschend: Es ist ein zweischneidiges Schwert: Viele Menschen sind politisch korrekt und zeigen sich bei allgemeinen Fragen sehr offen. Aber in den Köpfen sieht es häufig noch anders aus. Das zeigen die Einzelfälle.″ Gleichzeitig weiß er, dass sich die Akzeptanz für Homosexuelle deutlich verbessert hat: Das Coming-out im Familienkreis ist nicht mehr so ein Problem wie früher. Im Gegensatz zu den Neunzigerjahren gibt es heute nur noch wenig Nachfrage nach Selbsthilfegruppen mit psychologischer Beratung.″ Anders sehe es dagegen im Job aus. Vor den Kollegen oder dem Chef würden nur wenige ihre Homosexualität offenlegen.

Auffällig ist, das lesbische Frauen bei der Befragung grundsätzlich um einige Prozentpunkte besser abschneiden als schwule Männer. Weniger Befragte finden homosexuelle Frauen unangenehm, offenbar werden sie besser akzeptiert.

Marc Langer hat dafür eine einfache Erklärung: Lesben sind in der Gesellschaft einfach nicht so sichtbar. Viele Frauen halten in der Öffentlichkeit Händchen oder geben sich Küsse. Es ist von außen oft nicht erkennbar, ob es einfach zwei Freundinnen sind oder ein lesbisches Pärchen.″ Für Schwule gelten andere Regeln. Es gibt einfach Dinge, die Männer nicht tun. Dahinter steckt ein klischeebehaftetes Männlichkeitsbild.″

Gleichzeitig sind die Befragten auch kritischer, wenn es um die sichtbare Zuneigung von Homosexuellen in der Öffentlichkeit geht. Sie wurden beispielsweise aufgefordert, zu öffentlichen Küssen zwischen zwei Männern Stellung zu nehmen. Rund 40 Prozent beschrieben so ein Bild als unangenehm bei einem heterosexuellen Paar waren es nur rund zehn Prozent.

Auch Schwule und Lesben in Osnabrück spürten das und gingen deshalb in der Öffentlichkeit anders mit ihrem Partner um als zu Hause, sagt Langer. Ich kenne nur wenige schwule Pärchen, die offensiv Händchen halten. In Großstädten wie Köln ist das anders, aber hier in der Provinz merkt man schon, dass es den Passanten bitter aufstößt.″ Schiefe Blicke sind nur die harmloseste Reaktion: Auch Pöbeleien gegen Homosexuelle kommen in Osnabrück vor, sagt Langer.

Bildtext:
Händchenhalten in der Großen Straße laut Gay in May″-Chef Marc Langer vermeiden viele Schwule diese Geste, da sie ansonsten nach wie vor schiefe Blicke ernten.

Foto:
Jörn Martens
Autor:
Louisa Riepe


Anfang der Liste Ende der Liste