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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Limberg-Kaserne für Gewerbe und Freizeit
 
Stadt will Kaserne am Limberg kaufen
Zwischenüberschrift:
Ausschuss stellt die Weichen: 70 Hektar für Gewerbe, Sport und Freizeit
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Die Stadt stellt die Weichen für die größte der ehemals britischen Kasernenflächen. Das 70 Hektar große Areal am Limberg soll für Gewerbe, Sport und Freizeit genutzt werden. Mit dem Bund wird ein Kaufvertrag ausgehandelt.

Die Stadt Osnabrück will das Gelände der Kaserne am Limberg kaufen. Dabei kann sie zwar auf einen günstigen Quadratmeterpreis hoffen, muss aber Millionen für Abbruch-, Sanierungs- und Erschließungsarbeiten einkalkulieren.

Osnabrück. Das 70 Hektar große Areal an der Vehrter Landstraße ist das flächenmäßig größte Projekt, das sich die Stadt Osnabrück in ihrem Konversionsprogramm vorgenommen hat. Acht Jahre nach dem Abzug der Briten werden jetzt die Weichen für die künftige Nutzung gestellt. Bislang galt das Militärgelände als Sonderbaufläche″, und der martialische Zaun erweckt noch immer den Eindruck, dass innerhalb dieser Zone andere Gesetze gelten als außerhalb.

Zwei Kreisverkehre

Mit diesem Sonderstatus wird wohl bald Schluss sein. Die Stadt will den nördlichen Teil der Kaserne in ein Gewerbegebiet verwandeln, den südlichen in ein Paradies für Freizeit und Sport. Großzügige Grünbereiche sollen das neue Stadtquartier einrahmen, und in den Plänen ist eine neue Erschließungsachse vorgesehen, die mit jeweils einem Kreisverkehr an die Vehrter Landstraße und den Ickerweg angebunden wird.

So steht es im Entwurf für den Bebauungsplan Nr. 578, der in den nächsten Wochen in die Bürgerbeteiligung gehen soll. Noch vor den Sommerferien wollen die Planer das Verfahren abschließen, um einen baldigen Start der Erschließungsarbeiten zu ermöglichen.

Die meisten Hinterlassenschaften der Briten sind für den Abriss bestimmt. Zu den 167 Gebäuden gehören aber auch eine Sanitätsstation, eine moderne Mannschaftsküche mit Speisesaal und eine Sporthalle, die sich ebenso wie das Kunstrasen-Hockeyfeld exzellent für eine Nachnutzung anbieten. Einige Teilflächen wie das ehemalige Krankenhaus für die Kindertagesstätte (0, 5 ha), eine Waldfläche im Osten (8, 8 ha) und der lang gestreckte Grünzug (5, 3 ha) im Westen der Kaserne gehören inzwischen der Stadt.

Altlasten und Beton

Mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) hat sich die Stadt verständigt, den Kaufpreis für die verbliebenen 55, 8 Hektar auf der Basis eines Wertgutachtens zu zahlen. Zuvor sollen die erwarteten Altlasten aber noch genauer erkundet werden, wie Bima-Pressesprecher Stefan Güsloff mitteilt.

Als Kontaminationsschwerpunkte gelten die Flächen unterhalb der Tankstellen und Fahrzeuggaragen, die teilweise überbaut sind. An einem Tontauben-Schießstand wurden giftige Antimon-Konzentrationen festgestellt, die auf die Verwendung bleihaltiger Munition zurückzuführen sind. Es handle sich jedoch nur um einen kleinräumigen Schaden″, heißt es dazu in der Vorlage für den Ausschuss.

Filleps schwarze Null

Aufwendiger dürfte die Beseitigung der massiven Bauwerke sein, die vor Jahrzehnten für die Panzer der britischen Streitkräfte errichtet wurden. Das kostet mindestens fünf Millionen Euro, den Beton wegzumachen″, sagt Stadtkämmerer Thomas Fillep. Sein Anliegen ist es, das Limberg-Projekt mit einer schwarzen Null″ abzuschließen. Dabei räumt er ein, dass für die Stadt noch erhebliche Risiken bestünden.

Platz für Bundesbehörde?

Insider rechnen mit mehr als 20 Millionen Euro für die Abbruch- und Erschließungsarbeiten. Vor diesem Hintergrund wird erwartet, dass die Stadt für die knapp 56 Hektar große Fläche einen eher symbolischen Grundstückspreis zu entrichten hat, der deutlich unter einer Million Euro liegen wird.

Auf Betreiben der Bima soll für eine 2, 3 Hektar große Fläche an der Vehrter Landstraße eine auf sieben Jahre befristete Rückkaufsklausel in den Vertrag aufgenommen werden. Zurzeit werde geprüft, ob ein Teilbereich der Liegenschaft für Zwecke des Bundes verwendet werden soll″, erklärte Bima-Pressesprecher Stefan Güsloff auf Anfrage. Um welche Behörde es dabei geht, wollte er mit Rücksicht auf die noch laufenden Gespräche mit potenziellen Bedarfsträgern″ nicht mitteilen: Aufgrund der Art und Lage der Liegenschaft kommt dieser Teilbereich grundsätzlich für mehrere Bundesdienststellen in Betracht″.

Stadtentwicklung unter der Lupe: Was sich in Osnabrück sonst noch tut, lesen Sie unter www.noz.de/ os

Bildtext:
Ein Militärgelände wird wachgeküsst: Die Kaserne am Limberg soll für Gewerbe, Sport und Freizeit hergerichtet werden. Das Foto zeigt die Heizzentrale mit dem markanten Schlot.

Foto:
David Ebener, Gert Westdörp

Kommentar:

Und nun zurück zum Flächenfraß?

Danke, Großbritannien! Der Abzug der Streitkräfte hat die Stadtentwicklung beflügelt. Osnabrück ist gewachsen um 160 Hektar ehemals verbotene Zone und um mehrere Tausend Einwohner, die auf den Kasernenflächen eine Arbeit oder eine Wohnung fanden. Ein paar Jahre kann die Stadt noch davon zehren. Aber was kommt dann die Rückkehr zum Flächenfraß?

Fast vergessen scheint heute, dass Osnabrück vor dem Briten-Abzug massive Probleme hatte, neue Wohn- und Gewerbegebiete auszuweisen. Und es deutet einiges darauf hin, dass demnächst wieder Konflikte wie der vom Burenkamp ins Haus stehen könnten. Sechs bis sieben Hektar Gewerbefläche vermarkten die Wirtschaftsförderer jedes Jahr. Um den individuellen Wünschen der Betriebe entgegenzukommen, wollen sie stets 30 bis 35 Hektar in Reserve halten. Angesichts der engen Stadtgrenzen von 1972, die ja niemand ernsthaft antasten will, klingt das illusorisch. Oder bedrohlich. Denn weitermachen wie bisher würde bedeuten, eines Tages auch die letzten ökologisch bedeutsamen Randzonen und die grünen Finger zu opfern.

Die Alternative kann nur sein, die Stadt nach innen zu entwickeln, konsequent auf Flächenrecycling und Leerstandsmanagement zu setzen, geizig zu sein mit jedem verbliebenen Quadratmeter und immer ganz genau hinzuschauen. Das fällt schwer in einer Zeit, in der neue Arbeitsplätze und neue Wohnungen vorrangiges Ziel der Stadtentwicklung sind. Aber es führt kein Weg daran vorbei.
Autor:
rll


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