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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Vor kommunaler Zerreißprobe
Zwischenüberschrift:
Verwaltungsvorstand Wolfgang Beckermann blickt auf 2017
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Was bringt 2017 für die Fachbereiche Soziales, Kultur und Schule? Wolfgang Beckermann ist der neue Verwaltungsvorstand für diese Bereiche. Er muss sich der Herausforderung stellen, an vielen Stellen den Spagat zwischen wünschenswert und machbar zu turnen.

Osnabrück. Wolfgang Beckermanns Blick geht vom Balkon des Stadthauses Richtung Dom und Marienkirche. Das ist schön″, sagt er über seine neue Heimat und meint damit wohl auch sein Büro im Rathaus. Von hier aus soll der frisch ins Amt eingeführte Beckermann die Geschicke der Fachbereiche Schule/ Sport, Soziales/ Gesundheit, Kinder/ Jugendliche/ Familien und Kultur lenken. Er übernimmt den Job von Rita Maria Rzyski, die sich vor über einem Jahr Richtung Landeshauptstadt Hannover verabschiedet hat. Zwar reklamiert Beckermann für sich noch eine Einarbeitungsfrist, etliche Hausaufgaben hat er aber in seiner kurzen Zeit im Rathaus offensichtlich schon gemacht. Seinen Ausblick auf das noch junge Jahr startet er mit einem Lob: Osnabrück habe mit der Definition seiner strategischen Ziele eine gute Grundlage für die kommunale Arbeit geschaffen. Nun gelte es auch für ihn, diese Vorgaben mit Inhalt zu füllen.

Grundsätzliches schiebt Beckermann vorweg. Osnabrück steht, wie viele andere Städte auch, vor einer kommunalen Zerreißprobe.″ Der Haushalt müsse konsolidiert werden, und das letztlich bei einer finanziellen Unterversorgung. Gleichzeitig stehe die Stadt in Konkurrenz zu anderen Kommunen, weshalb es darum gehe, die kulturelle Vielfalt und gute Infrastruktur zu sichern. Stellschrauben, an denen Rat und Verwaltung drehen könnten, seien die Ausweisung von Gewerbegebieten und vor allem die Schaffung bezahlbaren Wohnraums.

Mit Blick auf die in nächster Zukunft anstehenden Aufgaben wird Beckermann dann beim Blick über die Dächer der Stadt konkret. Wir müssen sehen, dass wir mit dem Integrationskonzept schnell vorankommen. Das Engagement hier in Osnabrück für die Flüchtlinge ist enorm. Ich glaube aber, dass wir an einem kritischen Punkt angelangt sind″, sagt Beckermann. Hass und Ausgrenzung hätten in der Friedensstadt keinen Platz gefunden, nun wo der große Druck durch steten Nachzug zunächst einmal weg sei gelte es, die Nachhaltigkeit der Integrationsarbeit zu stärken. Dazu werde vor allem der Übergang in dauerhafte Unterkünfte mithin die Schaffung von günstigem Wohnraum benötigt.

Vom Thema Flüchtlinge wechselt Beckermann zur Ganztagsbetreuung. Hier erfüllen wir die Bedarfe noch nicht.″ Die Chancengleichheit für Männer und Frauen könne nur sichergestellt werden, wenn die Ganztagsbetreuung nicht bei der Einschulung aufhöre. Das ist eine Aufgabe, die wir zeitnah angehen müssen.″ Und für die Betreuung in den Kindergärten müsse eine Regelung gefunden werden, die konsensfähig″ ist. Einkommensabhängige Elternbeiträge sind hier ein Schlüssel, um die Kosten chancen- und bildungsgerecht zu verteilen.

Am Thema Schule″ zeigt sich für Osnabrücks neuen Verwaltungsvorstand deutlich das Problem der kommunalen Zerreißprobe″. Ohne Zweifel sei eine positive räumliche Umgebung wichtig für den Lernerfolg. Aber wir dürfen den Leuten da nichts vormachen″, spricht Beckermann Klartext. Ihm sei bewusst, dass es an den Osnabrücker Schulen einen Renovierungsstau gebe. Er werde gemeinsam mit dem Fachbereich Immobilien vor allem jene Schulen besuchen, an denen der größte Handlungsbedarf bestehe. Da sehe ich mich unbedingt verpflichtet.″ Beckermann hat sich schon mal raussuchen lassen, welche Schulen in den kommenden Jahren renoviert werden, und sieht unter dem Strich einen zweistelligen Millionenbetrag. Das findet er schon ganz anständig, aber ob das genügt? Da ist sie wieder, die Zerreißprobe. Als die Sprache auf das Thema technische Ausstattung″ kommt, stutzt der Verwaltungsvorstand, als er hört, dass zum Beispiel nicht alle Klassenräume über Beamer verfügen. IT-Ausstattung?″, schreibt er auf einen Zettel und sieht dabei nicht so aus, als wenn er das Papier im Büro sofort in die Rundablage, sprich den Papierkorb, befördern wolle.

Und wo wir gerade schon beim Renovieren sind. Da war doch noch was? Das Theater bedarf ebenfalls des Handwerkereinsatzes in großem Umfang. Millionenbeträge stehen zur Disposition. Wir müssen sehen, ob es hier Möglichkeiten des wirtschaftlichen Handelns gibt″, fragt Beckermann ein wenig verklausuliert und ergänzt, dass er sich auch damit beschäftigen müsse, was verbessert werden könne. Er wisse aber schon, dass die Theaterleitung darauf brenne″, sich neu aufzustellen. Wir brauchen nicht weniger, sondern mehr Kultur″, sagt Beckermann, der in den nächsten Monaten″ eine neue Kulturstrategie erstellen möchte. Dabei gehe es nicht um die reine Masse, sondern auch um Qualität. Wir wissen, dass wir letztlich mehr tun müssen, sind aber durch die Finanzen gehemmt.″ Da ist sie wieder, die kommunale Zerreißprobe″. Wolfgang Beckermann will sich ihr entgegenstemmen, daran lässt er beim Blick auf 2017 und darüber hinaus keinen Zweifel aufkommen.

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Bildtext:
Neue Aufgabe, neuer Ausblick: Verwaltungsvorstand Wolfgang Beckermann genießt vom Stadthaus den Blick über Osnabrück.

Foto:
Jörn Martens
Autor:
Dietmar Kröger


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