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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Aufregung um Weststraße und neue Häuser
Zwischenüberschrift:
Anwohner nehmen Pläne für den Finkenhügel mit Skepsis auf – Bauland soll nur 20 Euro gekostet haben
Artikel:
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Originaltext:
Die einen wollen die Westumgehung stoppen, die anderen fordern sie. Die einen sorgen sich um ihren Blick ins Grüne, die anderen hoffen auf einen Bauplatz. Strittig ist aber auch, wie gebaut werden soll. Kontrovers ging es zu, als die Stadt ihre Bebauungspläne für den Finkenhügel vorstellte.

Osnabrück. Zwischen dem Klinikum und der Wohnsiedlung am Westerberg will die Stadt Bauland machen. Ursprünglich waren die Flächen für eine vierspurige Westumgehung vorgesehen. In den Plänen der Stadt soll jetzt noch eine zweispurige Trasse als Option für die Zukunft bleiben. Die beiden Bebauungspläne Nr. 616 und 617 standen im Mittelpunkt einer Infoveranstaltung des Fachbereichs Städtebau in der Hochschule, an der knapp 100 Interessierte teilnahmen.

Obwohl es Franz Schürings und Dirk Bielefeld vom Fachbereich Städtebau vornehmlich um die geplante Wohnbebauung ging, wurden sie immer wieder auf die umstrittene Westumgehung angesprochen. Dabei richtete sich die Aufmerksamkeit auf die Straße Am Finkenhügel″, die jetzt als Zufahrt zum Klinikum dient, in Zukunft aber auch die neuen Wohngebiete erschließen soll. Derzeit unterbindet eine Schranke an ihrem nördlichen Ende die Durchfahrt von Autos. Diese Schranke müsse auch in Zukunft bleiben, meinte eine Anwohnerin.

Doch dafür wollte Stadtplaner Schürings keine Bestandsgarantie abgeben. Mit diesem Thema werde sich der Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt auseinandersetzen, kündigte er an. Es sei auch völlig offen, ob der Abschnitt dann möglicherweise für Lkw freigegeben werde, antwortete er auf eine entsprechende Frage.

Diese Aussicht ließ die Gegner der Westumgehung unruhig werden. Einer von ihnen nannte es sinngemäß einen Verrat an den Bürgern, dass die Stadt die Trasse nicht aus dem Flächennutzungsplan streichen will. Schließlich habe bei der Bürgerbefragung im Mai 2014 eine Mehrheit gegen diese Straße gestimmt. Anwohner aus den Wohngebieten an der Händel- und Gluckstraße hielten dagegen. Die Stadt dürfe sich diese Möglichkeit nicht verbauen, argumentierten sie.

Auch vom ruhenden Verkehr erwarten viele Anwohner nichts Gutes. Schon jetzt werde man an der Wilhelmstraße vom Türenschlagen wild parkender Klinikmitarbeiter und - besucher geweckt, meinte ein Anwohner und äußerte die Sorge, dass solche Belästigungen mit dem Bau neuer Häuser noch zunehmen würden. Die beiden Stadtplaner machten dagegen deutlich, dass sowohl auf den privaten Grundstücken als auch beim Klinikum für genug Stellplätze gesorgt werden müsse. Im Übrigen setze die Stadt auf die gute Erreichbarkeit und darauf, dass möglichst viele Autofahrten überflüssig würden.

100 bis 150 Wohnungen sollen nach den derzeitigen Entwürfen im Plangebiet entstehen. Die neue Siedlung biete den Vorteil, dass die bestehende Infrastruktur mitgenutzt werden könne, meinte Fachbereichsleiter Schürings. Doch da gab es Widerspruch. Geschäfte für die Nahversorgung fehlten, wurde ihm entgegengehalten, und Kindergartenplätze im Umfeld seien schon jetzt knapp. Mit der Folge, dass die Eltern aus dem neuen Wohngebiet ihre Kinder mit dem Auto durch die halbe Stadt fahren würden, wie eine Anwohnerin anmerkte.

Aufregung gab es auch um die angepeilte Bauweise. Dreieinhalb Geschosse im südlichen Bereich, zweieinhalb im Norden das empfanden einige Teilnehmer als unpassend. Stadtplaner Schürings machte deutlich, dass sich die Stadt angesichts des Wohnraummangels gegen das klassische Einfamilienhaus und für eine verdichtete Bauweise entschieden habe. Auch an der Gestaltung gab es Kritik, nachdem die Planer Fotos vom Baugebiet Mittewest gezeigt hatten. Wollen Sie das ganze Gebiet mit diesen fantasievollen Würfeln zupflastern?″, fragte Elisabeth Michel vom Bürgerverein Nordwest sarkastisch. Es gab aber auch Zustimmung.

Grundlegende Bedenken an der Planung machte ein Anwalt geltend, der sich als Rechtsbeistand von Eigentümern im Plangebiet vorstellte. Die Stadt habe seinen Mandanten die Flächen vor Jahrzehnten für 40 Mark (20 Euro) pro qm abgekauft. Als Bauland sei der Quadratmeter heute aber mehr als 400 Euro wert. Deshalb hätten die früheren Eigentümer einen Anspruch auf Rückübertragung. Fachbereichsleiter Schürings ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Auch dieses Thema gehöre zu den vielen Fragen, die im weiteren Verfahren beantwortet werden müssten, meinte er.

Alles, was die Stadt plant, lesen Sie im Internet auf noz.de

Bildtext:
100 bis 150 Wohnungen sollen nach dem Willen der Stadt auf diesen Flächen am Finkenhügel entstehen.

Foto:
David Ebener

Kommentar:

Sachzwang

Die Westumgehung ist schon da! Jedenfalls auf dem südlichen Abschnitt. Wenn die Stadt die Schranke am Klinikum öffnet, gibt es kein Halten mehr. Dass sich CDU und SPD ein Hintertürchen für die heiß umkämpfte Straße offen lassen wollen, ist ja schon in den vergangenen Monaten deutlich geworden. In der Bürgerbeteiligung deutet sich jetzt an, dass die Weststraßenfraktion offensichtlich auf eine Salamitaktik setzt.

Nach der Abstimmung im Mai 2014 war die Straße für kurze Zeit vom Tisch. Aber mit dem Zubringer zum Wohn- und Wissenschaftspark entsteht im Norden ein erstes Teilstück, und nun lässt sich die Erschließungsstraße am Klinikum zum zweiten Baustein umfunktionieren.

Auf diese Weise könnte die Stadt ziemlich geräuschlos den größten Teil der Westumgehung realisieren. Und wenn der Verkehr erst rollt, entsteht ein Sachzwang, auch den mittleren Abschnitt zu bauen. So kann man natürlich Politik machen. Aber dabei geht viel Vertrauen verloren.
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert


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