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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
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Überschrift:
Debatte um Diesel neu entflammt
Zwischenüberschrift:
Dudenhöffer: Steuern rauf
Artikel:
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Originaltext:
Etliche der modernsten Diesel-Pkw stoßen laut einer Analyse des Forscherverbunds ICCT mehr als doppelt so viel giftige Stickoxide (NOx) aus wie neue Lastwagen oder Busse. Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer fordert Konsequenzen.

Osnabrück/ Berlin. ICCT-Forscher haben nach eigenen Angaben Messdaten von 24 Bussen und Lastwagen der Schadstoffnorm Euro VI mit Testergebnissen für Diesel-Pkw verglichen. Dabei nutzten sie Daten des Kraftfahrtbundesamts (KBA) und des Technischen Forschungszentrums Finnland. Demnach stießen die Lkw und Busse im Schnitt 210 Milligramm Stickoxide (NOx) pro Kilometer aus. Bei den Dieselautos mit Euro-6-Norm waren es 500 Milligramm.

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) forderte als Konsequenz strengere Tests für die Autos. Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter plädierte für einen Ausstieg aus der Dieseltechnologie.

Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer verlangte, die Steuerbegünstigung für Dieseltreibstoff endlich zu streichen. Er kritisierte im Gespräch mit unserer Zeitung: In Deutschland wird mit Steuermitteln die Gesundheit der Bevölkerung gefährdet. Das muss endlich aufhören. Die Energiesteuer auf Diesel muss deutlich angehoben werden. Der Staat hat durch die niedrige Besteuerung völlig falsche Kaufanreize gegeben.″

Nach Dudenhöffers Worten ist seit Langem bekannt, dass selbst neueste Euro-6-Diesel-Pkw in ihrem Stickoxid-Ausstoß weit abseits der theoretischen Grenzwerte liegen. Das weiß die Kanzlerin genau so gut wie der Bundesverkehrsminister und die EU-Kommission. Trotzdem akzeptiert man seit mehr als fünf Jahren zu hohe und gesundheitsgefährdende Stickoxid-Werte in deutschen Großstädten. Trotzdem genießt Dieselkraftstoff einen Steuervorteil von 18 Cent pro Liter, und die Bundesregierung fördert damit kurioserweise den Verkauf von Diesel-Pkw.″

Jens Gieseke, Berichterstatter im Abgas-Untersuchungsausschuss des Europaparlaments, forderte gegenüber unserer Redaktion: Die Messungen im realen Betrieb müssen jetzt zügig kommen. Und die Hersteller müssen jetzt offensiv zeigen, dass sie die Grenzwerte einhalten können und wollen.″ Die Arbeit im Abgas-Untersuchungsausschuss hat nach den Worten des CDU-Abgeordneten gezeigt, dass mit moderner Dieseltechnologie Grenzwerte künftig auch im Realbetrieb eingehalten werden können.

Skandal um Diesel-Schadstoffe: Mehr dazu auf noz.de / wirtschaft

Kommentar:

Böse Überraschung

Kaum zu glauben, aber wahr: Beim Vergleich moderner Diesel-Pkw mit der neuesten Generation von Diesel-Lkw schneiden nicht etwa die kleinen Wagen besser ab, sondern die dicken Brummis jedenfalls dann, wenn man den Stickoxid-Ausstoß betrachtet. Erneut zeigt sich: Beim Thema Diesel ist man vor keiner bösen Überraschung sicher.

Seit Jahren geht das schon so, ohne dass sich grundlegend etwas ändert. Ein Beispiel. Bei Lastwagen wird der Schadstoffausstoß schon seit 2013 auch mit mobilen Messegeräten gemessen, also im realen Fahrbetrieb. Für Pkw ist das erst ab September vorgesehen. Und so bleibt es vorerst bei unrealistischen Prüfstandtests. Kurzum: Die Verbraucher werden weiter für dumm verkauft, weil sich die Politik nicht traut, sich mit der mächtigen Autolobby anzulegen.

Die Diesel-Technologie grundsätzlich zu verteufeln hat keinen Sinn. Solange die Elektromobilität in den Kinderschuhen steckt, werden weiter Verbrennungsmotoren benötigt. Zudem verbraucht ein Diesel etwas weniger Treibstoff als ein Benziner, stößt mithin weniger klimaschädliches CO2 aus. Voraussetzung für weitere Neuzulassungen von Selbstzündern muss allerdings sein, dass alle Grenzwerte eingehalten werden. Produzenten und Politiker müssen da endlich ihren Job machen oder gehen.
Autor:
Dirk Fisser, David Hausfeld, Uwe Westdörp


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