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1.
Erscheinungsdatum:
31.12.2016
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Bagatellfälle verstopfen die Notaufnahme
Das System ist krank
Zwischenüberschrift:
Überfüllte Notaufnahmen in Osnabrück – Hohe Belastung für Klinikum und MHO
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Zwölf
Ärzte,
42
Schwestern
und
Pfleger,
zehn
Auszubildende
und
Praktikanten,
drei
Schichten:
Das
sind
die
nackten
Daten
für
das
Notaufnahmezentrum
des
Klinikums
Osnabrück.
Ein
Besuch
zeigt,
unter
welchem
Druck
die
Helfer
arbeiten
müssen.
Er
zeigt
aber
auch
einen
Fehler
im
System
auf:
Immer
mehr
Bagatellfälle
erschweren
die
adäquate
Behandlung
der
wirklichen
Fälle.
Nur
knapp
die
Hälfte
der
Patienten
sei
tatsächlich
auf
eine
Notfallversorgung
angewiesen,
sagt
Dr.
Mathias
Denter,
der
ärztliche
Leiter
des
Zentrums.
Bagatell-
Krankheiten
verstopfen
zunehmend
die
deutschen
Notaufnahmen.
Patienten
kommen
mit
Zahnschmerzen,
leichtem
Husten
oder
Blasen
an
den
Füßen
in
die
Ambulanzen.
Ein
Besuch
im
Notaufnahmezentrum
des
Osnabrücker
Klinikums
zeigt:
Das
Problem
ist
akut,
das
Gesundheitssystem
krank,
und
ein
Allheilmittel
ist
nicht
in
Sicht.
Osnabrück.
„
Was
ist
passiert?
Wo
bin
ich?
″,
will
die
Patientin
von
Schwester
Angelika
wissen.
„
Sie
sind
in
der
Notaufnahme″,
antwortet
diese
mit
ruhiger
Stimme.
Die
zierliche
Pflegerin
hält
die
Hand
der
Dame
mittleren
Alters,
redet
ihr
gut
zu
und
bereitet
sie
auf
die
Blutentnahme
vor.
Noch
vor
wenigen
Augenblicken
lag
die
Patientin
auf
einer
Trage
im
Rettungswagen.
Bei
der
Arbeit
habe
sie
über
„
Druck
im
Kopf″
geklagt,
sei
daraufhin
umgekippt.
Ab
diesem
Moment
hat
sie
keine
Erinnerungen
mehr.
Die
Kollegen
wählten
die
112.
Jetzt
hängt
die
Frau
am
Tropf.
Eine
Neurologin
ist
auf
dem
Weg.
Schwester
Angelikas
Worte
dringen
nicht
zur
Frau
durch.
Sie
wirkt
orientierungslos.
„
Wie
spät
ist
es?
″,
will
sie
wissen.
Eine
Frage,
auf
die
Angelika
selbst
gern
eine
Antwort
hätte.
Für
die
Pflegekräfte
und
Ärzte
verfliegt
die
Zeit
in
der
Notaufnahme.
Die
Frau
ist
bereits
die
87.
Patientin
an
diesem
Mittwoch.
Es
ist
11.37
Uhr,
als
die
Neurologin
das
Behandlungszimmer
betritt.
„
Kurzzeitiger
Gedächtnisverlust,
vielleicht
ein
Schlaganfall″,
sagt
Schwester
Angelika.
Sie
streift
sich
die
Handschuhe
ab,
übergibt
die
Frau
in
die
Obhut
der
Fachärzte.
Die
Behandlung
der
Frau
ist
Routine
für
das
Team
von
Dr.
Mathias
Denter,
dem
ärztlichen
Leiter
des
Notaufnahmezentrums
im
Osnabrücker
Klinikum.
Zwölf
Ärzte,
42
Schwestern
und
Pfleger
sowie
zehn
Auszubildende
und
Praktikanten
kümmern
sich
in
drei
Schichten
um
die
Patienten.
365
Tage
im
Jahr,
24
Stunden
lang.
Logistisch
ist
das
eine
Meisterleistung,
denn
Fehler
entscheiden
im
Zweifel
über
Leben
und
Tod.
Ärgerlich
sind
dann
Patienten,
die
die
Notaufnahme
mit
Bagatellfällen
belegen.
„
Vor
drei
Wochen
kam
eine
Mutter
mit
ihrer
Tochter
zu
uns.
Das
Kind
hatte
neue
Schuhe
und
sich
eine
Blase
gelaufen″,
sagt
Denter
und
schüttelt
den
Kopf.
„
Wir
haben
die
Familie
zur
Drogerie
geschickt,
damit
sie
sich
dort
Blasenpflaster
kaufen.″
Ein
anderer
Patient
sei
mit
Zahnschmerzen
gekommen.
Ihm
halfen
einfache
Schmerzmittel.
Es
sind
Bagatellfälle
wie
diese,
die
die
Arbeit
in
der
Notaufnahme
erschweren
–
und
diese
nehmen
seit
Jahren
zu.
Durchschnittlich
kämen
aktuell
etwa
150
Patienten
pro
Tag
ins
Notaufnahmezentrum.
Nur
knapp
die
Hälfte
sei
tatsächlich
auf
eine
Notfallversorgung
angewiesen.
„
Der
Rest
verlässt
das
Krankenhaus
zu
Fuß″,
sagt
Denter.
Jannis
aus
Mackenstedt
etwa
sitzt
in
einem
Behandlungsraum.
Er
schildert
Denter
seine
Symptome:
„
Ich
sehe
Doppelbilder
und
war
bereits
beim
Hausarzt.
Der
hat
jedoch
keine
Ursache
gefunden″,
sagt
der
21-
Jährige.
Sein
Hausarzt
verwies
ihn
an
einen
Neurologen.
„
Einen
Termin
bekomme
ich
da
erst
in
acht
Wochen″,
sagt
Mackenstedt.
Weil
der
junge
Mann
aber
kurz
vor
seinem
Fachabi
steht,
will
er
eine
schnelle
Klärung.
Denter
hat
Verständnis,
ärgert
sich
aber,
dass
der
21-
Jährige
nichts
von
der
Terminvergabestelle
der
Kassenärztlichen
Vereinigung
Niedersachsen
weiß
oder
von
seinem
Hausarzt
dahingehend
belehrt
wurde.
Seit
Januar
2016
werden
bei
der
Vergabestelle
Facharzttermine
vermittelt,
und
zwar
innerhalb
von
vier
Wochen.
„
Für
die
Bevölkerung
scheint
klar:
Ich
brauche
Monate,
um
bei
Fachärzten
eine
Leistung
zu
bekommen,
die
ich
in
der
Notaufnahme
innerhalb
von
einem
Tag
erhalte″,
sagt
Denter.
Die
Hemmschwelle
für
Bürger,
in
die
Notaufnahme
zu
gehen,
sei
geringer
geworden.
Weil
die
Patientenzahlen
seit
Jahren
steigen,
erhöhen
sich
die
Anforderungen
an
die
Belegschaft.
„
Das
ist
nur
im
Team
zu
bewältigen″,
sagt
der
58-
jährige
Notaufnahmeleiter.
„
Bis
zum
Rentenalter
kann
man
das
nicht
machen.″
Das
Team
ist
das
eine,
eine
organisierte
Arbeitsstruktur
das
andere.
Im
Notaufnahmezentrum
werden
die
Patienten,
egal
ob
sie
mit
dem
Krankenwagen
oder
zu
Fuß
kommen,
triagiert.
Das
sogenannte
Manchester-
Triage-
System
ist
ein
Verfahren,
das
zur
Einschätzung
der
Behandlungsdringlichkeit
dient.
Bei
einem
Notfall
werden
Kranke
sofort
behandelt,
bei
nicht
dringenden
Erkrankungen
rutschen
sie
in
der
Prioritätenliste
nach
unten
und
müssen
im
Wartezimmer
Platz
nehmen.
Speziell
ausgebildete
Pflegekräfte
wie
Gunilla
Mutert
führen
die
Befragungen
durch.
Sie
empfängt
die
Patienten
in
der
Aufnahmestation.
„
Meine
Aufgabe
ist
unter
anderem,
die
Vitalzeichen
zu
prüfen″,
sagt
die
gelernte
Krankenschwester.
Wie
bei
Brigitte
Dudek
aus
Osnabrück.
Die
60-
Jährige
hat
Multiple
Sklerose
und
sitzt
im
Rollstuhl.
„
Seit
vier
Tagen
habe
ich
Schmerzen
in
der
Leiste″,
sagt
sie.
Weil
sie
bereits
eine
Thrombose
hatte,
wollte
sie
ihr
Bein
mit
dem
Ultraschall
untersuchen
lassen.
Das
kann
aber
nur
ein
Gefäßchirurg.
Während
Dudek
ihre
Krankengeschichte
darlegt,
überprüft
Mutert
ihren
Blutdruck.
Routiniert
führt
sie
die
Anamnese,
die
systematische
medizinische
Befragung,
der
Frau
durch.
Mutert
strahlt
dabei
Ruhe
aus
und
nimmt
den
Patienten
durch
ihre
offene
Art
die
Nervosität.
Eine
fachgerechte
Ersteinschätzung
sei
wichtig.
„
So
erkennen
wir
sofort,
ob
lebensbedrohliche
Erkrankungen
vorliegen,
und
können
schnell
handeln.″
Oft
entscheide
dabei
das
Bauchgefühl.
„
Erst
gestern
noch
haben
wir
so
bei
einem
Mann
einen
Hirntumor
entdeckt″,
sagt
Mutert.
Zusätzlich
verbessert
Ivena,
der
interdisziplinäre
Versorgungsnachweis,
die
Zusammenarbeit
zwischen
Rettungsdienst
und
Kliniken.
Den
betroffenen
Patienten
wird
dadurch
schnellstmöglich
das
passende
Krankenhaus
zugewiesen.
Außerdem
sehen
die
Kliniken
sofort
im
System,
wann
wer
mit
welcher
Diagnose
eingeliefert
wird.
Ivena
gibt
es
in
nahezu
allen
niedersächsischen
Krankenhäusern
–
auch
im
Marienhospital.
Dessen
ärztlicher
Leiter
der
Notfallmedizin,
Dr.
Ralf
Siepe,
sagt:
„
Das
System
hat
sich
bewährt.″
Das
MHO
arbeitet
zudem
eng
mit
der
Notdienstambulanz
zusammen,
die
nur
wenige
Meter
vom
Krankenhaus
entfernt
ist.
Trotz
der
vielen
Maßnahmen
zur
idealen
Patientenversorgung
sieht
Siepe
noch
viele
Probleme.
„
Jedes
Jahr
kommen
bis
zu
acht
Prozent
mehr
Menschen
in
die
Notaufnahmen.″
Dabei
sei
jeder
ambulante
Fall
ein
Minusgeschäft
von
90
Euro.
Nur
die
stationäre
Aufnahme
würde
sich
lohnen.
Schuld
daran
sei
das
starre
Abrechnungssystem
der
Krankenkassen.
Außerdem
gebe
es
zu
wenig
niedergelassene
Ärzte
in
den
kassenärztlichen
Vereinigungen
(KV)
.
Das
führe
zu
langen
Wartezeiten
für
Termine,
und
„
die
Patienten
suchen
dann
den
Ausweg
über
die
Notaufnahme″,
sagt
Siepe.
KV-
Sprecher
Dr.
Uwe
Lankenfeld
wünscht
sich,
dass
die
Kliniken
die
Patienten
häufiger
zurück
an
die
Hausärzte
schicken.
Er
erkennt,
dass
die
„
Situation
für
Krankenhäuser
eine
große
Belastung
ist″.
Die
Versichertenkarte
sei
„
die
Flatrate
für
die
Gesundheitsversorgung
–
mit
All-
inclusive-
Service″.
Viele
Patienten
handelten
aus
Eigeninteresse.
„
Die
Patienten
sehen
uns
als
Dienstleister″,
sagt
Siepe
vom
MHO.
Das
sei
schlicht
unsolidarisch.
Dennoch
zeigen
die
Mediziner
Verständnis
für
die
Patienten.
Oft
herrsche
ein
Informationsdefizit.
„
Wir
beobachten,
dass
die
Menschen
die
Ärzte
sehr
unkontrolliert
aufsuchen.
Es
fehlt
die
Steuerung,
und
wir
vermissen
die
Transparenz
bei
der
Telefonnummer
des
Bereitschaftsdienstes
116
117″,
sagt
Lankenfeld.
Sein
Lösungsvorschlag:
„
Es
ist
Aufklärungsarbeit
zu
verrichten,
damit
die
Krankenhäuser
nicht
blockiert
werden.″
Die
Mediziner
wünschen
sich
mehr
Informationen
seitens
der
Politik.
Die
Patienten
wüssten
überhaupt
nicht
mehr,
wann
sie
welchen
Arzt
aufsuchen
sollten.
Zudem
fehlt
heutzutage
das
„
Regulativ
der
Großmutter″,
sagt
Siepe.
Viele
Krankheiten
ließen
sich
mit
alten
Hausmitteln
behandeln,
etwa
Fieber
mit
Wadenwickeln.
„
Wir
baden
hier
auch
ein
gesellschaftliches
Problem
aus″,
sagt
Siepe.
„
40
Prozent
unserer
Patienten
haben
einen
Migrationshintergrund.″
Diese
seien
es
gewohnt,
sich
an
Krankenhäuser
zu
wenden,
weil
es
ein
Hausarztsystem
in
vielen
Ländern
schlicht
nicht
gebe.
Zudem
kämen
vor
allem
Menschen
mittleren
Alters
oder
Studenten
in
die
Notaufnahmen
–
und
zwar
tagsüber,
obwohl
die
Arztpraxen
geöffnet
hätten.
Die
Politik
hingegen
will
die
Versorgung
mit
Portalpraxen
verbessern.
Diese
Anlaufstellen
sollen
in
Kliniken
installiert
werden.
Dann
entscheide
fachkundiges
Personal
darüber,
ob
ein
Patient
sofort
behandelt
werden
müsse
oder
nicht.
Siepe
gefällt
die
Idee,
dass
ein
Kassenarzt
den
Notaufnahmen
vorgeschaltet
ist.
„
Es
nützt
vor
allem
den
Patienten.″
KV-
Sprecher
Lankenfeld
sieht
es
kritisch.
„
Portalpraxen
sind
niederlassungsfeindlich
und
realitätsfern.″
Es
gebe
allein
320
freie
Hausarztsitze
in
Niedersachsen.
Portalpraxen
würden
viel
Arztkraft
binden.
„
Es
werden
über
900
Ärzte
gebraucht″,
sagt
Lankenfeld.
Für
die
Frau
mit
dem
Druck
im
Kopf
ist
diese
Debatte
bedeutungslos.
Sie
ist
eindeutig
kein
Bagatellfall
und
wird
soeben
aus
dem
Raum
mit
der
Computertomografie
geschoben.
Nach
1,
5
Stunden
Behandlung
steht
die
Diagnose
der
Ärzte
fest:
Sie
hat
einen
Schlaganfall
erlitten.
Aufgrund
der
schnellen
Reaktion
ihrer
Arbeitskollegen
und
der
reibungslosen
Rettungskette
wird
sie
wieder
vollständig
genesen.
Schwester
Angelika
wird
davon
nichts
mehr
mitbekommen.
Auf
sie
wartet
bereits
der
nächste
Patient.
Ein
Videobeitrag
zur
Arbeit
des
Teams
der
Notaufnahme
am
Klinikum
auf
noz.de
Bildtexte:
Das
Notaufnahme-
Zentrum
am
Klinikum
Osnabrück
ist
jeden
Tag
im
Jahr
24
Stunden
geöffnet.
Neben
Notfällen
werden
dort
immer
mehr
Patienten
mit
vergleichsweise
harmlosen
Erkrankungen
behandelt.
Oft
sind
die
Notaufnahmen
überfüllt.
Fotos:
David
Ebener
Teamarbeit:
Schwester
Angelika
(oben
links)
übergibt
eine
Schlaganfallpatientin
an
die
Fachärzte.
Dr.
Mathias
Denter
(Mitte
oben)
erfährt
per
Telefon
derweil
vom
nächsten
Patienten.
Das
Ivena-
System
(oben
rechts)
zeigt,
wann
der
Rettungswagen
eintreffen
soll.
In
der
Aufnahmestation
(unten
Mitte)
kümmert
sich
gleichzeitig
Schwester
Gunilla
um
weitere
Patienten.
Fotos:
David
Ebener
Autor:
cst