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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
7000 Projekte für 15 Millionen Kinder
 
„Kinder sind keine Ware″
Zwischenüberschrift:
Kampagnen von terre des hommes verfolgen zwei Ziele: Soforthilfe und Nachhaltigkeit – Fünf Beispiele
Artikel:
Kleinbild
 
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Originaltext:
Osnabrück. In 50 Jahren hat terre des hommes rund 7000 Projekte für 15 Millionen Kinder organisiert, gefördert und begleitet. Wir stellen fünf bedeutende Kampagnen vor von der Rettung kriegsverletzter Kinder in Vietnam bis zur Rote-Hand-Aktion″.

Rund 7000 Projekte für 15 Millionen Kinder hat terre des hommes in den vergangenen 50 Jahren organisiert, gefördert und begleitet. Wir stellen fünf bedeutende und unterschiedliche Kampagnen vor.

Osnabrück. Ein gutes Projekt hat immer zwei Komponenten, die schnelle konkrete Hilfe vor Ort und die längerfristig angelegte strukturelle Veränderung″, sagt Albert Recknagel, Vorstand Programme von terre des hommes, unserer Redaktion. Diese Doppelstrategie habe sich im Laufe der Jahre als notwendig und Erfolg versprechend erwiesen.

Früh hat das Kinderhilfswerk auf die Zusammenarbeit mit lokalen und regionalen Partnern gesetzt und zwar auf Augenhöhe, wie Recknagel betont. Damit unterscheiden wir uns wesentlich von anderen Geldgebern.″ Hunderte sogenannter Graswurzel-Organisationen″ wurden auf diese Weise groß und stark gemacht, sodass sie in vielen Fällen auch ohne die finanzielle Fürsorge des deutschen Partners arbeiten können.

Parallel dazu hat terre des hommes immer wieder Lobbyarbeit unterstützt, um Einfluss zu nehmen auf Entscheider in Politik und Gesellschaft″, betont Recknagel. Dafür sei ein hartnäckiges Engagement erforderlich, das sich aber lohne, wenn als Ergebnis etwa Gesetze oder Strukturen zugunsten der Hilfsbedürftigen geändert werden. Fünf Kampagnen, ihre Ziele, Herausforderungen und Erfolge stellen wir vor:

Rettung kriegsverletzter Kinder in Vietnam (1967–1969): Das Ziel? Soforthilfe also Jungen und Mädchen in Deutschland schnell und unbürokratisch medizinisch und orthopädisch zu behandeln. Bilder von Napalm-verletzten Kindern gingen damals um die Welt und wühlten die Menschen auf″, erinnert sich Recknagel. Uns wurde zum ersten Mal ein Krieg über das Fernsehen frei Haus geliefert.″ Die Herausforderung? Man konnte nur einer ausgewählten Zahl an Opfern helfen, so Recknagel. Die Beschränkung sei eine schwierige Diskussion gewesen. 158 Kinder wurden schließlich mit Flugzeugen der Bundeswehr nach Deutschland geholt. Der Erfolg? Aus der Soforthilfe erwuchs eine Organisation, die heute über ein Budget von 25 bis 30 Millionen Euro verfügt. 1969 gab es bereits 32 ehrenamtliche Arbeitsgruppen und 20 000 Spender. Schon im Sommer 1968 konnten mehr als tausend vom Hungertod bedrohte Kinder aus der nigerianischen Provinz Biafra ins Nachbarland Gabun ausgeflogen werden, wo sie medizinisch versorgt wurden.

Kinderarbeit in der Teppichindustrie (seit 1990): Das Ziel? Kinder aus gesundheitsgefährdenden Ausbeuterverhältnissen herausholen und eine Perspektive geben. Bilder von Minderjährigen, die in kolumbianischen Kohleminen oder indischen Ziegeleien schuften, waren für viele schockierend″, erinnert sich Wolf-Christian Ramm, Pressesprecher von terre des hommes. Sehr konkret setzte das Kinderhilfswerk mit seiner Kampagne unter dem Slogan Kinder sind keine Ware″ in der Teppichindustrie an. Die Herausforderung? Da in Indien die Teppichproduktion zumeist kleinen Familienbetrieben obliegt, benötigten wir die Expertise vor Ort also lokale Partner, die sich auskennen und Überzeugungsarbeit leisten können.″ Das Problem bestand darin, dass den Familien beim Verzicht auf Mitarbeit ihrer Kinder kein finanzieller Einbruch entstehen durfte. Also mussten zugleich die Verbraucher die Kunden im Westen mit speziellen Siegeln überzeugt werden. Der Erfolg? Der Kauf von gesiegelten (teureren) Teppichen nahm zu, Manufakturen konnten Erwachsene beschäftigen, Kinder erhielten Ausbildungshilfen.

Rote-Hand-Aktion (seit 2004): Das Ziel? Minderjährige vor dem Missbrauch als Soldaten zu bewahren. Die Herausforderung? Seit dem 12. Februar 2002 ist gemäß einem Zusatzprotokoll der UN-Kinderrechtskonvention der Missbrauch von Kindern unter 18 Jahren als Soldaten verboten. Die Zahl der Kindersoldaten hat sich jedoch seither kaum verändert. Immer noch werden etwa 250 000 Kinder in den Kriegen der Erwachsenen ausgenutzt. Selbst in Deutschland ist eine freiwillige Verpflichtung zum Militärdienst unter 18 Jahren möglich. Wir versuchen, über Lobbyarbeit Einfluss zu nehmen″, sagt Albert Recknagel. Das ist sehr schwierig.″ Der Erfolg? In den Ländern, in denen wir aktiv wurden, wie zum Beispiel in Kolumbien, hat sich ein Bewusstsein entwickelt″, so Recknagel. Die Zahlen seien rückläufig. Aber das Thema Kindersoldaten sei nach wie vor ein burning issue″. Recknagel: Hier gibt es nur kleine Erfolge.″

Soforthilfe nach dem Tsunami (2005): Das Ziel? Die Bilder von der Katastrophe haben die Menschen weltweit schockiert und wachgerüttelt und in Deutschland die bis dato erfolgreichste Spendenaktion für alle Hilfswerke ausgelöst″, sagt Ramm. Unser erstes Ziel war zunächst Rettung und Nothilfe vor Ort. Danach begann die Themenfindung: Wir konzentrierten uns auf Hilfe für traumatisierte Kinder und Unterstützung für die Fischer in Indien.″ Die Herausforderung? Die Kinder darunter viele Waisen benötigten qualifizierte Psychologen, Ärzte und Übergangseinrichtungen und mussten vor illegaler Adoption geschützt werden. Die Fischer erhielten Beistand im Kampf gegen lokale Politiker, die sie ins Hinterland verfrachten und an der Küste Ferienressorts errichten wollten, berichtet Ramm. Der Erfolg? Die Wiederaufbauhilfe nach dem Tsunami ist eng mit der langfristigen Programmarbeit zur Stärkung der einheimischen Fischer-Gemeinschaften verknüpft. Die nachhaltigen Projekte für die Kinder und die Fischer zeigten große Wirkung.

Recht auf gesunde Umwelt (seit 2011): Das Ziel? In vielen Ländern besonders in Afrika bietet die Landwirtschaft jungen Menschen keine Perspektive mehr. Eine gesunde intakte Umwelt ist aber Voraussetzung, um Landflucht zu verhindern″, sagt Recknagel. Die Herausforderung? Bei diesem Zukunftsthema sei große Überzeugungsarbeit vor allem auf politischer und gesellschaftlicher Ebene erforderlich, so Recknagel: Die Politik denkt oft eher kurzfristig und dann kommen wir mit so einem vermeintlichen Luxusthema.″ Angestrebt werde daher eine Ombudsperson auf internationaler Ebene, die die Rechte der Kinder für die nächsten Jahrzehnte vertritt. Der Erfolg? Der Kinderrechtsausschuss der Vereinten Nationen hat terre des hommes eingeladen, das Thema vorzustellen″, sagt Recknagel. Rund 200 Vertreter unterschiedlicher Organisationen waren zugegen. Das ist ein wichtiger erster Schritt.″

50 Jahre terre des hommes

Foto:
dpa
Autor:
tac


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