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1.
Erscheinungsdatum:
30.12.2016
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Die schnöde Steckrübe wird zur „ostpreußischen Ananas″
Zwischenüberschrift:
Dezember 1916: Reichskartoffelstelle, Landerholung, früher Kehraus
Artikel:
Originaltext:
m
Kriegswinter
1916/
17
spitzt
sich
die
Nahrungsmittelknappheit
dramatisch
zu.
Die
britische
Seeblockade
und
eine
schlechte
Ernte
lassen
die
Kartoffelvorräte
schrumpfen.
Die
Ernährungslage
bleibt
auch
in
der
Lokalberichterstattung
der
Osnabrücker
Zeitungen
das
Thema
Nummer
eins.
Osnabrück.
Schon
länger
greift
der
Staat
mit
der
Festlegung
von
Höchstpreisen,
mit
Zwangsbewirtschaftung
und
der
Rationierung
mittels
Lebensmittelkarten
in
die
Grundversorgung
ein.
Damit
sollen
Preistreiberei
und
Schleichhandel
unterbunden
und
eine
Mindestversorgung
auch
der
ärmeren
Schichten
gewährleistet
werden.
Nun
ist
die
Kartoffelration
noch
weiter
heruntergesetzt
worden
–
auf
ein
halbes
Pfund
pro
Person
und
Tag.
Ausnahmen
gelten
für
Selbsterzeuger
(ein
Pfund)
und
Schwerarbeiter
(eineinhalb
Pfund)
.
Dabei
ist
die
Kartoffel
zusammen
mit
Brot
der
Grundpfeiler
der
Ernährung,
zumal
Gemüse
und
Fleisch
praktisch
überhaupt
nicht
mehr
zu
haben
sind.
Der
Magistrat
empfiehlt
den
Osnabrückern,
die
Kartoffelvorräte
durch
den
Einsatz
von
Steckrüben
zu
strecken.
Er
verkauft
die
Steck-
oder
Kohlrüben,
die
in
normalen
Zeiten
als
Schweinefutter
dienen,
zu
gestützten
Preisen
mittwochs
und
samstags
auf
dem
Wochenmarkt
und
an
den
übrigen
Tagen
aus
dem
Hauptlager
bei
der
Flachsspinnerei
Bramscher
Straße.
„
Es
wird
erwartet,
dass
die
Osnabrücker
Hausfrauen
in
Erkennung
der
Sachlage
den
Tisch
reichlicher
mit
Steckrüben
besetzen
werden
als
bisher″,
zitiert
das
„
Osnabrücker
Tageblatt″
Oberbürgermeister
Julius
Rißmüller.
Das
Stadtoberhaupt
verkenne
dabei
nicht,
dass
nur
bei
Abwechslung
in
der
Zubereitung
es
möglich
sei,
Steckrüben
„
in
der
gebotenen
Menge″
zu
verzehren.
Der
Hausfrauenbund
organisiert
also
Kochvorführungen.
Rezepte
für
Steckrübensuppe,
Steckrübenauflauf,
Steckrübenkoteletts,
Steckrübenpudding,
Steckrübenmarmelade,
Steckrübenbrot
und
sogar
Steckrüben-
Kaffee
werden
verbreitet.
Mit
Bezeichnungen
wie
„
ostpreußische
Ananas″
soll
die
Knolle
der
Bevölkerung
schmackhaft
gemacht
werden.
Die
Steckrübenversorgung
steht
nun
auch
unter
der
Regie
der
Reichskartoffelstelle.
Osnabrück
hat
einen
Bedarf
von
40
000
Zentnern
angemeldet
und
sich
bereit
erklärt,
diese
Gesamtmenge
auch
in
einer
Partie
abzunehmen,
nachdem
Ackerbauschuldirektor
Dr.
Rudorf
aus
Quakenbrück
dem
Magistrat
versichert
hat,
dass
die
Überwinterung
problemlos
sei.
Darüber
hinaus
will
der
Magistrat
noch
freihändig
zukaufen.
Rißmüller
berichtet,
man
habe
Kommissionäre
nach
dem
Kreise
Melle
entsandt,
um
dort
aufzukaufen.
Sie
kamen
aber
mit
leeren
Händen
zurück.
„
Ob
man
im
Kreise
Melle
woandershin
verkauft
hat
und
ob
dabei
die
festgesetzten
Höchstpreise
eingehalten
wurden,
weiß
ich
nicht,
jedenfalls
haben
wir
nichts
bekommen″,
stellt
Rißmüller
betreten
fest
und
bittet,
der
Stadt
Schleswig-
Holstein
als
Lieferungsquelle
zuzuweisen.
„
Der
Franzmann″
Bei
der
Kandidatenaufstellung
zur
Bürgervorsteherwahl
im
Restaurant
Hackmann,
Alte
Münze,
liefern
sich
Hoflieferant
Schorn
und
Bürgervorsteher
Vesper
eine
„
interessante
Aussprache″,
wie
das
„
Tageblatt″
mit
feiner
Ironie
anmerkt.
Hintergrund
ist,
dass
Schorn
in
den
Tageszeitungen
Anzeigen
geschaltet
hat:
„
Kaufe
jeden
Posten
frz.
Champagner
und
feine
ausländ.
Liköre.″
Diese
Anzeige
hatte
auch
die
„
Abendpost″
abgedruckt
und
anschließend
Vesper
spitz
kommentieren
lassen:
„
Ein
echter
Deutscher
mag
keinen
Franzmann
leiden,
doch
seine
Weine
trinkt
er
gern.″
Kandidat
Schorn
findet
es
merkwürdig,
dass
die
Redaktion
der
„
Abendpost″
ausgerechnet
jetzt
zur
Bürgervorsteherwahl
Anstoß
an
der
Anzeige
nimmt.
Er
betont,
dass
er
mit
dem
Ankauf
fraglicher
Sachen
geradezu
eine
patriotische
Tat
begehe.
Diese
Weine
und
Liköre
verkaufe
er
nämlich
nach
Holland,
Dänemark
und
der
Schweiz,
wofür
er
im
Wege
des
erlaubten
Austausches
aus
diesen
Ländern
Lebensmittel
wie
Reis,
Tee
und
Kakao
nach
Deutschland
einführe
und
so
dazu
beitrage,
der
Nahrungsknappheit
hierzulande
zu
begegnen.
Und
zwar
versorge
er
nicht
nur
sich
und
seine
Familie,
sondern
auch
mancher
andere
wüsste
ihm
Dank
dafür.
Erholung
auf
dem
Land
Der
Landwirtschaftliche
Verein
und
der
Vaterländische
Frauenverein
haben
gemeinsam
einen
Verwundetenausflug
organisiert,
diesmal
„
nach
dem
freundlichen
Dorfe
Schledehausen″.
226
Feldgraue
aus
den
Osnabrücker
Lazaretten
besteigen
den
Mittagszug
in
Richtung
Wissingen.
Am
Bahnhof
Wissingen
warten
50
bis
60
Kutschen
der
gastgebenden
Landwirte
auf
sie.
Unter
Musikbegleitung
besteigen
die
Soldaten,
teilweise
gestützt
auf
Krankenschwestern,
die
Gefährte.
Die
Fahrt
nach
Schledehausen
führt
durch
den
zur
Schelenburg
gehörenden
prächtigen
Wald,
in
dem
bei
kurzer
Rast
einige
stimmungsvolle
Musikstücke
„
der
ins
Gehölz
getretenen
Kapelle″
angehört
werden.
In
Schledehausen
steht
im
Saal
des
Gastwirts
Bullerdieck
alles
zum
Empfang
bereitet.
An
langen
Tafeln
lassen
es
sich
die
Gäste
wohl
sein.
Für
Kaffee
und
Kuchen
ist
reichlich
gesorgt,
außerdem
fehlt
es
auch
nicht
an
„
dem
nötigen
Rauchmaterial″.
Und
zur
Versüßung
des
Ganzen
sind
für
jeden
mehrere
schöne
rot-
und
goldbackige
Äpfel
hingelegt.
Zwecks
Einsparung
von
Lichtstrom
und
Heizmaterial
tritt
am
15.
Dezember
ein
abendlicher
Kehraus
um
22
Uhr
für
Gastwirtschaften,
Cafés,
Theater
und
Lichtspielhäuser
in
Kraft.
Auch
wenn
einige
am
Murren
sind
und
meinen,
für
eine
Stadt
von
der
Größe
Osnabrücks
wäre
23
Uhr
angebrachter,
wird
der
frühe
Abendschluss
eingehalten.
Der
„
Tageblatt″-
Reporter
schreibt:
„
Die
Straßen
unserer
Stadt
boten
ein
seltsames,
für
diese
Abendstunde
bis
dahin
ganz
ungewohntes
Bild:
Hunderte
von
Menschen,
Erwachsene
und
Kinder,
strömten
den
heimatlichen
Penaten
zu,
wobei
es
ohne
gegenseitige,
aus
der
Situation
geborene
Anulkungen
nicht
abging.
In
den
Gasthäusern
erloschen
die
Lichter,
nur
die
meisten
Wohnungen
waren
noch
erhellt.
Als
die
Straßenbahn
ihre
letzte
Fahrt
gemacht
hatte,
herrschte
eine
unheimliche
Totenstille
in
der
Stadt.
Das
können
–
Weihnachten
und
Neujahr
stehen
vor
der
Tür
–
Feiertage
zum
Ausschlafen
werden.″
Knappes
Bier
Vom
Kriegsernährungsamt
sind
zur
Sicherstellung
der
Volksernährung
weitere
Teile
der
deutschen
Gerstenernte
beschlagnahmt
worden.
Den
Brauereien
soll
nunmehr
weniger
als
ein
Viertel
ihres
Friedensbedarfs
zugewiesen
werden.
Die
Biereinkaufszentrale
der
Heeresverwaltung
verlangt
„
billigerweise″
den
Bedarf
der
fechtenden
Truppen
vorweg.
Es
bleibt
deshalb
für
die
Heimatbevölkerung
einschließlich
Garnisons-
und
Grenzschutztruppen
nur
eine
außerordentlich
knappe
Biermenge
übrig.
Der
Verband
der
Brauereien
richtet
deshalb
an
das
Publikum
den
Aufruf,
seinen
Biergenuss
aufs
Alleräußerste
einzuschränken,
um
dem
völligen
Erschöpfen
der
deutschen
Biervorräte
vorzubeugen.
Serie
Vor
100
Jahren
So
war
es
früher:
Berichte
aus
der
Osnabrücker
Geschichte
auf
noz.de/
historisch-
os
Bildtexte:
Fronturlaub
zum
Fest:
Mitunter
durften
die
Familienväter
unter
den
„
Feldgrauen″
an
Weihnachten
ihre
Lieben
in
der
Heimat
besuchen.
Das
Foto
entstammt
der
Sammlung
Joachim
Behrens
und
wurde
veröffentlicht
in:
Rolf
Spilker
(Hrsg.)
,
Eine
deutsche
Stadt
im
Ersten
Weltkrieg,
Osnabrück
1914–1918,
Bramsche
2014
Weihnachtsgruß
im
Kaiserreich
–
Postkarte
des
Verlags
WB+
Co,
Nr.
3065,
aus
der
Privatsammlung
Dierks.