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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Titandioxid doch kein Wundermittel
 
Wundermittel macht die Luft kaum sauberer
Zwischenüberschrift:
Mehrjähriger Versuch mit Titandioxid auf A-1-Lärmschutzwand ausgewertet
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Als wahres Wundermittel für eine bessere Luft galt das Titandioxid, mit dem in Osnabrück eine Autobahn-Lärmschutzwand beschichtet wurde. Jetzt steht fest: Der Effekt hat nicht gehalten, was er versprochen hat.

Die besondere Beschichtung der Autobahn-Lärmschutzwand in Osnabrück sollte die Luft sauberer machen. Nach fünf Jahren Testlauf steht fest: Es hat nicht viel gebracht.

Osnabrück. Ein Teil der Lärmschutzwand der A 1 zwischen den Osnabrücker Anschlussstellen Nord und Hafen ist vor fünf Jahren versuchsweise mit Titandioxid beschichtet worden. Diese angebliche Wunderchemikalie hat die Eigenschaft, unter Sonnenlicht mit Stickstoffdioxid zu reagieren und es unschädlich zu machen. Stickstoffdioxid wird vor allem von Dieselfahrzeugen ausgestoßen und ist giftig.

Wie aus einer Antwort der Stadtverwaltung auf eine Anfrage der CDU/ BOB-Fraktion hervorgeht, hat der mehrjährige Test mit dieser sogenannten fotokatalytischen Oberfläche ein ernüchterndes Ergebnis gebracht. Die Luftschadstoffbelastung ist den Angaben zufolge durchschnittlich um nur drei bis fünf Prozent gesunken. Ein weiterer Testlauf auf einer Straße in Hamburg hat nach Angaben der Stadtverwaltung gar keinen messbaren Effekt erzielt. Noch nicht endgültig ausgewertet ist der dritte Bestandteil der fotokatalytischen Pilotstudie in einem Berliner Straßentunnel.

Das Osnabrücker Umweltamt hat aber schon seine Schlussfolgerung aus dem Praxistest gezogen: Weil die Wirkung der Stoffe in der Praxis deutlich geringer ausfällt als in der Theorie bisher angenommen, gleichzeitig jedoch erhebliche Mehrkosten anfallen, soll die Titandioxid-Beschichtung in Osnabrück vorerst nicht zum Einsatz kommen. Die CDU-Fraktion hatte schon 2011 vorgeschlagen, die Verwendung von Pflastersteinen mit Titandioxid zu prüfen.

Die bundesweite Pilotstudie der Bundesanstalt für Straßenwesen in Bergisch Gladbach hat insgesamt etwa eine Million Euro gekostet, die der Bund bezahlt hat. Es ist das erste Mal, dass die Wirkung des Titandioxids in so großem Umfang gemessen worden ist. Der Osnabrücker Abschnitt der A 1 wurde für den Praxistest ausgewählt, weil hier das Verkehrsaufkommen mit durchschnittlich 54 000 Fahrzeugen am Tag groß und der Lkw-Anteil mit 23 Prozent sehr hoch ist. Zum Vergleich: Auf dem Schlosswall verkehren täglich 32 000 Fahrzeuge, der Lkw-Anteil liegt dort bei vier Prozent. Für die A 1 sprach auch, dass auf beiden Seiten Lärmschutzwände vorhanden sind, die auf mindestens zwei Kilometern nicht durch Abfahrten unterbrochen sind.

Auf einem Kilometer Länge wurde das Titandioxid aufgebracht, auf dem zweiten Kilometer nicht, um einen Vergleich ziehen zu können. In zwei Messcontainern am Rande der Fahrbahn wurde der Gehalt an Stickstoffmonoxid, Stickstoffdioxid, Schwefeldioxid und Ozon erfasst. Die Daten wanderten direkt zur Bundesanstalt in Bergisch-Gladbach. Darüber hinaus stellten die Experten Passivsammler im Umfeld der Autobahn auf, um die Schadstoffkonzentrationen innerhalb und außerhalb der Lärmschutzwände vergleichen zu können.

Eines ist nach dieser Studie sicher: Auf der A 1 in Osnabrück herrscht dicke Luft. Die durchschnittliche Stickstoffdioxid-Belastung lag auf dem untersuchten Abschnitt nördlich der Stadt bei 105 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. In bewohnten Bereichen gilt ein Grenzwert von 40 Mikrogramm. Die Belastung auf dem Schlosswall erreicht im Schnitt 49 Mikrogramm.

Die Tests in Osnabrück und Hamburg sind abgeschlossen und die Daten ausgewertet. Einen Schlussbericht will die Bundesanstalt nach Ende des Teilprojektes in Berlin vorlegen. Ende 2017 sei damit zu rechnen.

Ortsportal Osnabrück: noz.de/ os

Bildtext:
Ein Teil der Lärmschutzwand der A 1 in Osnabrück ist 2011 mit Titandioxid beschichtet worden. Der gewünschte Luftreinigungseffekt ist aber ausgeblieben.

Foto:
Michael Hehmann

Kommentar:

Wäre auch zu schön

Das Wunder ist ausgeblieben. Titandioxid, dieser unglaublich vielseitige Stoff, lässt zwar Schmutz abperlen und Zahnpasta weißer strahlen, er löst aber die Schadstoffprobleme im Straßenverkehr nicht. Wäre auch zu schön gewesen.

Forschung und Entwicklung sind ja damit nicht zu Ende. Vielleicht finden kluge Köpfe eines Tages doch noch das Mittelchen, das, in Straßenbelägen, Fassadenfarben oder Lärmschutzwänden verarbeitet, den Dreck aus der Luft filtert. Eine schöne Hoffnung, mehr nicht. Größeren Erfolg versprechen andere Konzepte: die Weiterentwicklung der Elektromobilität und alternativer Antriebssysteme.

Viel schneller aber würde etwas anderes wirken: weniger Bleifuß, weniger Fahrten. An diesem Konzept kann jeder mitwirken sofort, unmittelbar und nach seinen eigenen Möglichkeiten.
Autor:
hin


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