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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Kaufprämie für E-Autos ist ein Flop
Zwischenüberschrift:
Minister fordert mehr Modelle – Vermindert E-Mobilität wirklich CO2-Emissionen?
Artikel:
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Originaltext:
Ein halbes Jahr nach dem Start besteht weiterhin kaum Interesse an der Kaufprämie für Elektroautos. Der Bundesverkehrsminister fordert nun eine breitere Angebotspalette von den Herstellern.

Osnabrück. Die Bilanz ist ernüchternd: 9023 Anträge für die E-Auto-Kaufprämie gingen bis zum 1. Januar 2017 beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle ein. Davon waren rund 5100 Anträge für reine Elektroautos und knapp 3900 für Plug-in-Hybride. Die Kaufprämie kann seit Anfang Juli beantragt werden. Die Förderung gilt rückwirkend für Fahrzeuge, die seit dem 18. Mai gekauft wurden. Für reine Elektrowagen mit Batterie gibt es 4000 Euro, für Hybridautos sind es 3000 Euro.

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) erklärte, dass sich die Technologie durchsetzen werde. Dies sei eine Frage der Zeit, die Akzeptanz müsse auch weiter wachsen. Die Kaufprämie werde genutzt, auch wenn dabei noch ein Stück Dynamik″ fehle, sagte Dobrindt. Dies sei ganz natürlich. Die E-Autos seien zudem derzeit noch in zu wenigen Modellvarianten verfügbar. Der Forderung nach mehr Modellen widerspricht Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. Nicht die breite Modellpalette ist das Hauptproblem, sondern die geringe Reichweite vieler Modelle, die löchrige Ladeinfrastruktur und die Subventionierung von Dieselkraftstoff″, sagte der Professor für Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen unserer Redaktion. Dudenhöffer erklärte: Solange Diesel pro Liter mit 18 Cent weniger besteuert werde als Benzin, seien Appelle von Politikern wenig glaubhaft.

Neben dem schwachen Absatz stellen Umweltexperten auch die Frage nach der Herkunft des Stroms für die E-Autos. Im Datenblatt zum E-Golf gibt Volkswagen die CO2-Emission des Autos zum Beispiel mit null Gramm an. Das mag für den unmittelbaren Ausstoß stimmen, für die Stromquellen allerdings nicht unbedingt. Laut Bundeswirtschaftsministerium stammte im vergangenen Jahr knapp ein Drittel des Stroms in Deutschland aus erneuerbaren Energien. Der Rest wurde vor allem aus Kohlekraft gewonnen. Bis 2035 soll der Anteil der erneuerbaren Energien bei etwa 60 Prozent liegen.

Strom wird sauberer″

ADAC-Energieexperte Gregor Kessler fordert, bei der Nutzung von Elektroautos die Herkunft des Stroms zu beachten. Wie sauber E-Autos tatsächlich fahren, hängt ganz vom Stromversorger ab. Ohne mindestens privat Ökostrom zu tanken, bringt der Kauf eines E-Autos nichts″, sagte Kessler im Gespräch mit unserer Redaktion. Wir würden uns wünschen, dass mehr Carsharing-Anbieter ihre Stromtankstellen zu 100 Prozent mit erneuerbarem Strom bestücken und selbst in den Bau von Wind- und Solaranlagen investieren.″ Kessler verwies zudem auf den CO2-Verbrauch bei der Produktion eines E-Autos. Ein Elektroauto mit Batterie zu produzieren erzeugt mehr CO2 als bei einem vergleichbaren Verbrenner. Diesen Nachteil haben E-Autos aber nach etwa 25 000 Kilometern aufgeholt. In Zukunft wird das schneller gehen: Der Strom wird sauberer und die Batterien effizienter.″ (Mit dpa)

Bildtext:
4000 Euro Zuschuss motivieren offenbar nur wenige Autofahrer zum Kauf eines Elektrofahrzeugs. Ein Grund: Es fehlen Ladesäulen.
Foto:
dpa

Kommentar:

Attraktives Angebot

Statt zu akzeptieren, dass die Kaufprämie für E-Autos ein Flop ist, verschließt der Verkehrsminister die Augen lieber vor der Realität und macht einen weiteren überflüssigen Vorschlag: Die Autohersteller sollen mehr Auswahl schaffen.

Das ist Blödsinn. Viele Deutsche haben durchaus Interesse an Elektrofahrzeugen. Im Praxistest stellen aber selbst Idealisten häufig fest: Reichweite zu gering, Ladesäulen nicht vorhanden, alles zu kompliziert für den hohen Preis. Das ändert weder die Prämie noch ein größeres Angebot. Von 3, 1 Millionen neu zugelassenen Wagen fuhren im vergangenen Jahr nur rund 10 000 rein elektrisch. Das sind 0, 3 Prozent. In Norwegen sind fast 30 Prozent der Neuwagen E-Autos. Das hat Gründe: Auf Diesel und Benziner erhebt das Land eine hohe Steuer, E-Autos fahren steuerfrei. Gleichzeitig dürfen deren Besitzer an öffentlichen Ladestationen umsonst tanken und auf städtischen Parkplätzen parken. Das hat nichts mit einer größeren Auswahl an Modellen zu tun.

Warum schaut sich Dobrindt das norwegische Beispiel nicht genauer an? Beschleunigen lässt sich der Ausbau der E-Mobilität. Aber nur, wenn der Staat seinen Bürgern ein attraktiveres Angebot macht und mehr Geld in die Hand nimmt.
Autor:
Stefanie Witte
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