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1.
Erscheinungsdatum:
28.12.2016
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Leben in der Tonne
Zwischenüberschrift:
Nissenhütten dienten nach dem Krieg als Notunterkünfte
Artikel:
Originaltext:
Die
große
Wohnungsnot
nach
dem
Krieg
ließ
auch
in
Osnabrück
eine
Wohnform
entstehen,
die
eigentlich
gar
nicht
als
Ganzjahres-
Behausung
für
Familien
gedacht
und
geeignet
war:
die
sogenannten
Nissenhütten.
Osnabrück.
Sie
haben
nichts
mit
den
Nissen
aus
dem
Tierreich,
also
den
Eiern
der
Kopfläuse,
zu
tun,
obwohl
diese
wahrscheinlich
auch
häufiger
dort
anzutreffen
waren.
Sie
gehen
auf
eine
Erfindung
des
kanadischen
Offiziers
Peter
Norman
Nissen
(1871–
1930)
zurück.
Der
hatte
im
Ersten
Weltkrieg
für
das
englische
Militär
eine
normierte
Leichtbau-
Unterkunft
aus
Fertigteilen
entwickelt.
Die
Stahlträgerkonstruktion
mit
einem
halbkreisförmigen
Wellblechdach
sollte,
so
die
Norm,
von
vier
Männern
in
vier
Stunden
aufgebaut
werden
können.
Typische
Anwendungsfälle
waren
Gefangenenunterkünfte,
Werkstätten
und
Magazine.
Die
Grundfläche
betrug
11,
5
mal
fünf
Meter.
1945
war
die
Wohnungsnot
in
Osnabrück
unbeschreiblich
groß.
Zu
den
Zehntausenden
von
Obdachlosen,
deren
Wohnungen
im
Bombenkrieg
vernichtet
oder
beschädigt
worden
waren,
kamen
Flüchtlinge
und
Vertriebene
aus
den
Ostgebieten
hinzu.
Als
eine
Maßnahme
übernahm
die
Stadt
Nissenhütten
vom
britischen
Militär
und
ließ
sie
zu
Beginn
des
Winters
1946/
47
an
verschiedenen
Stellen
aufstellen,
so
in
Eversburg
an
der
Piesberger
Straße
in
direkter
Nachbarschaft
zur
späteren
Siedlung
„
Eichengrund″,
an
der
Römereschstraße,
Landwehrstraße,
Augustenburger
Straße
und
Ebertallee.
Aus
Mangel
an
Baumaterialien
waren
die
Baracken
zumeist
nicht
mit
Fußbodenbrettern,
sondern
mit
einer
Ziegelflachschicht
auf
Schotter
ausgeführt,
was
für
beständige
Fußkälte
sorgte.
Die
doppelwandige
Wellblechhülle
besaß
zunächst
keine
Isolierung.
Da
der
ungeschützte
Eingang
ohne
Vorraum
direkt
ins
Freie
führte,
drang
ständig
Zugluft
in
das
Innere
und
machte
eine
Beheizung
außerordentlich
schwierig.
Die
Baracken
waren
je
nach
Kinderzahl
für
eine
oder
zwei
Familien
ausgelegt.
Die
Wohnungstrennung
bestand
meist
aus
aufgehängten
Bettlaken.
Eine
Sanitärbaracke
(Wasch-
und
Abortbaracke)
kam
etwa
auf
zehn
Wohnhütten.
Die
Sanitärbaracken
waren
im
Winter
oft
eingefroren,
so
wurden
die
Fäkalien
ins
Gelände
gekippt
oder
vergraben.
Sosehr
man
auch
heizte,
bei
Frost
stieg
die
Temperatur
in
den
fensterlosen
Hütten
am
Tage
selten
über
null
Grad.
Erkältungen
und
Erkrankungen
vor
allem
bei
den
Kindern
waren
oft
die
Folge.
Im
Januar
1947
stellte
das
Osnabrücker
Wohnungsamt
offiziell
fest,
dass
die
48
in
Nissenhütten
untergebrachten
Wohnungen
„
in
der
jetzigen
Verfassung
im
Winter
nicht
bewohnbar″
seien.
Leid
und
Armut
Doch
was
sollte
man
machen?
Noch
immer
warteten
18
000
Osnabrücker,
darunter
6000
entlassene
Kriegsgefangene,
auf
die
Möglichkeit,
wieder
in
ihre
Heimatstadt
zurückkehren
zu
können.
5514
Anträge
auf
Zuzug
lagen
am
Jahresbeginn
1947
unerledigt
im
Wohnungsamt.
Im
Juli
1947
waren
immer
noch
37
Nissenhütten
in
Nutzung,
von
denen
erst
zehn
als
winterfest
galten.
Der
Gemeindebrief
der
Pauluskirche
schrieb
1950:
„
Da
stehen
an
der
Ecke
Ebertallee
und
Jägerstraße
die
verrosteten
Wellblechbaracken,
in
denen
auch
heute
noch
Osnabrücker
Familien
ein
‚
Heim′
haben.
Was
sich
in
diesen
Nissenhütten
an
Elend
und
Armut
und
Leid
birgt,
davon
macht
sich
ein
Außenstehender
kaum
ein
Bild.
Diese
Elendsquartiere
im
Schatten
der
Pauluskirche
sind
ein
Schandfleck
im
Stadtbild
und
eine
Anklage
an
unsere
Zeit.″
Mit
dem
Bau
der
„
Heimkehrer-
Siedlungen″
am
Stadtrand
und
dem
Emporwachsen
der
Neubaublöcke
der
Wohnungsbaugenossenschaften
verschwanden
die
Nissenhütten
nach
und
nach.
Die
letzten
Großform-
Nissenhütten
standen
bis
1957
auf
dem
Ledenhof
und
bis
1960
im
Schlossgarten
–
als
britisch-
deutsches
Kulturzentrum
„
Brücke″
und
als
NAAFI-
Kaufladen.
So
war
es
früher:
Berichte
aus
dem
alten
Osnabrück
auf
noz.de/
historisch-
os
Serie
Zeitreise
Bildtexte:
Eine
bewohnte
Nissenhütte
in
Eversburg
im
Eck
Piesberger
Straße/
Wippchenmoor,
vermutlich
um
1950.
Im
Hintergrund
sind
die
neuen
Häuser
der
Siedlung
Eichengrund
zu
erkennen.
Piesberger
Straße
und
Wippchenmoor
sind
heute
komplett
mit
Häusern
aus
Stein
bebaut.
Eine
Nissenhütte
an
der
Piesberger
Straße.
Innenansicht
einer
Nissenhütte.
Foto:
Archiv
Spratte,
aus:
Wido
Spratte,
Zwischen
Trümmern,
Verlag
Wenner,
1990.
Links
Nissenhütten,
rechts
Holzbaracken,
im
Hintergrund
neue
Häuser
in
der
Siedlung
Eichengrund.
Fotos:
Bürgerverein
Eversburg,
Joachim
Dierks
Autor:
Joachim Dierks