User Online: 3 |
Timeout: 21:43Uhr ⟳ |
Ihre Anmerkungen
|
NUSO-Archiv
|
Info
|
Auswahl
|
Ende
|
A
A
A
Mobil →
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Themen ▾
Baumschutz (112)
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) (360)
Die Arbeit der Stadtgaertner seit 1891 (975)
Die Hase und ihre Nebengewaesser (3007)
Gartenprojekte (22)
Klimageschichte (seit 1874) (162)
Konflikte um Kleingarten (25)
Konversionsflaechen (245)
Kooperation Baikal-Osnabrueck (25)
Umweltbildungszentrum(UBZ)1997-2018 (108)
Verein für Ökologie und Umweltbildung Osnabrueck (324)
Suche ▾
Einfache Suche
Erweiterte Suche
Listen ▾
Orte in Osnabrück
Themen zu Umwelt und Nachhaltigkeit
AkteurInnen
Bildung
Auswahllisten für wichtige Themen (im Aufbau)
Erscheinungsdatum (Index)
Ergebnis
Merkliste ▾
Merkliste zeigen
Merkliste löschen
Datensätze des Ergebnis
Suche:
Auswahl zeigen
Treffer:
1
Sortierungen:
Datum vorwärts
Datum rückwärts
1.
Erscheinungsdatum:
23.12.2016
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
„Werner, bring nicht so viel!″
Zwischenüberschrift:
Mit einem Paketzusteller durchs Katharinenviertel – Nie ist der Job so stressig wie in der Vorweihnachtszeit
Artikel:
Originaltext:
Die
Weihnachtsgeschenke
bringt
nicht
der
Weihnachtsmann.
Die
Weihnachtsgeschenke
bringt
Werner
Lemme.
Seit
1981
arbeitet
der
57-
Jährige
als
Paketzusteller
in
Osnabrück.
Wir
haben
ihn
zur
stressigsten
Zeit
des
Jahres
auf
seiner
Route
durchs
Katharinenviertel
begleitet.
Osnabrück.
„
Sie
haben
die
falschen
Schuhe
an″,
sagt
Werner
Lemme,
als
ich
in
den
gelben
DHL-
Transporter
steige,
mit
Blick
auf
meine
Stiefel.
Er
selbst
trägt
Turnschuhe.
Der
Laderaum
hinter
uns
ist
bis
oben
hin
mit
Paketen
vollgestopft.
Zalando
und
Amazon,
daneben
markenlose
graubraune
Pakete,
vereinzelt
mit
Tannenbäumen
oder
Sternen
bedruckt.
Ich
suche
nach
einer
Art
Bordcomputer,
der
mir
sagt,
wo
ich
welches
Paket
abliefern
muss.
Werner
Lemme
lacht
und
tippt
sich
an
die
Stirn:
„
Ist
alles
hier
drin.″
Der
erste
Halt
ist
gleich
ein
Reinfall.
Wir
klingeln,
aber
es
macht
niemand
auf.
„
Vorführeffekt″,
sagt
Werner
Lemme
gelassen
und
drückt
eine
weitere
Klingel.
„
Die
Dame
ist
Lehrerin
und
um
diese
Uhrzeit
nicht
da,
aber
ich
habe
noch
eine
gute
Fee
im
Haus.″
Tatsächlich
surrt
die
Tür.
Eine
Unterschrift
und
der
berühmte
Zettel
im
Kasten
–
Paket
liegt
bei
Nachbarin.
„
Wenn
jetzt
gar
niemand
da
gewesen
wäre,
wäre
das
auch
nicht
schlimm
gewesen.
Dann
hätte
ich
es
heute
Nachmittag
in
einer
zweiten
Runde
zugestellt″,
sagt
Werner
Lemme.
Einfach
vor
die
Tür
stellen
darf
er
das
Paket
nicht.
Zu
den
häufigen
Vorwürfen,
dass
Pakete
nicht
richtig
zugestellt
werden,
kann
er
nicht
viel
sagen.
„
Ich
kann
mir
das
nur
in
großen
Häusern
mit
vielen
Klingeln
vorstellen,
bei
denen
niemand
runterkommen
möchte.
Da
wartet
man
dann
unten,
niemand
macht
auf
–
also
legt
man
einen
Zettel
in
den
Briefkasten.″
Zurück
geht
es
in
den
gelben
Wagen.
„
Ach,
da
stellt
der
sich
jetzt
hin,
zum
Donner″,
flucht
er,
als
ein
Kleinwagen
am
Heger-
Tor-
Wall
auf
einen
Parkplatz
einbiegt.
Stellen
wir
uns
eben
auf
die
rechte
Spur.
„
Jetzt
gehen
wir
zur
Polizei.″
Wir
klingeln,
eine
Frauenstimme
ertönt:
„
Werner,
bring
nicht
wieder
so
viel!
″
Ein
großer
Weihnachtsbaum
steht
im
Eingangsbereich
der
Polizeidirektion.
Aber
wir
bringen
nicht
nur
zwei
Pakete,
wir
nehmen
sogar
eins
mit.
„
Retour.″
So
ersparen
wir
den
Damen
den
Weg
zur
Post.
Unsere
Fahrt
geht
weiter.
Ob
sich
die
Autofahrer
oft
über
seinen
haltenden
Wagen
ärgern?
Werner
Lemme
zuckt
mit
den
Schultern.
„
Der
Verkehr
ist
zunehmend
schlimmer
geworden″,
sagt
er.
Hier
im
Katharinenviertel,
da
sei
es
ja
noch
ganz
angenehm.
Aber
auf
seiner
Route
liegt
auch
die
Lotter
Straße.
Er
atmet
tief
durch.
„
Einmal
wollte
mich
da
eine
vom
OS-
Team
aufschreiben,
weil
ich
auf
dem
Bürgersteig
stand″,
erzählt
er.
„
Wir
dürfen
ja
nur
halten
und
entladen
wie
jeder
andere
auch.″
Ausnahmeregeln
gebe
es
nicht.
In
der
Katharinenstraße
wird
es
eng.
Einen
Rückspiegel
hat
der
Wagen
nicht,
dafür
eine
Bordkamera.
Zwei
Pakete
für
den
Kindergartenverein
Marianne
Schlief.
Drei
kleine
Jungen
hüpfen
hoch.
Der
Paket-
Mann
ist
da
–
wie
aufregend.
„
Ein,
zwei
von
denen
kenne
ich
schon″,
sagt
Werner
Lemme.
„
Manche
Kinder
von
Kunden
sehe
ich
ja
regelrecht
aufwachsen.″
Mit
großen
Schritten
geht
es
zurück
zum
Transporter.
Ich
verfluche
meine
Schuhe.
Nächster
Kunde:
die
Gesellschaft
für
Finanz-
und
Versorgungsberatung.
Werner
Lemme
hält
seinen
Scanner
zum
Unterschreiben
hin.
„
Du
hast
mir
ein
Herzchen
da
draufgemalt″,
stellt
er
fest,
der
Kunde
lacht
und
umarmt
den
DHL-
Mann.
„
Tschüss,
Schätzchen″,
gibt
er
ihm
mit
auf
den
Weg.
Ob
er
sich
überhaupt
noch
angucke,
was
er
da
zustelle?
„
Nö.
Manchmal
fragen
mich
Kunden,
wenn
ich
komme:
Von
wem
ist
das
Paket
denn?
Dann
sage
ich:
Keine
Ahnung,
das
ist
mir
doch
egal.″
Vor
dem
Haus
des
Vereins
„
Haus
und
Grund″
holt
Werner
Lemme
die
Sackkarre
aus
dem
Wagen.
„
Jetzt
kommen
die
schweren
Aufgaben.″
Seit
30
Jahren
fahre
er
Mountainbike,
überhaupt
mache
er
viel
Sport,
um
sich
fit
zu
halten.
„
Leute,
die
neu
bei
uns
anfangen,
sind
an
den
ersten
Tagen
richtig
erschöpft.
Und
ich
muss
sagen:
Auch
ich
kann
abends
gut
schlafen.″
Die
Tage
vor
Weihnachten
sind
für
Zusteller
die
arbeitsreichsten
im
ganzen
Jahr.
„
Wir
sind
aber
ganz
gut
aufgestellt
und
haben
hier
in
Osnabrück
keine
großen
Probleme″,
sagt
Lemme
und
drückt
den
nächsten
Klingelknopf.
„
Ich
komme,
ich
komme
schon″,
schallt
es
aus
dem
Haus.
Eine
Dame
öffnet,
nimmt
das
Paket
entgegen,
hält
uns
vom
Weitergehen
ab.
„
Einen
Moment,
das
hier
soll
ich
Ihnen
von
meinem
Mann
noch
geben″,
sagt
sie
und
überreicht
eine
kleine
Tüte.
„
Als
Dank
für
die
prompte
Bedienung.
Sie
wissen
gar
nicht,
wie
sehr
wir
das
genießen″,
sagt
sie
und
lacht.
Werner
Lemme
bedankt
sich
und
weiter
geht′s.
Pause?
„
Mach
ich
morgens,
aber
wenn
ich
auf
Tour
bin,
sehe
ich
zu,
dass
ich
meine
Fahrt
durchziehe.″
Und
Pipi-
Pausen?
Er
lacht.
Die
Uni
an
der
Rolandstraße
liegt
auf
seinem
Weg.
Das
ist
ganz
günstig.
„
Aber
eine
schwache
Blase
sollte
man
bei
dem
Job
nicht
haben″,
sagt
er
augenzwinkernd.
Unser
letzter
gemeinsamer
Stopp
liegt
in
der
Arndtstraße.
Keiner
da.
Aber
ein
Haus
weiter
wohnt
die
Tochter,
weiß
Werner
Lemme.
„
Es
ist
schon
von
Vorteil,
so
einen
kleinen
Bezirk
zu
haben,
den
man
noch
dazu
schon
so
lange
kennt″,
sagt
der
57-
Jährige.
Seit
1997
fährt
er
mit
seinem
Transporter
durchs
Katharinenviertel.
„
Ich
fühle
mich
inzwischen
hier
mehr
zu
Hause
als
zu
Hause,
wenn
Sie
wissen,
was
ich
meine.″
An
der
Synagogenstraße
lässt
er
mich
aussteigen.
„
Nur
meinen
Scannerblick
kann
ich
nicht
abstellen″,
sagt
er.
Jedem
Radfahrer,
jedem
Fußgänger,
blicke
er
ins
Gesicht:
Kenn
ich
ihn?
Ist
das
ein
Kunde?
Habe
ich
ein
Paket
für
ihn
dabei?
Ich
verabschiede
mich,
meine
Füße
sind
kalt.
Noch
bis
16
Uhr
wird
Werner
Lemme
seine
Pakete
verteilen
und
sich
anschließend
um
die
Retourabholungen
kümmern.
Und
irgendwann
wird
er
dann
in
sein
richtiges
Zuhause
nach
Kloster
Oesede
fahren
und
in
seinen
eigenen
Briefkasten
gucken.
Vielleicht
hat
in
seiner
Abwesenheit
ja
jemand
versucht,
ein
Paket
zuzustellen?
Osnabrück
in
seinen
vielen
Facetten
–
Reportagen
und
Features
unserer
Autoren
lesen
Sie
auf
noz.de/
os
Bildtext:
Vor
Weihnachten
alle
Hände
voll
zu
tun:
DHL-
Zusteller
Werner
Lemme.
Foto:
Michael
Gründel
Autor:
Cornelia Achenbach
Themenlisten:
L.05.22K. Katharinenviertel allgemein
L.05.22HT. Heger-Tor-Wall « L.05.22K. Katharinenviertel allgemein
L.05.22SL. Lotterstr « L.05.22K. Katharinenviertel allgemein