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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Fahrverbot für Dieselautos?
 
Stadt Osnabrück hält nichts von Fahrverboten für Diesel
Zwischenüberschrift:
Grüne begrüßen Hendricks-Vorstoß – Fachbereichsleiter Gerdts hält Vorschläge aus Berlin für nicht praktikabel
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Dieselmotoren tragen maßgeblich zur hohen Stickoxidbelastung der Stadtluft bei. Der Vorstoß von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks, Fahrverbote für Diesel zu erlassen, stößt in Osnabrück allerdings auf ein geteiltes Echo.

Osnabrück. Sollen Dieselautos in kritischen Wetterlagen aus der Innenstadt ferngehalten werden? Der Vorschlag von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) bringe in der Praxis nichts, meint Detlef Gerdts vom Fachbereich Umwelt und Klimaschutz. Wirksam sei allein eine drastische Verkehrsverringerung.

Die Osnabrücker Grünen begrüßen den Vorstoß des Umweltministeriums. NO2 ist giftig und gefährdet die Gesundheit vor allem von Kranken, Kindern und Alten, also der schwächsten Verkehrsteilnehmer″, heißt es in einer Pressemitteilung der Ratsfraktion. Als letztes Mittel″ seien Fahrverbote angebracht. Kommunen müssten endlich in die Lage versetzt werden, die schlimmsten Luftverschmutzer von der Straße zu verbannen, meint Ratsherr Volker Bajus.

Fachbereichsleiter Detlef Gerdts sieht das anders. Autos mit Dieselmotoren bei kritischen Wetterlagen von bestimmten Strecken auszuschließen sei kaum möglich. Das Problem beginne schon bei der Definition der Wetterlage. Stickstoffdioxid sei weniger abhängig von der meteorologischen Situation als zum Beispiel Feinstaub. Das Wetter tauge deshalb kaum als Begründung.

Ebenso schwierig sei die Kontrolle. Die Autos müssten angehalten werden, doch das dürfe nur die Polizei. Und die sei auf diese Aufgabe nicht vorbereitet. Verstöße gegen die Plakettenpflicht um die 1000 pro Jahr nehme das OS-Team auf, doch das dürfe nur den ruhenden Verkehr kontrollieren. Gerdts wirft die Frage auf, ob ein Fahrverbot für alle Dieselautos gelten sollte also auch für die mit den weniger Schadstoff emittierenden Euro-6-Motoren. Und er gibt gleich selbst die Antwort: Dann gäbe es sofort eine Diskussion über die Verhältnismäßigkeit.″

Die Folge wäre eine große Zahl von Ausnahmegenehmigungen mit entsprechendem bürokratischen Aufwand, meint der Fachbereichsleiter. Keine Chance sieht er auch für eine Regelung, bei der abwechselnd Autos mit gerader und ungerader Nummer fahren dürfen. Es gebe genug Beispiele, ein solches System zu unterlaufen. Außerdem würden Autos mit Elektro- oder Erdgasantrieb ebenfalls ausgeschlossen.

Die einzige Lösung für eine wirksame Schadstoffverringerung sieht Gerdts in einer konsequenten Verkehrsreduzierung und einer Förderung von Elektromobilität, Rad- und Busverkehr.

Gegen die vorgeschlagenen Fahrverbote hat sich inzwischen auch der niedersächsische Verkehrsminister Olaf Lies ausgesprochen.

Auch die neuen Dieselmotoren stoßen zu viel NO2 aus

Dass es in Osnabrück zu massiven Überschreitungen der Stickstoffdioxidwerte kommt, wird auf die Hintergrundbelastung und die Dieselabgase zurückgeführt.

Eine Entstickung der Kohlekraftwerke ist in den nächsten Jahren vorgesehen. Ein großer Anteil der Stickoxide wird der Landwirtschaft zugerechnet.

In Städten wie Osnabrück kommen die Schadstoffe aus den Auspuffrohren dazu. Untersuchungen nach dem VW-Skandal haben ergeben, dass selbst moderne Dieselmotoren die Grenzwerte für NO2 um das Siebenfache überschreiten. Bei Neufahrzeugen mit Euro-6-Zulassung sind die Unterschiede immer noch gravierender. Ein Benziner stoße während der Fahrt nur ein Drittel der Stickoxide aus, die ein Diesel auf dem Prüfstand emittiere, rechnet Fachbereichsleiter Detlef Gerdts vor. Schuld daran sei die Automobilindustrie mit ihren Abschalteinrichtungen. Fachleute erwarten, dass sich die Luft in den Großstädten bei einem gleichbleibenden Verkehrsaufkommen erst in 15 bis 20 Jahren verbessern wird.

Kommentar:

Pfui, Diesel!

Wer sich heute noch einen Diesel kaufen will, sollte die Stadt freiwillig meiden. Nach allem, was wir wissen, vergiften selbst moderne Selbstzünder die Atemluft an den viel befahrenen Innenstadtstraßen auf unerträgliche Weise. Wo die Industrie die Öffentlichkeit täuscht und der Staat die Augen zudrückt, könnte ja die Verantwortung der Autofahrer größeren Schaden verhindern. Es muss ja nicht gleich ein Fahrverbot sein.

Nur drei Liter auf 100 Kilometer! Das war vor 15 Jahren sensationell und nur mit einem Diesel zu schaffen. Mit Legenden wie der vom Niedrigenergiefahrzeug wurde dem modernen Selbstzünder ein Umweltmythos angedichtet. Und der deutsche Autofahrer verlor nach und nach die Scheu vor dem lange Zeit als Bauernschleuder verfemten Antrieb. Die Kampagne zeigte Wirkung, auch in Osnabrück. Fast jeder zweite neu zugelassene Wagen ist mittlerweile ein Diesel. Mit der Folge, dass die Stadtluft mit ihrem Übermaß an Stickoxiden zur Gefahr für die Gesundheit wird.

Aus diesem Grund wäre es eigentlich konsequent, Dieselfahrzeuge aus dem Zentrum herauszuhalten. Ein Fahrverbot ist allerdings kontraproduktiv, so lange es sich nicht kontrollieren lässt. Aber wer sich heute einen Diesel kauft, sollte sich nicht sicher sein, dass er damit morgen noch in die Stadt fahren darf.
Autor:
rll
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