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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Blattlaussekret ist schlimmer als rutschiges Laub
Zwischenüberschrift:
59-jähriger Mann nach Sturz auf Gehweg wochenlang arbeitsunfähig – Stadt lehnt Haftung ab
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Bei Schnee und Eis wäre ihm das nicht passiert, aber im Sommer erwischte ihn die Glätte eiskalt: Einen 59-jährigen Mann brachten die Blattläuse auf dem rutschigen Gehweg zu Fall. Fünf Wochen musste er krankgeschrieben werden. Sein Chef macht jetzt die Stadt dafür verantwortlich.

Das rote Klinkerpflaster auf den Gehwegen der Weißenburger Straße ist schon manchen Fußgängern zum Verhängnis geworden. Eine Postbotin sei schon mehrfach böse gestürzt, sagt Uwe Reinink, der Inhaber von UN Gerätebau, einem kleinen Unternehmen, das sich auf Messtechnik spezialisiert hat. Seine Mitarbeiter und er sind deshalb schon sensibilisiert, dass erhöhte Vorsicht angebracht ist.

Ärgerlicher Chef

Auch Volker Bei der Kellen, der seit zwei Jahren im Betrieb arbeitet, weiß das. Aber am 22. August wurde dem 59-jährigen Elektroniker der Honigtau zum Verhängnis, ein Sekret, das die Blattläuse in großen Mengen absondern, wenn es warm ist. Autofahrer kennen das, wenn sich der klebrige Film auf Lack und Scheiben absetzt. Bei einsetzendem Regen bildet der Honigtau einen Film, glatt wie Schmierseife, und der blank polierte Klinker wird zur Rutschbahn.

Volker Bei der Kellen erwischte es beim Absteigen vom Rad. Er stürzte auf die Hüfte und erlitt einen dicken Bluterguss, der aufgeschnitten werden musste. Fünf Wochen lang musste er seiner Arbeit fernbleiben. Für seinen Chef Uwe Reinink eine ärgerliche Sache. Er wandte sich an die Stadt, die für die Gehwege zuständig ist. Seit er die Antwort bekommen hat, ist er noch ärgerlicher.

Der Brief aus dem Rechtsamt liest sich wie ein Standardschreiben. Die Überprüfung habe ergeben, dass
sich der Gehweg in einem guten baulichen Zustand″ befindet. Das Klinkerpflaster entspreche den Anforderungen über den Rutschwiderstand von Pflaster und Plattenbelägen für den Fußgängerverkehr.

Und dann folgt der Satz, der Reinink auf die Palme bringt: Sollte der geschilderte Unfall auf Laubansammlungen zurückzuführen sein, ist von einem Eigenverschulden Ihres Mitarbeiters auszugehen.″

Natürlich war es kein Laub, da hatte wohl jemand die Beschwerde nicht richtig gelesen. Es folgen weitere Sätze, die so klingen, als wären sie von realitätsentrückten Juristen in stickigen Amtsstuben formuliert worden. Es entspreche allgemeiner Lebenserfahrung, dass Laubansammlungen mangelnde Trittfestigkeit hervorrufen können″. Ein sorgfältiger Verkehrsteilnehmer habe sich auf diesen jährlich wiederkehrenden Umstand einzustellen. Unter diesen Umständen, so schließt die Mitarbeiterin des Rechtsamts, sehe sie zu ihrem Bedauern keine Möglichkeit, Schadenersatz zu leisten.

Reinink fühlt sich von der Stadt nicht ernst genommen. Laubansammlungen hatten keine Rolle gespielt, der Unfall war ja mitten im Sommer passiert. Weil das Rechtsamt auf die Tücken des Honigtaus nicht eingeht, hat unsere Redaktion nachgefragt, wie die Stadt mit diesem Rutschrisiko umzugehen gedenkt. Die Pflasterung in der Weißenburger Straße sei 2008 erstellt worden, schreibt Pressesprecher Sven Jürgensen.

Probleme mit dem Blattlaussekret gebe es aber auch bei noch älteren Pflasterungen. Es lasse sich nun einmal nicht vermeiden, dass die Beeinträchtigungen durch Blattläuse an Fahrzeugen oder Wegebelägen unter den Wirtspflanzen alljährlich wiederkehren″. Immerhin: Bei Neupflasterungen will die Stadt in Zukunft dort, wo mit Blattläusen zu rechnen ist, noch mehr Sorgfalt″ auf die Wahl des passenden Materials verwenden. Noch mehr Sorgfalt? Da bleibt Uwe Reinink das Lachen im Hals stecken.

Bildtext;
Fünf Wochen krankgeschrieben, weil er auf dem glatten Klinker gestürzt ist: Die Stadt übernimmt keine Haftung für das rutschige Pflaster an der Weißenburger Straße im Stadtteil Westerberg.

Foto: Swaantje Hehmann
Autor:
rll


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