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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Hoffnungsschimmer für Landwirte
Zwischenüberschrift:
Bauernverband verzeichnet weiter sinkende Einnahmen – Preise ziehen teils wieder an
Artikel:
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Originaltext:
Wie viel die heimischen Bauern für Milch oder Weizen bekommen, hängt längst an schwankenden globalen Märkten. Nach düsteren Vorzeichen im Sommer hellen sich die Aussichten für manche Agrarsparten wieder auf.

Berlin. Die Krisenmonate 2016 stecken den deutschen Landwirten tief in den Knochen. Wir müssen in der wirtschaftlichen Situation vorsichtig sein″, sagt Bauernpräsident Joachim Rukwied denn auch am Dienstag bei seiner jährlichen Branchenbilanz. Ja, die abgestürzten Weltmarktpreise für Milch und einige andere Produkte beginnen sich nach monatelangem Tief zu erholen. Von einer echten Trendwende wollen wir aber nicht sprechen″, warnt der oberste Landwirt. Vorerst heißt es für viele Höfen weiter, sich finanziell über Wasser zu halten. Dabei scheinen zumindest einige Lichtblicke für 2017 auf.

Dass die Gewinne nun das zweite Jahr in Folge gesunken sind, schlägt in vielen Betrieben hart ins Kontor. Um acht Prozent schmolzen die Unternehmensergebnisse nochmals zusammen. Das entspricht jetzt einem Monatseinkommen von ungefähr 2300 Euro brutto je Landwirt, wie der Bauernverband erläutert. Davon sind auch noch Investitionen zu finanzieren . Denn die Preise, die die Bauern erzielen konnten, sind auf breiter Front eingebrochen, wie Rukwied auflistet: Bei Milch minus 17 Prozent im Vergleich zum Wirtschaftsjahr zuvor, bei Ferkeln und Brotweizen minus 9 Prozent.

Deutlich wird nun auch wieder, wie sehr die Branche mittlerweile an internationalen Entwicklungen hängt. Hauptgrund der niedrigen Preise an den Hoftoren waren gesunkene Weltmarktpreise, die sich wiederum nach der globalen Balance von Angebot und Nachfrage richten. Jetzt stützen anziehende Exporte den Markt, da zum Beispiel in China wieder mehr Schweinefleisch und Milchprodukte gekauft werden. Der Bauernverband wirbt denn auch für die generell umstrittenen Exporte: Zwar würden nur fünf Prozent der Produkte jenseits der EU ausgeführt, dies sei für die Preise aber nicht zu unterschätzen. Auch Japan oder Südkorea böten noch ein größeres Potenzial, analysiert Rukwied.

Die Milchbauern, die im Sommer besonders im Fokus standen, spüren denn auch schon wieder erste Besserung. Die einst teils unter die Schwelle von 20 Cent gesunkenen Erzeugerpreise liegen nun im Schnitt wieder bei 32 Cent je Liter um die Kosten zu decken, gelten meist mindestens 35 Cent als notwendig. Krisenresistenter als alle anderen zeigten sich aber einmal mehr die Öko-Bauern, die ihre Gewinne auch dank zusätzlicher EU-Förderprämien um mehr als 20 Prozent steigern konnten. Allerdings gelang es ihnen auch, sich vom globalen Trend abzukoppeln und am deutschen Markt stabile Preise durchzusetzen.

Weitere Berichte aus der Agrarbranche auf der Themenseite noz.de/ landwirtschaft

Bildtext:
Rübenernte in Niedersachsen: Die Einnahmen der Bauern sind im abgelaufenen Wirtschaftsjahr erneut gesunken.

Foto:
dpa

Kommentar:

Reise ohne Umkehr

Von Dirk Fisser

Die Forderungen nach besseren Haltungsbedingungen für Tiere sind zwar berechtigt. Ihre Umsetzbarkeit ist aber auch an eine Bedingung gekoppelt: dass die Einnahmen der Bauern ausreichen, um den gesellschaftlichen Wertewandel in neue Haltungsbedingungen zu übersetzen.

Mit Brutto-Einkünften von 2300 Euro im Monat ist das nicht möglich. Durchschnittlich wohlgemerkt, was wiederum heißt, dass auf vielen Höfen noch deutlich weniger Geld zur Verfügung steht. Wenn kaum etwas zum Leben übrig bleibt, dann ist mit Sicherheit kein Spielraum für Investitionen.

Da hilft der Verweis auf die stabile Einnahmesituation in der Öko-Landwirtschaft nicht weiter. Zum einen kostet die Umstellung zunächst einmal Geld, das vielen konventionellen Betrieben derzeit fehlt. Zum anderen werden auch hier zwangsläufig die Preise sinken, wenn das Angebot steigt.

Die Erkenntnis aus dieser Krise lautet doch: Die Branche hat sich in eine Abhängigkeit vom Weltmarkt begeben, von der es kein Zurück mehr gibt. Jahrelang hat die Landwirtschaft damit gut gelebt, die Schattenseiten mit Überproduktion und verstopften Märkten sind nun umso dunkler.

Die Konsequenz einer Abkehr von der forcierten Exportorientierung wäre ein noch dramatischeres Höfesterben. Und weniger Geld für die Verbesserung der Haltungsbedingungen.
Autor:
dpa, Dirk Fisser


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