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1.
Erscheinungsdatum:
13.12.2016
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
„Einsteigen! Mal ein bisschen dalli!″
Zwischenüberschrift:
Vor 75 Jahren wurden die ersten Osnabrücker Juden deportiert
Artikel:
Originaltext:
Am
13.
Dezember
1941
begann
für
die
verbliebene
jüdische
Bevölkerung
Osnabrücks
der
Holocaust.
Osnabrück.
Bis
dahin
hatte
sie
„
nur″
unter
willkürlichen
Verhaftungen,
Entrechtung
und
Enteignung
zu
leiden
gehabt.
Vor
75
Jahren
setzte
sich
für
34
Osnabrücker
Juden
der
erste
Zug
ohne
Rückfahrkarte
nach
dem
Osten
in
Bewegung:
der
sogenannte
„
Bielefelder
Transport″.
Diesen
Namen
trägt
er,
weil
Juden
aus
den
Regierungsbezirken
Osnabrück
und
Münster
zunächst
nach
Bielefeld
geschafft
wurden.
Hier
hängte
man
ihre
Waggons
an
einen
größeren
Sammeltransport
an,
mit
dem
zwischen
1000
und
1500
Menschen
in
das
Getto
Riga
verschleppt
wurden.
Nur
ganz
wenige
überlebten
die
Vernichtungslager
und
die
mörderischen
Lebensbedingungen.
Isoliert
in
Judenhäusern
Zu
Beginn
der
Naziherrschaft
umfasste
die
jüdische
Gemeinde
Osnabrücks
noch
435
Seelen.
Aufgrund
der
einsetzenden
Diskriminierungen
halbierte
sich
bis
1936
ihre
Zahl
durch
Auswanderungen.
Die
„
Reichskristallnacht″
1938
brachte
einen
weiteren
Schub
in
der
Vertreibung
sowie
Verhaftungen,
sodass
zu
Kriegsbeginn
kaum
mehr
als
100
Juden
in
der
Stadt
lebten.
Ihre
Situation
entwickelte
sich
immer
dramatischer.
Sie
wurden
von
der
übrigen
Bevölkerung
isoliert
und
in
wenigen
„
Judenhäusern″
zusammengesperrt,
wo
die
Gestapo
sie
noch
besser
unter
Kontrolle
hatte.
Ab
September
1941
mussten
sie
den
gelben
Judenstern
tragen.
Mitte
November
1941
erhielten
40
bis
50
Osnabrücker
Juden
die
Nachricht,
sich
am
13.
Dezember
zur
„
Evakuierung″
nach
Riga/
Lettland
bereitzuhalten.
Jede
Person
durfte
50
Kilogramm
Großgepäck
wie
Matratzen,
Wolldecken,
Kanonenofen,
Handwerkszeug,
Kochtopf
und
Waschgeschirr
mitnehmen.
Tatsächlich
sahen
die
Menschen
ihr
separat
verladenes
Hab
und
Gut
nie
wieder.
Die
relativ
„
großzügige″
Gepäck-
Freigrenze
diente
nur
dazu,
den
Anschein
zu
erwecken,
dass
eine
Umsiedlung
mit
Aufbau
einer
neuen
Existenz
bevorstehe.
Martina
Sellmeyer
und
Peter
Junk
schreiben
in
ihrem
Standardwerk
über
das
Schicksal
der
Osnabrücker
Juden
„
Stationen
auf
dem
Weg
nach
Auschwitz″,
dass
nach
Augenzeugenberichten
die
Betroffenen
zumindest
bei
dieser
ersten
Deportation
an
eine
echte
Umsiedlung
glaubten.
Nach
der
amtsärztlichen
Untersuchung
auf
„
Transport-
und
Haftfähigkeit″
blieben
von
den
ursprünglich
angeschriebenen
noch
34
Personen
übrig.
Am
11.
Dezember
wurde
das
Gepäck
abgeholt.
Einen
Tag
später
brachte
die
Gestapo
die
für
den
Transport
vorgesehenen
Juden
in
die
Turnhalle
der
Pottgrabenschule,
wo
bereits
477
weitere
aus
dem
gesamten
Gestapobezirk
Osnabrück
mit
Omnibussen
Herangekarrte
versammelt
waren.
Sie
hausten
auf
Strohlagern.
Die
Pottgrabenschule
war
aus
gutem
Grund
als
Sammelplatz
ausgewählt
worden.
Von
dort
war
es
nur
ein
kurzer
Marsch
zum
Bahnhof,
sodass
die
Deportationen
kaum
öffentlich
auffielen.
Was
die
Osnabrücker
Bevölkerung
davon
mitbekam,
ist
unklar.
Sellmeyer/
Junk
kommen
zu
dem
Ergebnis:
„
Wer
wissen
wollte,
konnte
wissen.″
Am
Morgen
des
13.
Dezember
brachte
man
die
Juden
zur
Bahn.
Ein
Sonderzug,
der
bereits
mit
400
Juden
aus
dem
Gestapobezirk
Münster
belegt
war,
lief
ein.
Man
pferchte
die
Osnabrücker
hinzu.
Um
15
Uhr
rollte
der
Zug
im
Hauptbahnhof
Bielefeld
ein.
Hier
stiegen
weitere
420
Juden
aus
Bielefeld
und
Umgebung
in
die
bereitgestellten
Personenwagen
dritter
Klasse
ein.
Ohne
Verpflegung
Der
Überlebende
Ewald
Aul
berichtete
später:
„
In
der
ganzen
Zeit,
unterwegs
waren
wir
drei
bis
vier
Tage,
gab
es
weder
etwas
Verpflegung
noch
etwas
zu
trinken.
In
Skivotava
(dem
Vorort-
Güterbahnhof
von
Riga)
jagte
uns
die
SS
mit
schweren
Stöcken
und
Eisenstangen
aus
den
Waggons
und
den
langen
beschwerlichen
Weg
nach
Riga
vor
uns
her.″
Angehörige
der
Osnabrücker
Familien
Abraham,
Aul,
Blach,
Gottschalk,
Grünberg,
Grynblatt,
Heimbach,
Katz,
Krause,
Lieblich,
Löwenstein,
Münz,
Pelz,
Schoeps,
Stern
und
Wexseler
gehören
zu
den
Opfern
des
ersten
Transports
nach
Riga.
Einige
wurden
aufgrund
körperlicher
Gebrechen
gleich
nach
der
Ankunft
ermordet.
Andere,
wie
Ewald
Aul,
wurden
zur
Zwangsarbeit
eingesetzt
und
mussten
Baracken
für
neue
Häftlinge
bauen
oder
Massengräber
ausheben.
Nur
sechs
Osnabrücker
überlebten
die
Deportation
nach
Riga
und
die
sich
anschließenden
KZ-
Aufenthalte.
Bildtext:
Deportation
ins
Getto
Riga:
Vor
75
Jahren
setzt
sich
der
„
Bielefelder
Transport″
nach
Osten
in
Bewegung.
Da
viele
Juden
an
eine
echte
Umsiedlung
glaubten,
ist
in
einigen
Gesichtern
eine
Art
Vorfreude
zu
sehen.
Foto:
Stadtarchiv
Bielefeld
Autor:
Joachim Dierks