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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Justus Möser als Pionier der Lokalpresse
Zwischenüberschrift:
Festvortrag im Rathaus mit dem Bremer Historiker und Germanisten Holger Böning
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Mit welcher Intention und in welcher Form haben Justus Mösers Wochenblätter vor 250 Jahren das Pressewesen der Stadt eingeleitet? Diesen Fragen ging der Bremer Historiker und Germanist Holger Böning am Sonntag im Friedenssaal des Rathauses nach.

In der seit 30 Jahren von der Stadt und der Justus-Möser-Gesellschaft bestehenden Reihe von Festvorträgen zum Geburtstag des Osnabrücker Staatsmanns und Schriftstellers verwies er auf die im Oktober 1766 erstmals erschienenen Wöchentlichen Osnabrückischen Anzeigen″. Sie seien nicht nur zu den bedeutendsten publizistischen, sondern auch literarischen Erscheinungen des 18. Jahrhunderts zu zählen. Denn Möser hatte sie auch als Plattform genutzt, um jene Gedanken zu äußern, die er später als Patriotische Fantasien″ veröffentlichte.

Wahrhaft nützlich

Darüber hinaus wollte er das erste Osnabrücker Intelligenzblatt″ aber auch als wahrhaft nützliche Zeitung″ verstanden wissen, die sich zugunsten einer funktionierenden Öffentlichkeit in den Dienst der Leser″ stellt, fasste Böning Mösers publizistische Vorreiter-Rolle als Anwalt praktischer Vernunft″ zusammen. Nah am Alltag″ habe Möser mit seinem Blatt zum einen den gemeinen Mann″ über dessen Rechte und Pflichten informieren, zum anderen aber auch eine breite gemeinnützig-ökonomische Volks-Aufklärung″ auf der Basis von Vernunft und Erfahrung betreiben wollen. Das Urteil Lichtenbergs, der den Periodika für die laut Möser Stadt hinter dem Berge″ attestierte, zugleich Blätter für die Welt″ zu sein, spreche für den Erfolg dieses Anliegens. Als Anerkennung aus berufenem Munde Goethes zeitgenössische Charakterisierung Mösers als vollkommener Geschäftsmann″, der zum Volke in Wochenblättern″ spreche.

Dabei orientierten sich gerade die Osnabrückischen Anzeigen″ wie kaum ein anderes damaliges Intelligenzblatt″ im steten Dialog mit dem Leser an lokalen Besonderheiten und Bedürfnissen. Sie standen für eine kontroverse Auseinandersetzung über staatliche Regelungen, die im Alltagsleben unmittelbar spürbar waren″, führte Böning aus.

Möser selbst habe dabei nach eigenen Worten den Lesern zum Nutzen und Vergnügen″ Neuigkeiten zeitig und zuverlässig bekannt″ machen und dabei Juristenkauderwelsch″ in gewöhnliche Menschensprache″ übersetzen wollen. Sein kombiniertes Nachrichten- und Anzeigenblatt diente als so informatives wie praktisches Hilfsmittel für das bürgerliche Gesellschaftsleben und dessen Selbstverständigung. Vergleichbar mit dem heutigen Internet habe es Angebot und Nachfrage zusammengebracht in einer Zeit allerdings, als das Wahre und Nützliche noch Mode war.

Über den Tellerrand

Böning erinnerte an den Umstand, dass die ursprüngliche Bedeutung und Funktion eines lokal verankerten, aber auch über den regionalen Tellerrand blickenden Intelligenzblattes″ in der heutigen, schnelllebigen und mit dem Wort postfaktisch″ trefflich beschriebenen Zeit zusehends verloren geht. Möser hingegen habe einen praxisorientierten, pragmatischen Ansatz gewählt, der sich gegen jedwede bloße Spekulation″ allein der empirisch belegten, gewussten Wahrheit verpflichtet sah. Gerade deshalb scheint die Erinnerung an diesen Publizisten des 18. Jahrhunderts notwendiger denn je.

Bildtext:
Praktische Aufklärung: Professor Holger Böning (mit blauer Krawatte) referierte im Friedensaal des Rathauses kenntnisreich über Mösers Intelligenzblatt Wöchentliche Osnabrückische Anzeigen″.

Foto:
Hermann Pentermann
Autor:
mali


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