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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
„Wir müssen Autofahrern den Raum wegnehmen″
Zwischenüberschrift:
Polit-Talk „Radmobil in der Stadt″ – Abbiegeverbot für Lkw?
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Den Autofahrern muss zugunsten der Radfahrer mehr Raum genommen werden darin waren sich die Teilnehmer des Polit-Talks Radmobil in der Stadt″ am Dienstagabend weitgehend einig .

Eingeladen zu der Diskussion in den KME-Räumen an der Knollstraße hatte die Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundlicher Kommunen Niedersachsen/ Bremen (AGFK). Daran teil nahmen Stadtbaurat Frank Otte, der Osnabrücker Fahrradblogger Daniel Doerk, Burkhard Stork, Bundesgeschäftsführer des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC), Jens Meier (Grüne) sowie die Ratsfraktionsmitglieder Susanne Hambüger dos Reis (SPD) und Sven Schoppenhorst (CDU).

Mehr Menschen bekämen die Städte nur auf das Rad, wenn sie sich darauf sicher fühlten, sagte Stork in seinem einleitenden Vortrag vor kleinem Publikum. Allerdings fühlen sich nur drei Prozent der Radfahrer in Deutschland sehr sicher″, wie aus dem Fahrrad-Monitor 2015 hervorgeht.

Um das zu ändern, müsse man Auto- und Lkw-Fahrern mehr Platz nehmen . „ In engen Innenstädten ist genug Platz. Man muss nur den Mut haben, die Autos herauszuschmeißen″, sagte Stork.

Viele unnötige Fahrten

Wenn die unnötigen Fahrten wegfallen, dann haben wir auch den Raum für die Autofahrer, die ihn brauchen″, sagte Otte. Wir müssen Autofahrern den Raum wegnehmen″, forderte auch der Stadtbaurat übrigens nicht zum ersten Male. Dadurch würden mehr Menschen auf das Rad umsteigen.

Bei der Sperrung der Großen Straße sei das Geschrei damals auch groß gewesen. Niemand würde dort heute noch Autos sehen wollen, sagte Otte. Susanne Hambürger dos Reis (SPD) sagte, man dürfe die Menschen aber nicht zwingen. Wir müssen die Leute mitnehmen.″ Doerk ergänzte: Wir dürfen nicht in einen Verdrängungsprozess reinkommen. Es geht auch zusammen nur baulich getrennt.″

Wiederholt kam der Wall zur Sprache, auf dem die Schutzstreifen für Radfahrer nur so breit seien wie die an Bahnsteigen, beklagte Doerk. Dabei spielten sie eine große Rolle für das subjektive Sicherheitsempfinden, unterstrich Meier . „ Der Wall ist richtig schlecht″, sagte er. Um die Situation für Radler zu verbessern, müsste eine Autospur wegfallen ein Tabu in Osnabrück. Dabei wäre das ein starkes Symbol″, sagte Meier. Sein Vorwurf in Richtung Schoppenhorsts und der CDU : „ Sie sind nicht alle eingefleischte Autofahrer, aber Sie machen für sie Politik.″

Schoppenhorst muss sich in der Tat recht einsam auf dem Podium gefühlt haben, wenngleich auch von ihm Töne kamen, die einigen seiner Fraktionskollegen sicherlich nicht gefallen dürften. Wir haben in Osnabrück einiges zu tun, um den Radverkehr zu steigern und sicherer zu machen″, sagte der Polizist. Auch mir ist der Wall zu unsicher″, und seiner zehnjährigen Tochter habe er verboten, ihn zu befahren. Beim Bau neuer Straßen müsse die Stadt in Erwägung ziehen, Parkflächen und - streifen zu reduzieren. Aber Fahrspuren streichen? Das ging Schoppenhorst dann doch zu weit. Dann bricht der Verkehr zusammen.″ Doerk widersprach: Aber dann steigen auch mehr auf das Rad, das nimmt den Druck raus.″

Abbiegeverbot für Lkw

Otte sagte, den Lkw müsse an großen Kreuzungen auf dem Wall und typischen Ausweichrouten in der Stadt das Rechtsabbiegen nach mehreren tödlichen Unfällen mit Radfahrern verboten werden. Nur so könne der Lkw-Durchgangsverkehr aus der Stadt verbannt werden, der nicht in die Stadt gehört″. Die Verwaltung prüfe gerade, inwieweit Lkw auf dem Wall künftig nur noch links abbiegen dürften. Hambürger dos Reis sagte, der Lkw-Verkehr müsse raus aus der Stadt.

Vor der Diskussionsrunde hatte Stork Bilder aus anderen Städten wie Paris gezeigt, wo kürzlich eine Stadtautobahn ersatzlos gestrichen wurde zugunsten der Radfahrer und Fußgänger. Ich weiß, dass IHK und Handwerkskammern bei solchen Bildern immer Schnappatmung kriegen″, sagte er . Doch die Erfahrungen zeigten: Es funktioniert, denn viele fahren Auto, nicht weil sie es müssen.″ 50 Prozent der Fahrten in Deutschland seien kürzer als fünf Kilometer. Staus entstünden wegen so vieler schwachsinniger Autofahrten″. In großen Städten betrage die Durchschnittsgeschwindigkeit 10 bis 15 Stundenkilometer wie auch bei Radfahrern.

Eine Verkehrspolitik der Verdrängung des Autos schwächt die Stadt und führt in eine Sackgasse″, teilte hingegen Eckhard Lammers, Geschäftsführer der IHK Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim, gestern mit. Die IHK begrüße aber das Lkw-Rechtsabbiegeverbot.

In einem Punkt waren sich alle einig: Die Osnabrücker werden nur dann auf das Rad umsteigen, wenn die Angebote stimmen. Dazu zählten mehr Sicherheit, mehr Platz für Radwege, mehr Abstellmöglichkeiten, womöglich ein Park-and-Ride-Angebot, mehr Bahnhalte für Pendler und Besucher, Radschnellwege, ein Winterdienst, der die Radwege säubert, statt den Schnee daraufzuschaufeln.

Osnabrück will den Radverkehrsanteil bis 2030 auf 30 Prozent erhöhen – „ das erfordert konsequentes Handeln″, sagte die Journalistin Andrea Reidl, die durch den Abend geführt hatte.
Autor:
Jörg Sanders


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