User Online: 1 |
Timeout: 22:42Uhr ⟳ |
Ihre Anmerkungen
|
NUSO-Archiv
|
Info
|
Auswahl
|
Ende
|
A
A
A
Mobil →
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Themen ▾
Baumschutz (112)
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) (360)
Die Arbeit der Stadtgaertner seit 1891 (975)
Die Hase und ihre Nebengewaesser (3007)
Gartenprojekte (22)
Klimageschichte (seit 1874) (162)
Konflikte um Kleingarten (25)
Konversionsflaechen (245)
Kooperation Baikal-Osnabrueck (25)
Umweltbildungszentrum(UBZ)1997-2018 (108)
Verein für Ökologie und Umweltbildung Osnabrueck (324)
Suche ▾
Einfache Suche
Erweiterte Suche
Listen ▾
Orte in Osnabrück
Themen zu Umwelt und Nachhaltigkeit
AkteurInnen
Bildung
Auswahllisten für wichtige Themen (im Aufbau)
Erscheinungsdatum (Index)
Ergebnis
Merkliste ▾
Merkliste zeigen
Merkliste löschen
Datensätze des Ergebnis
Suche:
Auswahl zeigen
Treffer:
1
Sortierungen:
Datum vorwärts
Datum rückwärts
1.
Erscheinungsdatum:
30.11.2016
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
„Zum Nutzen und Vergnügen″
Zwischenüberschrift:
Heiko Schulze auf Streifzug durch 250 Jahre Osnabrücker Zeitungsgeschichte
Artikel:
Originaltext:
Der
Osnabrücker
Historiker
und
Autor
Heiko
Schulze
ist
tief
in
das
Pressewesen
seiner
Heimatstadt
eingetaucht.
Anlass
ist
das
Vierteljahrtausend,
das
seit
dem
ersten
Erscheinen
von
Mösers
„
Wöchentlichen
Osnabrückischen
Anzeigen″
am
4.
Oktober
1766
vergangen
ist.
Osnabrück.
Im
Vortragssaal
der
Volkshochschule
stellte
Schulze
sein
Werk
jetzt
vor.
Das
steckte
zwar
noch
in
der
Druckerei
fest,
aber
die
Titelseite
hatte
Schulze
schon
einmal
zur
Ansicht
mitgebracht.
Sie
zeigt
einen
Zeitungszusteller
mit
seinem
Lastenfahrrad
auf
Tour.
Auf
dem
Transportkasten
ist
„
Osnabrücker
Zeitung″
zu
lesen.
Was
der
gute
Mann
mit
halb
amtlicher
Schirmmütze
darin
befördert,
ist
der
Zeitungstitel,
der
von
1871
bis
1937
im
Verlagshaus
Kisling
am
Neumarkt
erschien
und
einen
der
drei
Vorläufer
der
„
Neuen
Osnabrücker
Zeitung″
darstellt.
Die
Kisling′sche
Druckerei
hatte
aber
auch
schon
vorher
ihre
Finger
im
Spiel.
Damals
noch
in
der
Großen
Hamkenstraße
17,
druckte
Johann
Wilhelm
Kisling
ab
1766
Mösers
wöchentliche
Anzeigen
und
war
somit
Geburtshelfer
von
Osnabrücks
erster
Lokalzeitung.
Deren
Vater
hieß
Justus
Möser.
Der
erste
Redakteur
der
Stadtgeschichte
war
Jurist,
Literat,
Historiker
und
so
etwas
wie
der
Regierungschef
im
alten
Fürstbistum.
Dies
umfasste
nur
wenig
mehr
Fläche
als
das
Territorium
des
heutigen
Stadt-
und
Landkreisgebiets.
Der
Kleinstaat
beherbergte
rund
110
000
Seelen,
nur
knapp
7000
davon
lebten
in
Osnabrück.
Die
Auflage
war
bescheiden,
nur
jeder
40.
bezog
das
Blatt.
„
Nützliche
Beylage″
Justus
Möser
gab
sich
nicht
mit
einem
schlichten
Verlautbarungsorgan
zufrieden.
Er
krönte
den
Inserats-
und
Verkündigungsteil
mit
etwas
Besonderem:
einer
„
nützlichen
Beylage″.
Damit
wollte
er
nicht
nur
informieren,
unterhalten
und
belehren.
Er
wollte
vor
allem
diskutieren.
Im
modernen
Mediendeutsch
gesprochen:
Er
postete
persönlich,
ließ
andere
posten
und
wartete
auf
Likes
oder
Dislikes
zum
Regierungshandeln.
In
Gestalt
erfundener
Autorennamen
gab
der
Redakteur
unterschiedliche
Sichtweisen
zu
Problemen
des
Alltags
zum
Besten.
Da
ging
es
zum
Beispiel
um
das
winterliche
Überleben
der
Fische
im
Teich,
um
die
Beschäftigung
von
Gefängnis-
Insassen,
um
die
Wiedereinführung
des
Legge-
Stempels
im
Leinenhandel
oder
um
das
Suchtpotenzial
des
regelmäßigen
Kaffeetrinkens.
Grundlage
der
Kontroversen
bildeten
ausdrücklich
erbetene
Leserzuschriften.
„
Hätte
es
das
‚
Liken′
schon
gegeben,
hätte
kein
Geringerer
als
Dichterfürst
Johann
Wolfgang
von
Goethe
zu
den
,
Gefällt
mir′-
Klickern
des
Osnabrücker
Blattes
gehört″,
knüpfte
Heiko
Schulze
eine
amüsante
Brücke
in
die
digitale
Jetztzeit.
Für
Goethe
war
der
erste
Osnabrücker
Blattmacher
schlichtweg
„
der
herrliche
Justus
Möser″.
Und
auch
Johann
Gottfried
Herder
lobte:
„
Herr
Möser,
der
Verfasser
der
ersten
Deutschen
Geschichte,
hat
viel
Teil
daran,
dass
moralische
Predigten
und
witzige
Langweiligkeiten
fast
gar
nicht
vorkommen.″
Im
„
Überflug″
streifte
Schulze
weitere
Meilensteine
der
Zeitungsgeschichte,
die
zum
Spiegel
nationaler
und
stadtgeschichtlicher
Ereignisse
wurde.
So
die
„
Franzosenzeit″,
als
Osnabrück
für
rund
drei
Jahre
ganz
offiziell
zu
Frankreich
gehörte
mit
der
Konsequenz,
dass
Mösers
Blatt
zweisprachig
erschien.
Napoleons
Russland-
Expedition
endete
desaströs:
Von
25
000
westfälischen
Soldaten
in
der
Grande
Armée
kehrten
nur
800
heim.
Unter
den
Gefallenen
müssen
sich
auch
viele
zwangsrekrutierte
Osnabrücker
befunden
haben.
„
Wie
sich
das
in
der
Lokalpresse
niedergeschlagen
hat,
bedarf
noch
weiterer
Erforschung″,
gab
Schulze
als
Anregung
aus.
Linke
und
Konservative
Und
dann
das
Revolutionsjahr
1848.
Bekennende
Linke
scharten
sich
um
die
Macher
des
„
Osnabrücker
Tageblatts
für
jedermann″.
Das
Blatt
war
das
Organ
des
Märzvereins,
sprach
auch
die
wachsende
Arbeiterschaft
der
Stadt
an
und
transportierte
sozialistische
Ideen.
Prägende
Blattmacher
waren
der
Verleger
Lüdecke,
der
Advokat
Detering
und
die
Lehrer
Rosenthal
und
Noelle.
Und
dann
die
Konservativen
und
Konservativ-
Liberalen:
Sie
gründeten
den
Vaterlandsverein
und
riefen
das
„
Osnabrücker
Volksblatt″
ins
Leben.
Dessen
geistiger
Vater
war
vor
allem
der
langjährige
Bürgermeister
und
zeitweilige
hannoversche
Innenminister
Johann
Carl
Bertram
Stüve.
Schließlich
die
Katholiken:
Sie
fanden
sich
im
Piusverein
zusammen,
der
als
Vorläufer
der
Zentrumspartei
angesehen
werden
kann.
Er
brachte
die
„
Beiträge
zur
Belehrung
und
Erholung″
heraus,
die
besonders
gern
im
katholischen
Umland
gelesen
wurden.
Die
drei
Blätter
begründen
in
Osnabrück
eine
breit
gefächerte
politische
Streitkultur.
Aber
die
zarten
demokratischen
Ansätze
werden
nur
wenige
Jahre
später
„
unter
feudalistischen
Militärstiefeln
zertrampelt″,
wie
Schulze
es
beschreibt.
Pressefreiheit
und
geistiger
Meinungsstreit
nahmen
landauf,
landab
ein
brutales
Ende.
Eine
neue
Epoche
begann
mit
der
Reichseinigung.
Die
katholisch
geprägte
„
Osnabrücker
Volkszeitung″
(ab
1868)
des
Verlegers
Antonius
Fromm,
Kislings
staatstragende
„
Osnabrücker
Zeitung″
(ab
1871)
und
Meinders
&
Elstermanns
unabhängiges
„
Osnabrücker
Tageblatt″
(ab
1884)
stritten
miteinander
um
die
Auflagenhöhe.
Aber
eins
hatten
sie
gemeinsam:
Sie
waren
„
Bleiwüsten″
ohne
Abbildungen
oder
grafische
Auflockerungen.
„
Und
dennoch
wurden
sie
verschlungen,
denn
es
gab
ja
keine
alternativen
Medien,
weder
Rundfunk
noch
Fernsehen″,
so
Schulze.
Im
Ersten
Weltkrieg
herrschte
strikte
Pressezensur,
der
sich
auch
die
sozialdemokratische
„
Osnabrücker
Abendpost″
fügen
musste.
Die
außerordentlich
bewegte
Presselandschaft
der
Weimarer
Republik,
die
Gleichschaltungen
im
Dritten
Reich,
die
Neuanfänge
in
der
Bonner
Demokratie
und
den
Weg
zur
„
Neuen
Osnabrücker
Zeitung″
ab
1967
zeichnet
Schulze
in
seinem
Buch
ebenso
exakt
nach,
wie
er
auch
auf
die
links-
alternativen
Konkurrenzversuche
der
1970er-
Jahre
mit
autobiografischen
Einsprengseln
eingeht.
Sein
Fazit
nach
dem
„
Überflug″:
„
In
weniger
als
der
Hälfte
der
250
Jahre
Osnabrücker
Zeitungsgeschichte
herrschte
so
etwas
wie
Pressefreiheit.
Wenn
wir
uns
in
der
Welt
umgucken,
erkennen
wir,
dass
sie
auch
heute
keineswegs
selbstverständlich
ist.
Meine
Arbeit
ist
mein
Beitrag,
die
Meinungs-
und
Pressefreiheit,
wie
wir
sie
hier
und
jetzt
genießen,
zu
würdigen.″
Stadt
Osnabrück
(Hrsg.)
: „
Zum
Nutzen
und
Vergnügen
–
1766
bis
2016
–
Ein
Streifzug
durch
250
Jahre
Osnabrücker
Zeitungsgeschichte″,
14,
80
Euro
(erhältlich
ab
2.
Dezember)
.
Bildtext:
Autor
Heiko
Schulze
(links)
beim
Rundgang
durch
die
Begleitausstellung
zu
250
Jahren
Osnabrücker
Zeitungsgeschichte
im
unteren
Flur
der
VHS,
die
dort
noch
bis
zum
22.
Dezember
zu
sehen
ist.
Foto:
Joachim
Dierks
Autor:
Joachim Dierks