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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Abriss vor 50 Jahren
Zwischenüberschrift:
Aus dem Hasetorbahnhof wurde 2009 der Bahnhof Osnabrück-Altstadt
Artikel:
Kleinbild
 
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Originaltext:
Vor 50 Jahren verlor Osnabrücks Bahnhofsarchitektur ein gutes altes Stück. Das Empfangsgebäude des Hasetorbahnhofs von 1896 wurde im November 1966 abgerissen und im Folgejahr durch einen anspruchs- und ausdruckslosen Neubau ersetzt.

Osnabrück. Seine Existenz verdankt der Hasetorbahnhof einer Initiative Osnabrücker Kaufleute in der nördlichen Altstadt. Die sahen ihre Felle wegschwimmen, nachdem der Hannoversche Bahnhof 1895 geschlossen worden war und alle Reisenden am neuen Hauptbahnhof weit im Südosten der Stadt ankamen. Die Kaufleute fürchteten eine Konzentration des Verkehrs- und Geschäftsgeschehens in der Neustadt und griffen deshalb zur Selbsthilfe. Unter Anführung des Bäckermeisters Wilhelm Jürgensmann brachten sie 38 000 Mark auf. Die Stadt legte 8000 Mark dazu und spendierte die erforderliche Grundfläche.

Das reichte, um die Bahndirektion zu überzeugen. Sie richtete 1896 einen Haltepunkt am Hasetor ein. Der ermöglichte es den Anreisenden etwa aus dem Emsland oder dem Artland, ab hier auf einem sehr viel kürzeren Weg als vom Hauptbahnhof aus ihren Weg in die Hasestraße und zum Markt zu nehmen. Auch das Theater war schnell erreicht. Spitznamen wie Theaterbahnhof″ und Katholischer Bahnhof″ machten die Runde, denn auch zum Bischof und zum Dom war es nur ein kurzer Fußmarsch.

Das Empfangsgebäude in heimatlicher Fachwerkarchitektur mutete eher wie eine Landgaststätte an. Es war bestens geeignet, das beschauliche Bürgertum mit der modernen Technik zu versöhnen. Eine Bahnhofsgaststätte war baulich vorgesehen, wurde aber zunächst von den Altstadtwirten, die keine neue Konkurrenz haben wollten, verhindert. Acht Jahre später ging es dann doch: Bernhard Hütig bekam die Pacht der Bahnhofswirtschaft zugesprochen.

Die Zeiten und auch die Anforderungen an ein Bahnhofsgebäude änderten sich. 1965 waren sich Stadt und Bahndirektion darin einig, dass der alte Bahnhof zu groß, unzweckmäßig und unansehnlich″ geworden sei. Die Bahn bewilligte einen modernen, wenn auch kleineren Zweckbau″, dessen Bauflucht zwischen drei und fünf Metern zurücksprang, sodass die Stadt den Karlsring verbreitern konnte.

70 Jahre, von 1896 bis 1966, stand das alte Bahnhofsgebäude. Dann fiel es der Spitzhacke zum Opfer. Der Ersatzbau, eröffnet am 18. Januar 1968, hatte keinen Fahrkartenschalter mehr, keine Bahnsteigsperren, keine Gepäckaufbewahrung, und auf den Bahnsteigen schwenkte kein Rotkäppchen″ mehr die Kelle. Zu einem Haltepunkt″ herabgestuft, gaben die Zugführer der täglich 53 hier haltenden Züge sich selbst die Abfahrtsignale. Oberbürgermeister Wilhelm Kelch empfand den neuen Bahnhof als eine schöne Bereicherung des Stadtbildes″.

Doch leider sorgte die Station in den folgenden Jahren häufig für Negativschlagzeilen. Vandalismus, Dreck und Graffiti blieben ein Dauerthema. 2002 kauften die Stadtwerke als Miteigentümer der Nordwestbahn der Bahn-AG das Empfangsgebäude ab. Sie nahmen Geld in die Hand, um ein attraktives Tor zur Stadt″ zu schaffen. Die Bäckerei Grave wurde mit einem neu gestalteten Bistro-Café Ankermieter.

Wie zu den Anfängen vor 120 Jahren waren es wiederum Gewerbetreibende, die für neue Impulse sorgten. Sie machten sich für eine Umbenennung in Osnabrück-Altstadt″ stark. Der neue Name sollte die räumliche Nähe zur historischen Altstadt signalisieren und dadurch mehr Frequenz in die Hasestraße bringen. In öffentlichen Foren war man nicht so begeistert. Eine Mehrheit sprach sich für die Beibehaltung des alten Namens aus. Vielleicht auch, weil sonst der berühmte Witz über den Hasetorbahnhof (siehe nebenstehenden Kasten) nicht mehr funktioniert.

So war es früher:

Berichte aus der Osnabrücker Geschichte auf noz.de/ historisch-os

Serie Zeitreise

Bildtexte:

Gemütlichkeit strahlte der alte Hasetorbahnhof im heimatverbundenen Fachwerkstil aus. Das Empfangsgebäude existierte von 1896 bis 1966.

Bäckerei oder Bahnhof? Der Neubau von 1967 wartet mit anspruchsloser und austauschbarer Architektur auf seit 2009 als Bahnhof Osnabrück-Altstadt″.

Die legendäre Diesellokomotive V 200″ (seit 1968 als Baureihe 220 unterwegs) war 1978, als diese Aufnahme entstand, noch ein häufiger Gast im Hasetorbahnhof. Ihr markantes Design weist sie als Kind der Fünfzigerjahre aus.

In der Nachkriegszeit wurde der Hasetorbahnhof besonders frequentiert, da er im Gegensatz zum Hauptbahnhof unzerstört geblieben war. Das Foto stammt aus dem Band Osnabrück 1945–1955″ von Wido Spratte, Verlag H. Th. Wenner.

Fotos:
Archiv/ Rudolf Lichtenberg , Joachim Dierks, Joachim Behrens A. Wiechmann

Hasetol?

Ein Osnabrücker wollte mit der Bahn nach China reisen. Am Schalter verlangt er: Einmal nach Peking, bitte! Der Bahnbeamte zuckt mit den Schultern. Tut mir leid, wir können Ihnen den Fahrschein nur bis Warschau ausstellen, dort müssen Sie weitersehen.″ Dort angekommen, ergeht es ihm nicht viel besser: Wir können nur bis Moskau durchlösen, kolega, dort wird man ihnen weiterhelfen.″ In Moskau erfährt er: Towarischtsch, nix Peking, hier nur bis Ulan Bator.″ Und erst dort in der Mongolei gelingt es ihm, das Ticket bis Peking zu bekommen. Nach drei Monaten möchte er nach Hause. Auf dem Weg zum Pekinger Großen Bahnhof des Volkes rechnet er schon mit dem Schlimmsten, als er ein Ticket nach Osnabrück verlangt. Doch der Beamte lächelt nur freundlich und fragt: Hauptbahnhof odel Hasetol?
Autor:
Joachim Dierks


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