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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Skandalhaus an der Schinkelstraße
 
Schrottautos, Sperrmüll, Drogen
Zwischenüberschrift:
Wenn der Vermieter weg ist: Die Schinkelstraße 27 in Osnabrück
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Ein Mehrfamilienhaus an der Schinkelstraße verkommt. Schrottautos, Müllhaufen, verdreckte Treppenhäuser: Nach einem Eigentümerwechsel fehlt das Geld, Haus und Hof in Schuss zu halten. Mieter sind wütend.

Schrottautos im Hof, Sperrmüll im Hausflur und ein stinkendes Treppenhaus: Maria Schwenn ist wütend. Die Bewohnerin der Schinkelstraße 27 sieht seit Jahren mit an, wie das Haus verkommt. Von ihrem Schritt an die Öffentlichkeit erhofft sie sich Besserung. Und tatsächlich tut sich nun endlich was.

Osnabrück. Das beigefarbene Haus am Ende der Schinkelstraße fällt sofort ins Auge. Besonders die großen Holzbalkone prägen das Bild des Mehrfamilienhauses. Doch schnell ist auch zu erkennen: Hier hat sich lange niemand mehr gekümmert. Denn so auffällig die Holzanbauten auch sind, sie sind ungepflegt. An der Frontseite ist ein Geländer gebrochen, das Holz ist verwittert, und die Terrassen sind voller Müll.

Der Blick von außen lässt erahnen, wie es im Inneren des Hauses, in dem knapp 40 Mietparteien leben, aussieht. Im Treppenhaus zieren Löcher und Dreck die ehemals weißen Wände, Feuerlöscher werden als Türstopper benutzt und ausrangierte Möbel versperren die Flure. Sie wohnen seit zehn Jahren hier, sagen Maria und Klaus Schwenn. Die vergangenen Monate hätten jedoch Nerven gekostet. Es wird einfach nichts mehr gemacht hier″, sagt Maria Schwenn. Das Haus verkomme.

Wer wohnt denn hier?

Ein Grund, für diese negative Entwicklung sei das Kommen und Gehen″ in der Schinkelstraße 27. Wir wissen überhaupt nicht mehr, wer hier wohnt, wer zu Gast ist und wer nicht″, sagt Schwenn. Alle Wohnungen seien vermietet. Das Haus sei voll. Sogar so voll, dass einige Mieter sich eigene Briefkästen vor die Haustür montiert hätten, weil auf den anderen zu wenig Platz für all die Namen sei. Und viele, die schon lange nicht mehr in dem Mehrfamilienhaus wohnten, hätten ihre Autos einfach dort gelassen abgestellt auf dem Parkplatz hinter dem Haus, abgemeldet, vergammelt.

Die Hausverwaltung unternimmt nichts″, sagt Schwenn. Stimmt nicht″, sagt der Immobilienverwalter Klaus Schlatmann. Mit einem Zettel im Treppenhaus habe er die Besitzer der Fahrzeuge aufgefordert, diese bis zum 7. Oktober zu entfernen. Schlatmann versprach sich einen ähnlichen Erfolg wie bei den Dutzenden Fahrrädern, die kurz zuvor noch den Wäschekeller blockierten. Hier habe eine ähnliche Aufforderung bereits für mehr Ordnung gesorgt.

Bei den schrottreifen Autos sechs an der Zahl hatte Schlatmann bis November keinen Erfolg. Abends müssen wir oft weit weg parken″, sagt Schwenn. Noch stehen die Pkw auf dem Parkplatz hinter dem Haus aber nicht mehr lange. Mittlerweile ist der Fachbereich Umwelt der Stadt auf die Schrottautos aufmerksam geworden. Heiko Brosig vom ordnungsbehördlichen Umweltschutz machte sich vor einigen Tagen selbst ein Bild von den Pkw und brachte kurzerhand ein behördliches Siegel an. Zwei Wochen hätten die Besitzer nun Zeit, die Pkw geordnet zu verwerten″. Ansonsten erfolge die kostenpflichtige Entsorgung durch die Stadt. Vor Ort sind die Fahrzeuge die längste Zeit gewesen″, sagt Brosig. Zudem habe die Polizei Ermittlungsverfahren gegen die Besitzer der Autos eingeleitet. Auf Basis des Paragrafen 328 Strafgesetzbuch: unerlaubter Umgang mit Abfällen.

Durch einen Vermieterwechsel vor einigen Monaten fehle Geld in den Kassen des Verwalters. Erst wenn die über 30 Wohnungen des früheren Vermieters verkauft seien, sind wir wieder flüssig″, sagt Schlatmann. Aktuell fehlten Zigtausende Euro an Hausgeldern″, also Geld für Betriebskosten oder Handwerker.

Anrufe der Redaktion beim scheidenden Vermieter der über 30 Wohnungen führten ins Leere. Der Mann war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Alles verdreckt

Ein Verkauf der Wohnungen könne sich laut Schlatmann aber noch bis zum Ende des Jahres hinziehen. Wir sind froh, wenn ein neuer Eigentümer kommt″, sagt er. In der Zwischenzeit versuche die Verwaltung, des Schmutzes mit Putzkräften Herr zu werden. Zweimal in der Woche würden die Gemeinschaftsräume gereinigt. Laut Schwenn allerdings mit mäßigem Erfolg. Alles ist verdreckt, die Treppengeländer klebrig, überall wird hingerotzt.″ Beim Sperrmüll hingegen verweist der Hausverwalter auf den externen Hausmeister. Und hier gibt es einen ersten Lichtblick: Ein Müllberg, der sich noch zwei Tage vor der Stippvisite unserer Redaktion vor den Mülltonnen auftürmte, wurde von der Stadt unter Mithilfe des Hausmeisters entsorgt, sagt Schwenn.

Doch wirklich wohnlich ist es trotzdem nicht. Von ihrem kleinen Balkon aus dem obersten Stock der Schinkelstraße wollen die Schwenns häufig Drogengeschäfte beobachtet haben. Haschgeruch dringe in ihre 70 Quadratmeter große Wohnung. Die Polizei ist manchmal jeden Tag hier″, sagt Schwenn.

Die Pressesprecherin der Polizei, Anke Hamker, wundert sich über diese Aussage. Für die Beamten sei die Schinkelstraße 27, in der vor sechs Jahren etliche Fahrzeuge in Brand gesteckt wurden, keine Brennpunktadresse″. Die Schwierigkeiten im Mehrfamilienhaus seien nicht unbedingt ein polizeiliches Problem″. Soll heißen: Es liegt an den Mietparteien selbst. Darunter befänden sich vermutlich schwarze Schafe. Gesprächsversuche unserer Redaktion mit den Mietern scheiterten an der Sprachhürde.

Ronald Martin vom Mieterverein schätzt die Situation in der Schinkelstraße schwierig ein. Der Vermieter bzw. Eigentümer der Wohnungen sollte für die Mieter der erste Ansprechpartner sein″, sagt Martin. Er appelliert an die menschliche Lösung″: Missstände sollten konkret angesprochen werden. In diesem Fall hat der Experte für die nahe Zukunft wenig Hoffnung auf Besserung. Lösungen könnten in einer Mietergemeinschaft oder Klage liegen. Ein Auszug sollte die letzte Option″ sein, sagt Martin.

Der Immobilienmarkt: noz.de/ immo-os

Bildtexte:
Das Haus in der Schinkelstraße 27 verkommt. Grund scheint der Rückzug eines Vermieters zu sein, dem 30 Wohnungen gehörten. Maria Schwenn lebt dort seit zehn Jahren und ist wütend über die Entwicklung.
Müllhaufen: Ein Foto der genervten Maria Schwenn belegt das Müllproblem an der Schinkelstraße 27.
Vergammelte Autos blockieren die Parkplätze im Hof seit Monaten.
Vergammelte Autos blockieren die Parkplätze im Hof der Schinkelstraße 27 seit Monaten. Die Hausverwaltung ist machtlos.
Fotos:
Christian Ströhl, Maria Schwenn
Autor:
Christian Ströhl


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