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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Der kleine Bruder des Schlosses
Zwischenüberschrift:
Das Herrenhaus des Gutes Wulften in Sutthausen entstand zur gleichen Zeit
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
In einem beklagenswerten Zustand hatte der Zweite Weltkrieg das Schloss Wulften hinterlassen. Dabei waren die sichtbarsten Schäden gar nicht einmal die Folge direkter Kriegseinwirkungen.

Osnabrück. Die Stadt Osnabrück, der das Anwesen seit 1929 gehörte, ließ das Pfannendach abdecken, weil sie für bombengeschädigte eigene Gebäude in der Innenstadt dringend Pfannen benötigte und sich wegen Materialmangels nicht anders zu helfen wusste.

Auf Wulften konnten keine Akten nassregnen. Das Herrenhaus hatte keine wichtigen amtlichen Aufgaben mehr zu erfüllen. Die Stadt hatte 1929 die Besitzung erworben, um auf dem zugehörigen Land Wohnsiedlungen zu entwickeln. Das Herrenhaus selbst war eher lästiges Beiwerk. Bis 1936 belegte die katholische Volksschule hier einige wenige Räume. Für die Zeit danach wird nichts mehr von einer öffentlichen Nutzung berichtet.

Nach dem Krieg ging es ähnlich weiter. Von geduldeten Hausbesetzungen war die Rede. Die sozialistische Jugendorganisation Die Falken″ zeigte keine Berührungsängste in altfeudaler Umgebung und nistete sich mit ihren Gruppenstunden eine Zeit lang in den Gewölbekellern ein. Der Stadt fehlte es an Geld und Ideen, um das Gut zu restaurieren. Es verfiel immer mehr.

Wie gerufen kam 1962 ein Privatinvestor daher: Emil Krone hatte als Mehlhändler in Osnabrück angefangen und später mit Goldkrone″-Apfelsaft Geld verdient. Er kaufte der Stadt die Ruine ab, gab ihr äußerlich ihr frühbarockes Aussehen zurück und richtete im Innern 20 komfortable Wohnungen ein, die im August 1964 bezogen wurden. Seitdem lässt es sich unter der herrschaftlichen Adresse Gut Wulften 1″ gut leben, zumal auch die südlich gelegenen Außenanlagen in einen Park verwandelt wurden und aus dem Sumpfgebiet eine freundliche Teichanlage entstand. In einem Nebengebäude vertreibt ein Antikmöbelhändler English Lifestyle″.

Sutthausen ist der Osnabrücker Stadtteil, der gleich mit zwei gut erhaltenen Adelssitzen aufwarten kann: Gut Sutthausen, erstmals erwähnt 1283, beherbergt heute die von den Thuiner Schwestern geleiteten Berufsfachschulen Marienheim, und eben das Gut Wulften.

Wulften ist das ältere, es taucht als befestigte Burg erstmals 1147 als Stammsitz der Familie von Wulvena in einer Urkunde auf. 1394 ging die Burg über an den Propst zu St. Johann, Johann Gerhard von Buck. Dessen Enkel Friedrich v. Buck war zu seiner Zeit einer der gefürchtetsten Raubritter. Den Osnabrückern fügte er zusammen mit seinem Sohn Gerd durch Sengen und Brennen″ unermesslichen Schaden zu. Die Bürger nahmen Rache, als sie die beiden 1456 zu fassen kriegten. Sie sperrten Vater und Sohn in einen Turm der Stadtbefestigung, der heute noch Bucksturm heißt. Die Räuber wurden zum Tode verurteilt, kamen aber durch verwandtschaftliche Beziehungen zu einem Richter der Neustadt wieder frei.

1486 ging das Schloss in den Besitz des mit den Bucks verwandten Osnabrücker Domdechanten Lambert von Snetlage über. Der zahlte der Stadt als Entschädigung für die Untaten Friedrichs 200 Goldgulden.

Als Enkel Rudolf von Snetlage den Besitz übernommen hatte, zeigte sich schnell, dass er ein schlechter Wirtschafter war. Trotz des reichen Brautschatzes, den seine Frau mit in die Ehe gebracht hatte, musste er bald Konkurs anmelden, jedoch nicht ohne zuvor den Grundbesitz seinem Sohn Giesebrecht vermacht zu haben. Der gab sich größte Mühe, den Besitz zu halten, doch im Dreißigjährigen Krieg wurde Wulften dreimal von Kriegshorden besetzt und verwüstet. Als der Sekretär des Kapitels von St. Johann 1638 unbeglichene Forderungen auf Schloss Wulften eintreiben wollte, bediente er sich nachdrücklicher Inkasso-Methoden. Da er kein Geld erhielt, pfändete er kurzerhand einige Kühe und wollte sie wegtreiben. Das gefiel den Snetlages nicht. Es kam zu Tätlichkeiten. Giesebrechts Sohn Bernhard Georg wurde von einer Mistgabel so unglücklich am Kopf getroffen, dass er tödlich verletzt zusammenbrach.

1682 kaufte der Geheime Rat Gustav Bernhard von Moltke Wulften. Nach einer bunten Militärkarriere war er zum Drosten des Amtes Fürstenau ernannt worden und brauchte deshalb einen Wohnsitz im Osnabrücker Land. Er ließ das alte Burghaus abreißen, die Gräben zuschütten, die Sümpfe der Düte-Niederung in Gärten umwandeln und errichtete in den Jahren 1682 bis 1684 das heute noch stehende Schloss als vornehmen Repräsentativbau. Es hat eine frappierende Ähnlichkeit mit dem 1697 fertiggestellten fürstbischöflichen Osnabrücker Schloss. Wahrscheinlich hat dessen italienischer Baumeister auch beim Wulftener Herrenhaus mitgewirkt.

In der Neuzeit folgten noch mehrere Besitzwechsel: 1782 kaufte Freiherr Alexander von Stael zu Sutthausen das Gut. 1848 folgte durch Heirat als Besitzer Graf von Fürstenberg-Herdringen. 1917 ging es kurzfristig an Kommerzienrat Ernst Stahmer und im gleichen Jahr an Graf von Galen zu Assen über, der es 1929 an die Stadt verkaufte.

Der Spätherbst ist übrigens zumindest für Abergläubische keine gute Jahreszeit, um die Gegend um das Gut Wulften zu betreten. Wie Alt-Sutthausener zu berichten wissen, soll an nebligen Herbstabenden eine weiß gewandete Frau ohne Kopf auf dem Schlossgelände herumspuken.

Bildtexte:
Ausgebrannt und ausgeplündert präsentierte sich das Herrenhaus des Gutes Wulften in Sutthausen um 1947 dem Betrachter.
Herbststimmung auf der Zufahrtsallee zum äußerlich schön wiederhergestellten Gutshaus.
Fotos:
Archiv/ Hubert Kasselmann, Joachim Dierks
Autor:
Joachim Dierks


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