User Online: 1 |
Timeout: 20:34Uhr ⟳ |
Ihre Anmerkungen
|
NUSO-Archiv
|
Info
|
Auswahl
|
Ende
|
A
A
A
Mobil →
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Themen ▾
Baumschutz (112)
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) (360)
Die Arbeit der Stadtgaertner seit 1891 (975)
Die Hase und ihre Nebengewaesser (3007)
Gartenprojekte (22)
Klimageschichte (seit 1874) (162)
Konflikte um Kleingarten (25)
Konversionsflaechen (245)
Kooperation Baikal-Osnabrueck (25)
Umweltbildungszentrum(UBZ)1997-2018 (108)
Verein für Ökologie und Umweltbildung Osnabrueck (324)
Suche ▾
Einfache Suche
Erweiterte Suche
Listen ▾
Orte in Osnabrück
Themen zu Umwelt und Nachhaltigkeit
AkteurInnen
Bildung
Auswahllisten für wichtige Themen (im Aufbau)
Erscheinungsdatum (Index)
Ergebnis
Merkliste ▾
Merkliste zeigen
Merkliste löschen
Datensätze des Ergebnis
Suche:
Auswahl zeigen
Treffer:
1
Sortierungen:
Datum vorwärts
Datum rückwärts
1.
Erscheinungsdatum:
09.11.2016
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Flucht ohne Happy End
Zwischenüberschrift:
Osnabrücker Gymnasiastin dreht Dokumentarfilm über ihren Urgroßvater – Aufführung im Kino
Artikel:
Originaltext:
Abigail
Mathew
ist
14
Jahre
alt,
Schülerin
des
Ratsgymnasiums
–
und
Autorin
eines
90-
minütigen
Dokumentarfilms.
Den
Stein
ins
Rollen
brachte
ihre
Lehrerin.
Osnabrück.
Im
Unterricht
tauchte
die
Frage
auf,
wer
denn
einen
berühmten
Osnabrücker
Juden
kenne.
Klare
Sache,
Felix
Nussbaum,
der
Name
fiel
sofort.
Abigail
hatte
aber
noch
mehr
in
petto.
Aus
Familienerzählungen
wusste
sie,
dass
ihr
Urgroßvater
einst
Mitgliedern
der
Familie
Nussbaum
zur
Flucht
in
die
Niederlande
verholfen
hatte.
Damit
trat
sie
eine
Lawine
los.
Ihre
Lehrerin
Irmgard
Hindahl
witterte
die
Chance,
eine
authentische
Geschichte
mit
persönlichem
Bezug
in
den
Unterricht
einfließen
zu
lassen.
Abigail
möge
doch
die
Fakten
zusammentragen,
die
ihr
zugänglich
seien,
und
ein
Referat
darüber
halten.
Abigail
löcherte
ihren
Vater
Mark
Mathew.
Der
wusste
manches,
aber
nicht
alles
und
verwies
an
die
nächste
Instanz,
seine
Mutter
Monika
Mathew,
geborene
Hellmeister.
Beide
lieferten
so
viele
Informationen
über
den
Urgroßvater
Wilhelm
Hellmeister
(1904
–
1957)
,
dass
Abigail
locker
darüber
referieren
konnte
und
eine
Zwei
dafür
einheimste.
Doch
damit
fing
die
Geschichte
eigentlich
erst
an.
Abigail
war
nämlich
in
den
diversen
Schilderungen
auf
einige
Widersprüche
gestoßen
und
hatte
nun
Blut
geleckt.
War
Wilhelm
Hellmeister
Angestellter
und
später
Teilhaber
der
„
Autoverwertung
Gossel
Nussbaum″,
wie
es
in
alten
Notizen
stand?
Nein,
Gossel
war
kein
Vorname,
sondern
ein
verstümmelter
Nachname.
Alfred
Gossel
und
der
Bruder
des
Malers
Felix
Nussbaum,
Justus
Nussbaum,
beide
jüdischer
Herkunft,
betrieben
ihre
Eisenwarenhandlung
angeblich
in
der
Kleinen
Hamkenstraße
4.
Ein
winterliches
Foto
zeigt
Justus
Nussbaum
und
Wilhelm
Hellmeister
auf
dem
Schrottplatz.
Doch
die
Wohnhäuser
im
Hintergrund
–
können
die
mitten
in
der
Innenstadt
an
der
Kleinen
Hamkenstraße
gestanden
haben?
Abigail
fragte
Fachleute,
die
sich
mit
dem
Stadtbild
Vorkriegs-
Osnabrücks
auskennen.
Hubertus
Wilker
vom
Medienzentrum
verneinte,
das
könne
unmöglich
in
der
Innenstadt
gewesen
sein.
Auf
einem
weiteren
Bild
des
Schrottplatzes
von
1936
erkannte
er
einen
Lattenzaun,
der
wie
die
Abgrenzung
zu
einem
Bahndamm
aussieht.
Und
auf
noch
einem
anderen
Foto
die
Domtürme
plus
den
Turm
der
Marienkirche
in
größerer
Entfernung.
So
war
die
Blickrichtung
bestimmt,
und
so
kam
man
dahinter,
dass
der
Schrottplatz
an
der
Sandbachstraße
7
war.
In
der
Kleinen
Hamkenstraße
befanden
sich
lediglich
Kontor
und
Wohnung.
Abigail
und
ihr
Vater
suchten
die
Stelle
an
der
Sandbachstraße
auf.
Sie
ermittelten,
dass
nach
dem
Krieg
Adolf
Ellermann
an
gleicher
Stelle
in
gleicher
Branche
tätig
war.
Heute
gehört
das
Gelände
zum
Bus-
Depot
der
Stadtwerke
und
ist
Mitarbeiter-
Parkplatz.
Mittlerweile
war
Abigail
so
weit
in
ihre
Familiengeschichte
und
die
damit
verknüpfte
Geschichte
zweier
Osnabrücker
jüdischer
Familien
eingestiegen,
dass
die
Idee
entstand,
darüber
eine
Video-
Dokumentation
zu
drehen.
Rats-
Lehrer
Jörg
Scherz,
bei
dem
sie
inzwischen
Geschichtsunterricht
hatte,
bestärkte
sie
darin,
die
Doku
als
Beitrag
zum
Niedersächsischen
Geschichtswettbewerb
einzureichen.
Vater
Mark,
der
früher
beruflich
im
Filmgeschäft
tätig
gewesen
war,
versprach
Unterstützung.
Als
Hauptergebnis
der
Recherchen
kristallisierte
sich
heraus,
dass
Wilhelm
Hellmeister
seinen
beiden
jüdischen
Chefs
am
2.
Juli
1937
zur
Flucht
nach
Amsterdam
verhalf.
Nicht
nur
das,
er
fuhr
mit
seinem
Arbeitskollegen
Friedrich
Niehüser
insgesamt
mindestens
sieben
weitere
Male
und
schmuggelte
dabei
Gemälde,
Möbel
und
anderen
wertvollen
Besitz
der
Familien
außer
Landes.
Teils
fuhren
sie
mit
neuen
Autos
rüber
und
kamen
mit
alten,
schrottreifen
zurück.
Dass
die
Flucht
letztlich
vergeblich
war,
dass
die
zunächst
von
den
Nazis
in
den
besetzten
Niederlanden
für
Rüstungsgeschäfte
gebrauchten
„
Metalljuden″
dann
doch
deportiert
und
1944
im
KZ
Stutthof
ermordet
wurden,
steht
auf
einem
anderen
Blatt.
„
Ich
habe
im
Laufe
der
Nachforschungen
einen
gewaltigen
Respekt
vor
meinem
Urgroßvater
bekommen″,
sagt
Abigail,
„
er
ist
vielleicht
nicht
vergleichbar
mit
einem
Oskar
Schindler
oder
einem
Hans
Calmeyer,
aber
er
war
ein
aufrechter
Mensch
mit
Würde
und
Anstand,
der
treu
zu
seinen
sehr
sozial
eingestellten
Arbeitgebern
stand,
obwohl
er
sich
damit
selbst
gefährdete.″
Die
Recherche-
Reise
in
die
Vergangenheit,
bei
der
sie
viel
über
das
Osnabrück
zur
Nazi-
Zeit
und
über
das
Exil
in
den
Niederlanden
und
Belgien
erfuhr,
betrachtet
sie
als
ein
einziges
großes
Erlebnis.
„
Ohne
die
vielen
Menschen
unterwegs,
die
meinem
Vater
und
mir
dabei
behilflich
waren,
wären
wir
nicht
so
weit
gekommen.″
Sie
nennt
Eva
Berger
vom
Städtischen
Museum,
Christine
Grewe
vom
Friedensbüro
der
Stadt,
Hubertus
Wilker
vom
Medienzentrum,
die
Historikerinnen
Martina
Sellmeyer
und
Myriam
Daru,
NOZ-
Autor
Jann
Weber,
Mitarbeiter
in
den
Landesarchiven
Osnabrück
und
Hannover
sowie
im
belgischen
Staatsarchiv
und
noch
viele
mehr.
Und
der
Video-
Dreh
für
den
Geschichtswettbewerb?
Er
wuchs
sich
zu
einem
90-
minütigen
Dokumentarfilm
mit
Spielszenen
aus,
der
in
Kooperation
mit
dem
Büro
für
Friedenskultur
der
Stadt
noch
einmal
am
Sonntag,
13.
November,
um
11.30
Uhr
im
Cinema-
Arthouse
in
Anwesenheit
von
„
Abigails
Crew″
gezeigt
wird.
Voll
besetztes
Kino
Dass
die
Geschichte
auf
großes
Interesse
stößt,
zeigte
sich
schon
bei
der
Premiere
am
vergangenen
Sonntag.
Das
größte
Kino
im
Cinema-
Arthouse
war
nahezu
voll
besetzt.
Nicht
nur
das,
auch
das
Ergebnis
auf
der
großen
Leinwand
zeigt,
dass
sich
die
Arbeit
gelohnt
hat.
In
hoher
technischer
Qualität
und
mit
viel
Kreativität
und
Liebe
zum
Detail
schildert
der
90-
minütige
Film,
an
dem
insgesamt
75
Personen
mitgewirkt
haben,
die
Geschichte
von
Wilhelm
Hellmeister.
Das
Werk
zeichnet
nicht
nur
die
Etappen
der
Recherche
vortrefflich
nach,
sondern
auch
die
recherchierte
Geschichte
selbst.
Dabei
steht
der
konkrete
Fall
exemplarisch
für
die
damalige
Situation
der
Osnabrücker
Juden.
Umso
wichtiger
erscheint
es,
dass
dieser
Fall
nun
in
einer
Form
aufbereitet
ist,
die
nicht
nur
Osnabrücker
Geschichte
auf
eine
Weise
lebendig
macht,
die
auch
jüngere
Generationen
anspricht
–
gerade
weil
sie
von
einer
Vertreterin
aus
ihren
Reihen
erzählt
wird.
Mehr
Bilder
auf
www.noz.de
/
os
Bildtext:
Abigail
Mathew
und
ihr
Vater
Mark
präsentieren
einen
kleinen
Teil
ihrer
Recherche-
Ergebnisse.
Foto:
Joachim
Dierks
Autor:
Joachim Dierks, Matthias Liedtke