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1.
Erscheinungsdatum:
29.10.2016
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Der Trend zur Urne
Zwischenüberschrift:
Bestattungskultur befindet sich im Wandel – Immer mehr Einäscherungen in Osnabrück
Artikel:
Originaltext:
Allerheiligen
und
Allerseelen
stehen
kurz
bevor.
Viele
Gläubige
nutzen
diese
Tage,
um
an
ihre
verstorbenen
Lieben
zu
denken,
um
auf
dem
Friedhof
innezuhalten
oder
um
Gräber
zu
pflegen.
Doch
wie
lange
noch?
Die
Bestattungskultur
hat
sich
radikal
gewandelt.
Osnabrück.
Immer
mehr
Menschen
lassen
sich
nach
ihrem
Tod
einäschern.
Einen
Grund
für
diese
Entwicklung
nennt
Harald
Niermann,
Diakon
der
Gemeinde
„
Heilige
Kirche″:
„
Der
Generationenvertrag
funktioniert
nicht
mehr.″
Familien
wohnten
heutzutage
oft
weit
entfernt
voneinander.
Zudem
fehlten
die
Zeit
und
oft
auch
das
Geld,
um
sich
um
klassische
Erdgräber
zu
kümmern.
Die
„
Heilige
Kirche″
aus
Osnabrück
baute
darum
im
Jahr
2010
das
Kolumbarium.
Dort
finden
aktuell
800
Urnen
Platz.
Die
Nachfrage
ist
groß.
„
Aber
wir
sind
kein
Mausoleum″,
sagt
Niermann.
„
Wir
feiern
Leben
und
Tod.″
Das
Besondere
am
Kolumbarium:
Die
Urnenwände
befinden
sich
in
der
Kirche
und
umgeben
die
Sitzbänke
im
Gemeinderaum,
in
dem
weiterhin
Gottesdienste
abgehalten
werden.
Erst
seit
den
60er-
Jahren
dürfen
sich
Katholiken
überhaupt
einäschern
lassen.
Damals
hob
die
Kirche
das
ausdrückliche
Verbot
von
Feuerbestattungen
auf.
Im
Osnabrücker
Krematorium
finden
4000
Einäscherungen
pro
Jahr
statt
–
Tendenz
steigend.
In
der
Hasestadt
werden
jährlich
etwa
1500
Verstorbene
auf
den
städtischen
Friedhöfen
beigesetzt,
sagt
Eva
Güse
vom
Friedhofsamt.
Obwohl
sie
das
Kolumbarium
und
den
katholischen
Friedhof
in
Voxtrup
nicht
mitrechnet,
sieht
auch
sie
die
deutliche
Tendenz
hin
zur
Einäscherung
und
Urnenbestattung.
Hochgerechnet
auf
das
Jahr
2016,
rechnet
Güse
mit
1025
Urnen-
und
405
Erdbestattungen.
Das
Verhältnis
habe
sich
dabei
im
Laufe
der
vergangenen
20
Jahre
gedreht.
Auch
das
Aussehen
der
Friedhöfe
verändert
sich.
Auf
den
insgesamt
74
Hektar
der
aktiven
städtischen
Friedhöfe
sehen
Besucher
immer
öfter
Schachbrettmuster.
„
Wir
haben
neue
Reihengrabfelder
zwischen
die
Wahlgrabfelder
gelegt″,
sagt
Güse.
Weil
Urnengräber
weniger
Platz
benötigen,
hat
die
Stadt
viel
Fläche
zur
Verfügung.
Ende
2015
wurden
in
Eversburg
Friedhofsflächen
zu
Bauland
umfunktioniert,
weil
sie
schlicht
nicht
mehr
gebraucht
wurden.
Eine
Studie
aus
dem
Jahr
2013,
bei
der
1376
Bestatter
nach
der
veränderten
Bestattungskultur
befragt
wurden,
belegt,
dass
die
Bestattungsart
vor
allem
vom
Einkommen
bestimmt
wird.
Wo
wenig
Geld
ist,
wird
öfter
eingeäschert.
Am
häufigsten
wird
auf
dem
Land
mit
niedrigem
Einkommen
„
feuerbestattet″
(69,
3
Prozent)
.
Die
Annahme,
auf
dem
Land
würden
mehr
Menschen
in
Särgen
beigesetzt,
stimme
zwar
weiterhin,
die
Unterschiede
zur
Stadt
seien
aber
gering.
Viele
Menschen
bringen
als
Argument
für
eine
Einäscherung
den
geringeren
Pflegeaufwand
für
die
Angehörigen
ins
Spiel.
„
Die
Leute
wollen
ein
Rundum-
sorglos-
Paket″,
sagt
Güse.
Viele
Zeitgenossen
glaubten,
die
Grabpflege
nicht
bewältigen
zu
können.
„
Dabei
ist
es
nur
ein
Anruf
pro
Jahr″,
entgegnet
Güse.
Mitarbeiter
der
Stadt
würden
die
Gräber
dann
pflegen.
Güse
rät,
sich
vor
allem
eine
anonyme
Bestattung
genau
zu
überlegen.
„
Das
ist
dann
wirklich
anonym.″
Es
gebe
kein
Namensschild,
keinen
Schmuck
und
keine
genaue
Angabe
über
den
Bestattungsort.
Die
Leiterin
der
Friedhofsabteilung
glaubt,
es
gibt
oft
viel
Unklares
zu
den
Wünschen
der
Bestattung.
Ihr
Plädoyer:
„
Die
Leute
sollten
in
ihren
Familien
über
die
Bestattungsmöglichkeiten
sprechen.″
Die
veränderte
Bestattungskultur
hat
zudem
Auswirkungen
auf
die
Trauerbewältigung.
Pastor
Thomas
Herzberg,
der
für
die
Martinsgemeinde
als
Seelsorger
arbeitet,
sagt:
„
Keiner
kann
vorher
beurteilen,
wie
seine
eigene
Trauerkultur
sein
wird.″
Die
Stätte
auf
dem
Friedhof
biete
einen
guten
Anlaufpunkt.
Bestatter
Andreas
Pietsch
findet
es
„
schade,
dass
dieser
Teil
dieser
unserer
Kultur
verschwindet″.
Er
glaubt,
die
Trauerbewältigung
ist
„
schwer
ohne
Grab″.
Bildtext:
Zu
teuer
und
zu
hoher
Pflegeaufwand:
Immer
weniger
Menschen
wollen
sich
in
Särgen
beerdigen
lassen.
Drei
Viertel
der
Toten
in
Osnabrück
werden
eingeäschert
und
in
Urnen
beigesetzt.
Foto:
David
Ebener
Eine
weitere
Form
der
Beisetzung
bietet
das
Kolumbarium
Osnabrück.
Urnen
werden
in
der
Kirche
„
Heilige
Familie″
in
„
Urnenwänden″
beigesetzt.
Foto:
Michael
Gründel
Sehr
beliebt
sind
Einäscherungen
und
Urnenbeisetzungen.
Dabei
gibt
es
die
Möglichkeit
eines
Urnenerdgrabs
oder
etwa
eines
Wiesengrabes.
Ein
schlichtes
Schild
erinnert
an
die
Verstorbenen.
Schmuck
auf
den
Gräbern
ist
allerdings
verboten.
Foto:
David
Ebener
Eigentlich
ist
es
nicht
vorgesehen,
im
Bestattungswald
Schmuck
zu
hinterlassen.
Bei
einzelnen
Blumen
machen
die
Gärtner
aber
eine
Ausnahme.
Foto:
David
Ebener
Glaubt
man
der
deutlichen
Tendenz
hin
zur
Einäscherung,
könnten
Grabsteine
bald
der
Vergangenheit
angehören.
Foto:
David
Ebener
Familienreihengräber
werden
heute
nur
noch
selten
gekauft.
Mehr
nachgefragt
sind
Urnengräber
für
Familien.
Foto:
David
Ebener
Ein
Grund
für
die
Tendenz
zur
Urne:
Angehörige
schaffen
es
aus
zeitlichen,
finanziellen
oder
anderen
Gründen
nicht
immer,
die
Gräber
ihrer
Verstorbenen
zu
pflegen.
Foto:
David
Ebener
Eine
weitere
Form
der
Beisetzung
bietet
das
Kolumbarium
Osnabrück.
Urnen
werden
in
der
Kirche
„
Heilige
Familie″
in
„
Urnenwänden″
beigesetzt.
Foto:
Michael
Gründel
Das
Besondere
am
Kolumbarium:
Leben
und
Tod
treffen
direkt
aufeinander.
Die
Urnenwände
umgeben
den
Kirchenraum,
der
von
der
Gemeinde
weiterhin
für
Messen
genutzt
wird.
Foto:
Michael
Gründel
Auch
im
Kolumbarium
gibt
es
nur
sehr
reduzierten
Grabschmuck.
Foto:
Michael
Gründel
Plaketten
an
den
Urnenwänden
weisen
auf
die
Verstobenen
hin.
Foto:
Michael
Gründel
Kommentar:
Ein
Ort
zum
Trauern
Der
Trend
zur
anonymen
Bestattung
zeichnet
sich
seit
Jahren
ab.
Oft
werden
Geld
oder
Pflegeaufwand
als
Gründe
vorgeschoben.
Am
Ende
wird
es
den
Hinterbliebenen
schwer
gemacht,
mit
ihrer
Trauer
umzugehen.
Für
viele
Menschen
spielt
der
Glaube
eine
immer
geringere
Rolle.
Kirchengang,
Beten,
christliche
Werte:
alles
unwichtig.
Hinter
das
Sterben
soll
schnell
ein
Haken
gesetzt
werden.
Dieser
Umgang
mit
dem
Tod
ist
falsch.
Ein
Verstorbener
bleibt
den
Angehörigen
erhalten,
und
zwar
in
der
Erinnerung.
Und
die
Hinterbliebenen
brauchen
einen
konkreten
Ort
zum
Trauern.
Das
Grab
bietet
Vorteile:
Ein
Friedhof
dient
dem
Innehalten,
dem
Verweilen
und
dem
Austausch
mit
anderen.
Grabarbeit
ist
Trauerarbeit.
Anonyme
Stätten
aber
lassen
keinen
Raum
für
Schmuck.
Sie
bieten
den
Menschen
keinen
Platz
des
Gedenkens.
Daher
sollte
die
Wahl
der
letzten
Ruhestätte
in
der
Familie
besprochen
werden
–
und
zwar
lange
vor
dem
Tod.
Es
geht
nicht
um
Geld
und
Zeit,
sondern
um
einen
Ort,
der
die
Gefühle
berührt.
Und
viele
schöne
Erinnerungen
wachrufen
kann.
Autor:
Christian Ströhl