User Online: 3 | Timeout: 00:26Uhr ⟳ | Ihre Anmerkungen | NUSO-Archiv | Info | Auswahl | Ende | AAA  Mobil →
NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Datensätze des Ergebnis
Suche: Auswahl zeigen
Treffer:1
Sortierungen:
Anfang der Liste Ende der Liste
1. 
(Korrektur)Anmerkung zu einem Zeitungsartikel per email Dieses Objekt in Ihre Merkliste aufnehmen (Cookies erlauben!)
Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Pleite-Verleger gönnte sich hohes Gehalt
 
Der Chef gönnte sich saftige Gehaltserhöhung
Zwischenüberschrift:
Ex-Verleger der „Sonntagszeitung″ sagt vor Gericht über Krise, Kredit und Krankheit aus
Artikel:
Kleinbild
 
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Der des Betrugs angeklagte ehemalige Verleger der Osnabrücker Sonntagszeitung″ sieht sich selbst als Opfer eines Verbrechens. Der Niedergang seines Unternehmens sei auch auf schwere gesundheitliche Beeinträchtigungen zurückzuführen, die er Ende 2006 durch eine Gewalttat erlitten hatte, sagte der 61-Jährige am Montag vor Gericht. Bis heute spüre er die Folgen dieses Angriffs. Keine Erklärung hatte der Ex-Verleger für eine plötzliche Gehaltserhöhung von netto 4700 auf 6800 Euro monatlich, die er sich 2011 selbst genehmigt hatte. Zu dem Zeitpunkt schrieb die Sonntagszeitung schon tiefrote Zahlen. Der Mann steht im Verdacht, mit der Herausgabe von Medienbriefen ein betrügerisches Schneeballsystem aufgebaut und die Geldgeber über die wahre Lage seines Unternehmens getäuscht zu haben.

Der Prozess gegen den Ex-Verleger der Osnabrücker Sonntagszeitung″ biegt auf die Zielgerade ein. Am Ende der Beweisaufnahme kam am Montag noch ein interessantes Detail ans Licht: Der Geschäftsführer gewährte sich 2011 trotz tiefroter Bilanz eine Gehaltserhöhung um 45 Prozent.

Osnabrück. Norbert Fuhs, ehemaliger Geschäftsführer der Enorm Verlagsgesellschaft, die bis Frühjahr 2014 die Osnabrücker Sonntagszeitung″ herausgab, steht wegen des Verdachts der Insolvenzverschleppung, des Betruges und der Bereicherung vor der Wirtschaftsstrafkammer. Der 61-Jährige soll in mindestens 171 Fällen Anleger betrogen haben, die seine Medienbriefe zwischen 2009 und 2013 gezeichnet hatten.

Lange hatte Fuhs vor Gericht geschwiegen. Am Montag verlas sein Anwalt eine Erklärung, in der Fuhs den Niedergang seines Unternehmens auch auf seine angeschlagene Gesundheit zurückführt: Im Dezember 2006 war er auf dem Parkplatz vor seinem Büro von einem Mann niedergeschlagen und schwer am Kopf verletzt worden. Das Schädeltrauma habe in den Monaten danach zu einer deutlichen Hirnleistungsstörung″ und zu bleibenden Schäden geführt. Fuhs will damit sagen: Er war lange Zeit nicht in der Lage, das Unternehmen so zu führen, wie es nötig gewesen wäre. Die 171 mutmaßlichen Betrugsfälle, die das Gericht in den bisherigen etwa 30 Verhandlungstagen sezierte, fallen zum größten Teil in diese kritische Phase.

Als im Mai 2013 das System der Medienbriefe zusammengebrochen sei, sei er in eine tiefe Depression verfallen, ließ Fuhs weiter wissen. Seine seelische Notlage habe sich ein Jahr später noch weiter verschlimmert, als sein Boot im Juni 2014 in die Luft geflogen sei. Fuhs, der sich an Bord aufhielt, verletzte sich dabei. Er begab sich danach in stationäre psychiatrische Behandlung.

2011, als der Verlag in seiner Bilanz einen Jahresverlust von 700 000 Euro auswies, genehmigte sich der Geschäftsführer selbst eine saftige Gehaltserhöhung. Monatlich 4731 Euro netto plus Dienstwagen erhielt Fuhs nach eigenen Angaben bis Frühjahr 2011. Von einem Monat auf den nächsten stieg das Nettogehalt auf 6863 Euro, das entsprich einer Steigerung um rund 45 Prozent. Eine Erklärung für die plötzliche Höherstufung blieb Fuhs am Montag schuldig: Das kann ich ihnen zurzeit nicht sagen.″

Das System der Medienbriefe hat Fuhs nach eigenen Angaben kreiert, weil er kein Vertrauen zu den Banken″ hatte. Keines der in Osnabrück vertretenen Bankhäuser sei bereit gewesen, seiner Firma Kredit zu geben oder ein Konto einzurichten. Fuhs vermutet dunkle Mächte am Werk: Die Konkurrenz habe auf die Banken Einfluss ausgeübt, um seine Zeitung vom Markt zu drängen. Eine Erklärung, die Staatsanwalt Gerhard Heider in einem früheren Stadium des Prozesses als Verschwörungstheorie″ eingestuft hatte. Wahrscheinlicher sei es doch, dass die Banken Bilanzen lesen können″, so Heider. Nach den im Bundesanzeiger veröffentlichten Bilanzen summierten sich die nicht durch Eigenkapital gedeckten Verluste der Enorm Verlagsgesellschaft bis Ende 2013 auf 7, 4 Millionen Euro.

An diesem Mittwoch endet voraussichtlich die Beweisaufnahme. Als letzter Zeuge soll ein Steuerberater angehört werden, der im November 2013 attestiert hatte, dass die Enorm Verlagsgesellschaft zu dem Zeitpunkt noch keine Insolvenzreife erreicht hatte.

Vor Kriminalität schützen: Themenseite auf noz.de/ sicher-leben

Bildtext:
Die Osnabrücker Sonntagszeitung″ stellte 2014 ihr Erscheinen ein.
Foto:
Jörn Martens
Autor:
Wilfried Hinrichs


Anfang der Liste Ende der Liste