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1.
Erscheinungsdatum:
28.10.2016
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Aufrüstung in der Krahnstraße
Zwischenüberschrift:
Oktober 1916: Rütli-Schwur, Zinndeckel und tote Zugvögel
Artikel:
Originaltext:
Vor
100
Jahren
tobte
die
Schlacht
an
der
Somme.
Mit
über
einer
Million
getöteter,
verwundeter
und
vermisster
Soldaten
war
sie
die
verlustreichste
Schlacht
der
Westfront
während
des
Ersten
Weltkriegs.
In
all
die
Trauer
und
Entbehrungen
mischten
sich
in
Osnabrück
auch
Zeichen
der
Hoffnung
auf
eine
baldige
friedliche
Zukunft.
Osnabrück.
Als
Beleg
könnte
man
die
aufwendige
Neugestaltung
des
Hauses
Krahnstraße
53
heranziehen.
Anders
als
im
Zweiten
Weltkrieg
rechnete
niemand
damit,
dass
der
Feind
die
heimatliche
Infrastruktur
direkt
bedrohen
oder
gar
zerstören
könnte.
So
ist
nachvollziehbar,
dass
der
Silber-
,
Stahlwaren-
und
Waffenhändler
Heinrich
Fettkötter,
übrigens
Gründungsvater
des
heutigen
Unternehmens
Heifo
Fleischereibedarf
und
Kältetechnik,
mitten
im
Krieg
auf
die
Idee
kam,
seinem
zuvor
schlichten
Haus
in
der
Krahnstraße
einen
Fachwerkgiebel
vorzublenden,
der
dem
gegenüberliegenden
historischen
Giebel
des
Willmann′schen
Hauses
in
nichts
nachstehen
sollte.
Das
„
Osnabrücker
Tageblatt″
schwärmt:
„
Die
schönen
alten
Hausgiebel
unserer
Stadt
haben
noch
eine
bedeutsame
Bereicherung
erfahren
in
Gestalt
der
in
reichem
Bild-
und
Ornamentwerk
geschnitzten,
dezent
und
fein
bemalten
Vorderwand.″
Die
vier
Elemente
Feuer,
Wasser,
Luft
und
Erde
seien
„
in
glücklicher
Anlehnung
an
die
Verhältnisse
der
Gegenwart″
symbolisch
dargestellt,
und
zwar
das
Feuer
durch
ein
in
vollem
Betrieb
befindliches
industrielles
Werk,
die
Luft
durch
einen
Zeppelin,
das
Wasser
durch
ein
Kampfbild
der
Skagerrak-
Schlacht
und
die
Erde
durch
einen
das
Land
bestellenden
Bauersmann,
hinter
dem
sich
in
der
Ferne
die
Osnabrücker
Türme
erheben.
Andere
figürliche
Darstellungen
bringen
auf
der
linken
Seite
den
Krieg,
auf
der
rechten
Seite
den
Frieden
zum
Ausdruck,
wobei
für
die
Jahreszahl
des
Friedens
der
Platz
noch
freigelassen
ist.
In
großer
Goldschrift
liest
man
quer
über
der
Giebelmitte
die
Worte:
„
In
des
großen
Weltenkrieges
Brand
stand
neu
dieses
Hauses
Vorderwand″.
Und
auch
die
Namen
der
Baubeteiligten
werden
der
Nachwelt
übertragen:
„
Tiemann
und
Langewand
het
et
upbowwet,
Wulfertange
het
et
uthowwet
(ausgehauen/
geschnitzt)
,
Wiegard
het
′
t
bemalt,
Fettkötter
het
′
t
betalt.″
Die
Zeitung
resümiert:
„
Das
Ganze
stellt
ein
edles,
von
Schönheitssinn,
Kunstverständnis
und
Heimatliebe
zeugendes
Werk
dar,
das
allen
Beteiligten
zur
Ehre,
der
Stadt
zur
Zierde
und
den
Vorübergehenden
zur
Freude
gereicht.″
Zur
Eröffnung
der
Spielzeit
hat
sich
das
Stadttheater
etwas
Besonderes
einfallen
lassen.
Es
kombiniert
in
einer
Doppelaufführung
den
Rütli-
Akt
aus
Schillers
„
Wilhelm
Tell″
mit
Lessings
Lustspiel
„
Minna
von
Barnhelm″.
Das
könnte
im
ersten
Augenblick
seltsam
anmuten,
räumt
das
„
Tageblatt″
ein,
zeigt
dann
aber
Verständnis:
„
Beiden
so
ganz
verschiedenartigen
Schöpfungen
unserer
Klassiker
ist
eines
gemeinsam:
der
echt
deutsche
Zug,
der
ideale
Kampf
für
Freiheit,
Recht
und
Volkstum
im
ersten
Stück,
der
Wettstreit
von
Aufopferungsfähigkeit,
Edelmut
und
Liebe
im
andern.″
Zur
Eröffnung
der
Spielzeit
„
im
dritten,
schwersten
Kriegsjahre″
hätte
sich
wohl
kaum
ein
geeigneteres
Stück
finden
lassen
als
gerade
der
Rütli-
Akt
aus
Schillers
„
deutschestem
und
volkstümlichstem
Bühnenwerke:
Denn
der
Rütlischwur
der
Schweizer
Eidgenossen
weist
uns
auf
das
Treugelöbnis
hin,
welches
unser
deutsches
Volk
seit
Anfang
des
Weltkrieges
über
alle
Parteiungen
und
Gegensätze
hinweg
zu
einer
geschlossenen
Phalanx
gegen
eine
Welt
von
Feinden
vereinigt
hat.″
Zur
Sicherstellung
von
Kriegsbedarf
ordnet
das
den
kommunalen
Selbstverwaltungen
übergeordnete
Stellvertretende
Generalkommando
eine
aus
heutiger
Sicht
kurios
erscheinende
Maßnahme
an:
Ab
1.
Oktober
sind
alle
Bierglas-
und
Bierkrugdeckel
aus
Zinn
einschließlich
der
dazugehörigen
Scharniere
beschlagnahmt.
Vorerst
sind
nur
Brauereien,
Gastwirtschaften,
Vereine,
Kasinos,
Kantinen
und
dergleichen
betroffen,
Privathaushalte
noch
nicht.
Die
Einrichtungen
haben
ihre
Bestände
zu
melden
und
dürfen
nicht
darüber
verfügen.
Sobald
die
Enteignung
angeordnet
ist,
sind
die
Deckel
von
den
Biergefäßen
zu
entfernen
und
an
Sammelstellen
abzuliefern.
Der
Übernahmepreis
beträgt
acht
Mark
pro
Kilogramm.
Wenigstens
ein
Gutes
hat
der
Krieg:
Da
seit
Beginn
des
Krieges
fast
alle
Feuerschiffe
eingezogen
sind
und
das
Licht
der
Leuchttürme
gelöscht
worden
ist,
bleiben
jetzt
Tausende
von
Vögeln
aller
Art
erhalten,
die
sonst
auf
ihrer
nächtlichen
Wanderung,
vom
Licht
angezogen
und
geblendet,
gegen
die
Scheiben
oder
Gitterstäbe
fliegen
und
tot
herabfallen.
Auf
dem
Feuerschiff
„
Borkumriff″,
dem
Borkumer
Leuchtturm
und
besonders
auf
dem
Leuchtturm
auf
Helgoland
wurden
zur
Herbst-
und
Frühlings-
Ziehzeit
Tausende
von
Singvögeln,
Lerchen,
Staren,
Krummetsvögeln,
aber
auch
Enten
und
andere
Schwimm-
und
Großvögel
tot
aufgesammelt.
Wie
das
„
Tageblatt″
berichtet,
waren
es
in
diesem
Jahr
vergleichsweise
nur
wenige.
Serie
Vor
100
Jahren
Bildtext:
Das
Haus
Fettkötter
in
der
Krahnstraße
mit
dem
im
Oktober
1916
fertiggestellten
neuen
Giebel.
Foto:
Rudolf
Lichtenberg
jr.,
aus:
Rolf
Spilker/
Birte
Tost,
Lichtenberg
–
Bilder
einer
Stadt
II,
Bramsche,
2007
Autor:
Joachim Dierks