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1.
Erscheinungsdatum:
26.10.2016
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Ein Ort, der Frieden geschaffen hat
Zwischenüberschrift:
Im Rathaus wurde vor 368 Jahren Weltgeschichte geschrieben
Artikel:
Originaltext:
Gestern
sind
sie
wieder
durch
die
Straßen
getrabt,
die
kleinen
Steckenpferdreiter.
Jedes
Osnabrücker
Schulkind
weiß,
dass
damit
der
Verkündung
des
Westfälischen
Friedens
von
der
Rathaustreppe
am
25.
Oktober
1648
gedacht
wird.
Osnabrück.
Zuvor
war
der
heute
als
Friedenssaal
bekannte
Raum
der
Schauplatz
jahrelanger
Verhandlungen
um
einen
Interessenausgleich
zur
Beendigung
des
Dreißigjährigen
Kriegs.
Doch
auch,
wenn
es
dieses
welthistorische
Ereignis
darin
nicht
gegeben
hätte,
hätte
der
Saal
wohl
einen
Baedeker-
Stern
verdient.
Denn
große
Teile
der
Inneneinrichtung
stammen
noch
aus
der
Frühzeit
des
1512
fertiggestellten
Rathauses.
In
allen
Baubeschreibungen
werden
die
Wandvertäfelungen
und
das
mit
Schnitzwerk
verzierte
Eichenholz-
Gestühl
gerühmt,
das
gotische
Muster
mit
Motiven
der
Frührenaissance
verbindet.
Zwischen
den
Fenstern
sind
die
sogenannten
Privilegienschreine
der
großen
städtischen
Hospitäler
ins
Mauerwerk
eingelassen.
Die
Wandschränke
des
Aussätzigenhospitals,
des
Heilig-
Geist-
Spitals
und
des
St.-
Antonius-
und
Elisabeth-
Hospitals
sind
mit
figürlichen
und
ornamentalen
Schnitzereien
aus
der
Werkstatt
des
Meisters
von
Osnabrück
geschmückt.
Sie
dienten
den
Hospitälern
zur
Verwahrung
ihrer
wichtigsten
Dokumente
wie
Stiftungsurkunden
und
Rezepten.
Die
Wandschränke
mit
schlichteren
Türen
konnten
Bürger
für
ihre
Wertsachen
mieten,
sie
waren
die
mittelalterlichen
Schließfächer.
Das
Rathaus
war
das
einzige
Haus,
das
von
der
Stadtwache
rund
um
die
Uhr
bewacht
wurde.
Prunkvoller
Kronleuchter
Prunkstück
des
Friedenssaales
ist
der
schmiedeeiserne,
rot-
,
blau-
,
silber-
und
goldgestrichene
Kronleuchter
aus
der
Mitte
des
16.
Jahrhunderts.
Am
Ende
des
Mittelalters,
im
Übergang
zur
Neuzeit,
zeigt
sein
Bildprogramm
noch
einmal
das
mittelalterliche
Weltbild
mit
Adam
und
Eva
und
dem
Baum
der
Erkenntnis
auf
dem
obersten
Baldachin.
Unter
dem
Paradies
entfaltet
sich
auf
einer
zweiten
Ebene
das
Firmament
mit
Sonne,
Mond
und
Sternen.
Die
dritte
Ebene
trägt
vier
Figuren:
Maria
mit
dem
Jesuskind
und
drei
Vertreter
der
Stände,
die
als
Nährstand,
Wehrstand
und
Lehrstand
gedeutet
wurden.
An
dem
Reif
wechseln
naturalistisch
geformte
Lilien
mit
volutenartig
gedrehten
Kerzenträgern
ab,
einmal
unterbrochen
von
einem
Rundschild
mit
dem
Wappen
der
Stadt.
Später
eingefügt
wurde
das
Rentiergeweih
eines
Sechsunddreißigenders,
das
die
schwedische
Königin
Christina
der
Stadt
zur
Unterzeichnung
des
Friedensvertrages
geschenkt
hatte.
Der
Kronleuchter
im
Friedenssaal
zu
Münster
ähnelt
dem
in
Osnabrück
sehr
stark,
sodass
zu
vermuten
ist,
dass
beide
von
der
Hand
desselben,
namentlich
nicht
bekannten
Meisters
stammen.
Der
städtische
Repräsentationsraum
erlebte
seine
größte
Zeit
zwischen
1643
und
1648,
als
er
zum
Verhandlungsraum
für
zeitweilig
über
100
Gesandte
der
kriegführenden
Mächte
wurde.
42
Gesandten-
Porträts
an
den
Wänden
setzen
den
wichtigsten
Akteuren,
den
„
Pacificatores″
(Friedensmachern)
,
ein
Denkmal.
Während
in
Münster
die
katholischen
Mächte
unter
der
Leitung
Frankreichs
zusammentraten,
verhandelten
die
protestantischen
unter
schwedischer
Führung
in
Osnabrück.
Diplomatischer
Dünkel
Darunter
waren
neben
den
Schweden
vor
allem
die
Dänen,
die
protestantischen
reichsfreien
Städte,
protestantische
Fürsten
und
kaiserliche
Abgeordnete.
Als
erste
trafen
die
dänischen
Gesandten
in
Osnabrück
ein.
Schweden
und
Spanier
ließen
sich
Zeit,
weil
sie
nicht
vor
den
Franzosen
einziehen
wollten.
Jeder
versuchte,
den
Anschein
zu
vermeiden,
er
habe
den
Frieden
nötiger
als
die
andere
Partei.
So
ganz
scheint
das
diplomatische
Protokoll
von
derartigen
Empfindlichkeiten
noch
immer
nicht
geheilt
zu
sein.
Davon
weiß
Alt-
Oberbürgermeister
Hans-
Jürgen
Fip
ein
Lied
zu
singen.
Er
wurde
kürzlich
befragt,
welcher
Moment
in
seiner
15-
jährigen
Amtszeit
als
Stadtoberhaupt
ihm
das
stärkste
Herzrasen
verschafft
habe.
Da
nannte
Fip
die
350-
Jahr-
Feier
des
Westfälischen
Friedens
1998.
Damals
seien
bekanntlich
21
Staatsoberhäupter
nach
Osnabrück
gekommen.
Wer
zum
Empfang
im
Friedenssaal
noch
fehlte,
war
Spaniens
König
Juan
Carlos.
Bundespräsident
Roman
Herzog
habe
um
seine
Fassung
gerungen,
das
Protokoll
kopfgestanden.
Ein
Diplomat
kannte
den
Grund:
Der
spanische
Monarch
kommt
grundsätzlich
als
Letzter.
Das
dortige
Hofzeremoniell
gebiete,
dass
alle
anderen
auf
ihn
zu
warten
haben,
und
nicht
etwa
umgekehrt.
Und
richtig:
im
allerletzten
Moment
sei
dann
Juan
Carlos
in
seiner
Staatskarosse
vor
dem
Rathaus
vorgefahren,
vom
Hotel
Walhalla
kommend.
Was
er
schneller
zu
Fuß
geschafft
hätte,
wie
Fip
noch
anmerkte.
Für
den
Rat
zu
klein
Bis
1932
diente
der
erst
weit
nach
1648
so
benannte
Friedenssaal
dem
Rat
der
Stadt
als
Sitzungssaal,
obwohl
er
mit
dem
Wachstum
der
Stadt,
etwa
durch
die
Eingemeindung
von
Schinkel
und
der
entsprechenden
Mehrung
der
Ratssitze,
längst
zu
klein
geworden
war.
Durch
die
Machtergreifung
der
NSDAP
erledigte
sich
das
Problem.
Oberbürgermeister
Erich
Gaertner
verwies
am
20.
März
1933
auf
die
Unterordnung
der
kommunalen
Selbstverwaltung
unter
die
Staatspolitik.
Bald
darauf
war
das
Stadtparlament
aufgelöst,
der
Friedenssaal
wurde
musealen
Zwecken
zugeführt.
Schätze
ausgelagert
Beim
Bombenangriff
vom
13.
September
1944
erhielt
das
Rathaus
Volltreffer.
Nur
die
ausgeglühten
Außenmauern
blieben
stehen,
das
Holz
des
Dachstuhls
und
der
Zwischendecken
hatten
dem
Feuersturm
reiche
Nahrung
geboten.
Glücklicherweise
waren
wertvolle
Teile
der
Ausstattung
insbesondere
auf
Betreiben
des
Schriftstellers
und
Kulturhistorikers
Ludwig
Bäte
ausgelagert
worden.
Wandvertäfelung
und
das
spätgotische
Gestühl
des
Friedenssaals
sowie
der
große
Deckenleuchter
überdauerten
im
Salzbergwerk
Grasleben
bei
Helmstedt
ebenso
wie
die
Gesandten-
Porträts
und
das
Ratssilber
samt
Kaiserpokal.
So
konnte
zur
Wiedereröffnung
am
24.
Oktober
1948
das
Rathaus
in
seiner
alten
Pracht
glänzen.
Gleichzeitig
wurde
des
300.
Jahrestages
des
Westfälischen
Friedens
gedacht.
Anstelle
der
alten
Balkendecke
war
zunächst
eine
Kassettendecke
als
Provisorium
eingezogen
worden.
1987
erfolgte
ein
Umbau
mit
dem
Ziel,
Friedenssaal
und
Kleine
Ratskammer
wieder
näher
an
das
historische
Original
heranzuführen.
Die
Böden
wurden
mit
Oberkirchner
Sandstein
ausgelegt,
und
die
Decke
erhielt
Sichtbalken
aus
200
Jahre
alten
Floßhölzern.
Seither
dient
der
Friedenssaal
der
Friedensstadt
Osnabrück
noch
„
authentischer″
als
symbolhafter
Lernort
der
Friedensbildung.
Bildtext:
Der
Friedenssaal
des
Osnabrücker
Rathauses
vor
der
Kriegszerstörung.
1928,
als
das
Foto
entstand,
diente
er
noch
als
Ratssitzungssaal.
Foto:
Archiv
Kulturgeschichtliches
Museum
Osnabrück
Für
Empfänge
und
sonstige
feierliche
Anlässe
wird
der
Friedenssaal
heute
genutzt.
Das
Entzünden
der
echten
Wachskerzen
im
Kronleuchter
erfordert
einen
langen
Stab
und
eine
ruhige
Hand.
Foto:
Joachim
Dierks
Autor:
Joachim Dierks