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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Überschrift:
Braucht Osnabrück einen Ringbus?
Zwischenüberschrift:
FDP wirbt für großen Kreisverkehr – Stadtwerke: Wallring ungeeignet
Artikel:
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Originaltext:
In Münster umkreist seit dieser Woche eine neue Ringbuslinie die Innenstadt. Sie spart jenen Zeit und Wege, die nicht ins Zentrum wollen. Ein Modell auch für Osnabrück? Politiker und Fahrgastverbände sagen Ja, Wissenschaftler vielleicht, die Stadtwerke Nein.

Von Sebastian Stricker

Osnabrück. Mit seiner Idee vom Wallring als großer Kreisverkehr, der einen komplett verkehrsberuhigten Neumarkt ermögliche, ging FDP-Fraktionschef Thomas Thiele vor der Kommunalwahl hausieren. Seine Partei sehe gute Chancen, nach dem Auto- auch den Busverkehr zu einem großen Teil aus dem Bereich Neumarkt rauszunehmen, indem zum Beispiel am Hauptbahnhof und am Adolf-Reichwein-Platz Umsteigestationen entstehen″, ließ Thiele die Bürger wissen. Zudem könnten mit einer Ringbuslinie auf dem Wallring auch Einpendler die Innenstadt gut erreichen″.

Hätten andere Fraktionen derlei Reformvorschläge für das städtische ÖPNV-System bislang mit Unverständnis quittiert, will Thiele nun bemerkt haben, dass bei dem einen oder anderen Ratskollegen der Groschen fällt″. Gegenüber unserer Redaktion stellte der FDP-Vordenker sogar neue Gutachten und einen gemeinsamen Prüfauftrag für 2017 in Aussicht.

Auch einzelne Fahrgastverbände sprechen sich für einen Ringbus in Osnabrück aus. Der VCD-Kreisverband etwa empfiehlt eine Tangentiallinie, welche die Stadtteile direkt verbindet und an deren Umstiegspunkten stark frequentierte Ziele liegen: große Arbeitgeber zum Beispiel, Hochschulstandorte, Einkaufsläden oder Sport- und Freizeitstätten. Dieser Ring könne auch aus zwei Hälften bestehen, um weniger anfällig für Verspätungen zu sein, erklärt Verkehrsclub-Sprecher Jörn Keck. Ein solcher Kreisverkehr würde den Neumarkt entlasten, überflüssig werde der Knotenpunkt dadurch aber nicht.

Das sieht auch Jürgen Deiters so. In Osnabrück ist der Neumarkt als zentrale Verknüpfungsstelle aller Stadtbuslinien weiterhin unverzichtbar″, sagt der emeritierte Professor für Wirtschafts- und Verkehrsgeografie der Universität Osnabrück. Bereits Anfang der Neunziger hatte er im Auftrag der Stadtwerke zum Thema Ringbuslinie geforscht. Damals riet er von ihrer Einführung ab wegen fehlender Wirtschaftlichkeit einerseits und zumeist geringer Erreichbarkeitsvorteile andererseits.

Sein Veto stellte der Wissenschaftler allerdings unter den Vorbehalt, dass veränderte Rahmenbedingungen wie etwa die Entwicklung von Bevölkerung und Mobilität, Siedlung und Gewerbe, Stadt-Umland-Kooperation und Tarifsystem zu einer anderen Einschätzung führen können. Insofern könnte es tatsächlich an der Zeit sein, sich diesem Thema wieder zuzuwenden″, glaubt Deiters.

Die Stadtwerke Osnabrück sehen dazu keine Veranlassung. Der Gedanke einer Ringbuslinie wurde bereits vor Jahren intensiv von den Stadtwerken geprüft und eindeutig abgelehnt″, sagt Sprecherin Katja Diehl. Diese Einschätzung gelte bis heute. Begründung: Im Gegensatz zu Städten wie Münster sei der Wallring in Osnabrück zu eng und innenstadtnah, um ihn für einen wirtschaftlich und verkehrlich attraktiven Busring zu nutzen.

Mehr Umstiege und deutlicher Zeitverlust wären für Fahrgäste im Vergleich zum heutigen System, das alle Linien über den Neumarkt führt, die Folge, meinen die Stadtwerke. Auch die Kosten eines Zehn-Minuten-Takts auf einer solchen Ringlinie wären im Vergleich zum Effekt für die Fahrgäste nicht annähernd darstellbar″.

Was sich der kommunale Verkehrsbetrieb hingegen durchaus vorstellen kann, seien Tangentiallinien zwischen Stadtteilen, die zueinander einen neuen Bezug gewonnen haben″. Als Beispiel nennt Sprecherin Diehl Haste und Dodesheide.

Bildtext:

Alle Stadt- und Regionalbuslinien führen in Osnabrück über den Neumarkt. Das muss nicht so bleiben, meinen Politiker, Fahrgastverbände und Wissenschaftler. Foto: Michael Gründel

Kommentar:

Zu wenig Potenzial

An eine Ringbuslinie in Osnabrück werden hohe Erwartungen geknüpft. Sie soll Fahrgäste schneller zum Ziel bringen, die Erreichbarkeit der Stadtteile verbessern, außerdem den Neumarkt von lästigem Verkehr befreien. Doch das Potenzial für eine geschlossene Tangentialverbindung auf dem Wallring ist gering.

Das liegt vor allem daran, dass überhaupt nur ein Bruchteil der Fahrgäste am Neumarkt umsteigt. Für die allermeisten ist er Startpunkt oder Ziel der Reise. In Zahlen: 45 000 Ein- und Ausstiege täglich registrieren die Stadtwerke dort nach eigenen Angaben. Doch nur 15 Prozent der Fahrgäste wechseln die Linie. Zum Vergleich: In Münster steigt ein Viertel der Fahrgäste am Hauptbahnhof als wichtigstem Knotenpunkt in andere Busse um.

Ohne durchgehende Busspuren auf dem Wall wäre eine Ringlinie in Osnabrück außerdem zu verspätungsanfällig. Um die äußeren Stadtteile miteinander zu verknüpfen, scheinen also andere, punktuelle Lösungen vorläufig besser geeignet.
Autor:
Sebastian Stricker


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